Workshop und Plenum
Ich war ein wenig beschäftigt. Mittlerweile dürfte ja den meisten Lesern bewusst geworden sein, dass ich mich immer weniger mit der Archäologie beschäftige. Hier und jetzt will ich mich aber nicht damit auseinandersetzen, warum das so ist. Fest steht aber, ich habe Archäologie studiert und fühle mich auch als einer. Dass meine wissenschaftliche Karriere kaum Fortschritte macht, sei einmal dahin gestellt. Ich habe es in Kauf genommen, als ich nach Vietnam gegangen bin. Doch ab und an möchte ich natürlich doch wieder in der Archäologie Fuß fassen. Und deswegen war ich sehr erfreut, dass die Provinz Quang Ngai und das Institute of Archaeology in Ha Noi mich zu einer internationalen Konferenz eingeladen haben.Die Insel Ly Son liegt 50 Minuten vom Festland entfernt
Thema war die Unterwasserarchäologie. Das ist zwar nicht mein Arbeitsgebiet, aber mein Glas, das ich ja studiere, ist eine der am meisten per Boot und Schiff verhandelten Materialien in Südostasien. Also steuerte ich ein Paper mit dem Titel "Glass in Maritime Contexts: A Theoretical and Practical Approach" bei. Das Paper werde ich beizeiten dann bei Academia einstellen. Die Konferenz insgesamt war ein wundervoller Erfolg. Doch Vietnam muss noch sehr viel tun für die Unterwasserarchäologie. UWA ist leider ein sehr kosteninsives Forschungsfeld, das selbst von reichen Nationen nur bedingt gestemmt werden kann. Um so wichtiger ist der richtige Umgang mit dem maritimen Erbe.
Ly Son
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Vietnam Institute of Archaeology, das Kultur- und Volkskommitee der Provinz Quang Ngai und die Organisatoren allgemein: Kost und Logis waren vollständig gesponsert. Das Essen war herrlich, ausnahmslos vietnamesische Kost, viel Fisch und Gemüse, viel Obst; ein herrliches Frühstücksbuffet und auch sonst ließen die Organisatoren vor Ort keine Wünsche unerfüllt. Nach unserer Ankunft am Montag ging es am Dienstag nach Ly Son. Ich war 2009 bereits einmal dort. Es ist faszinierend, wie sich diese Insel nun entwickelt hat. Der gemeinsame Ausflug half auch, Kontakt zu den anderen Teilnehmern zu finden. So traf ich zum ersten Mal meinen Kollegen Noel, mit dem ich seit 7 Jahren in Email-Austausch stehe. Immer wieder hatten wir uns vorgenommen, mal Hallo zu sagen, aber es hatte nie geklappt. Mittwoch und Donnerstag hieß es dann aber arbeiten. Und die Workshop-Arbeit hatte es wirklich in sich. Mittwoch ganze elf Stunden, zuzüglich der Pausen und dem Mittagessen. Abends wurden wir dann von der vietnamesischen Regierung zu einem Bankett eingeladen. Das entschädigte all die Mühe allemal. Und für alle, die nicht so sehr mit dem vietnamesischen Vodka vertraut waren, gab es noch ein Zugeständnis: Am Donnerstag fing der Workshop erst eineinhalb Stunden später an. Zeit genug, seinen Kopf wieder klar zu bekommen. Donnerstag nachmittag gab es dann noch einen Ausflug nach Sa Ky und Binh Chau - inklusive Tauchgang. Da die wenigsten aber Tauchanzüge mit hatten, verzichteten sie darauf. Ich auch - ich kann ja nicht einmal richtig schwimmen.
Mittagessen auf Ly Son
Die Abschlussdikussion brachte dann einige Forderungen an den Tag. So wies Professor Starniforth darauf hin, dass die Etablierung einer UWA mit sehr viel Verantwortung einhergeht. Es müssen Spezialisten ausgebildet werden, die dann später aber auch eine Berufsperspektive besitzen. Generell muss die vietnamesische Regierung ihr Engagement erheblich steigern. Andere Themen waren die Schatz- und Raubgräber, das Einbinden der lokalen Bevölkerung, aber auch die Frage, was eigentlich mit ausgegrabenen Schiffen geschehen soll. Starniforth verwies darauf, dass selbst die reichsten Industrienationen kaum über Geld und Technik verfügten, um ganze Schiffe dauerhaft zu konservieren. Deswegen sollte man die Funde da lassen, wo man sie gefunden habe, also unter Wasser. Aber natürlich können solche Fundstellen auch touristisch erschlossen werden. Wenn man aber nun jeden an diese Stellen ließe, bürge dies die Gefahr, dass die Stellen auch zerstört werden. Abschließend diskutierten wir auch kurz das Thema der organischen Funde, das leider meines Erachtens ein wenig zu kurz kam.Mein Vortrag
Ich bin nun gerade in Da Nang und morgen geht es dann weiter nach Bac Lieu. Die Konferenz war ein voller Erfolg und hat mich wieder ein wenig beflügelt.
Hatte sogar meinen eigenen Tisch.
Party auf Vietnamesisch
Sa Ky und Binh Chau - wir waren die Attraktion des Dorfes
Sonderausstellung im Museum Quang Ngai