Unabhängigkeit

Da ich nun mein Auto nicht mehr beruflich brauche, weil ich meinen Arbeitsplatz ab September zu Fuß erreichen kann, fiel mir so spontan ein, dass ich ja dann mein Auto eigentlich gar nicht mehr brauche und wir uns die Kosten sparen können. Ich hatte im Autohaus schon angefragt, was ich dafür bekomme, wenn ich es abgebe. Der Gedanke war, dass ich alle Fahrten innerhalb unserer Stadt auch mit dem Fahrrad erledigen kann.

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Da wir sehr zentral wohnen und alle Geschäfte fußläufig erreichbar haben, sah ich keinen Grund darin, das Auto zu behalten. Meine Familie und auch die Familie meines Mannes wohnt zwar nicht in unserer Stadt, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre das auch machbar - theoretisch.

Ich habe einen kleinen Opel Corsa Diesel, Baujahr 2009. Als ich ihn gekauft habe, waren die Kinder noch nicht geplant, obwohl ich wusste, dass wir irgendwann Kinder haben werden. Beim Kauf habe ich darauf geachtet, dass er nicht zu teuer ist, nicht zu viel verbraucht und dass er klein ist, weil ich lieber ein wendiges Auto habe statt ein Schiff, mit dem ich in keine Parklücke komme. Wenn mein Mann und ich zusammen unterwegs waren, sind wir sowieso meist mit seinem Auto gefahren. Das Auto war also nur für mich allein.

Als die Große dann auf der Welt war, hätte ich darüber nachdenken können, auf einen Vier-Türer umzusteigen. Kurz habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, mich dann aber dagegen entschieden. Es passte alles rein, was ich brauche. Für den Transport vom Kinderwagen musste ich zwar den Rücksitz zur Hälfte umklappen, aber selbst das ist kein Problem. Für den Transport vom Kinderwagen-Gestell, auf den ich den Maxi Cosi setzen konnte, musste ich nur die Abdeckung vom Kofferraum abnehmen.

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Der Maxi Cosi stand sowieso erstmal auf dem Beifahrersitz, weil ich das beruhigender fand, dass ich sie während der Fahrt sehen kann. Glücklicherweise lässt sich beim Corsa der Beifahrer-Airbag ausschalten. Als sie dann nicht mehr in den Maxi Cosi passte, bauten wir den Kindersitz hinter dem Beifahrersitz ein. Mein Auto hat Isofix, was zusätzlichen Halt für den Sitz bietet. Sie konnte von Anfang an selbst in den Sitz klettern, sodass das Einsteigen über die Beifahrertür kein Problem darstellt. Fürs Anschnallen bin ich auch eben mit eingestiegen hinter den Beifahrersitz, um sie wirklich richtig anzuschnallen. Über den Rückspiegel kann ich sie sehen und reden klappt bekanntlich auch ohne Blickkontakt.

Nach der Geburt der Kleinen packten wir dann den Maxi Cosi wieder aus und dieser steht wieder auf dem Beifahrersitz. Wenn sie umzieht in den Kindersitz, wird die Große hinter mir sitzen und die Kleine hinter dem Beifahrersitz. Beide werden über die Beifahrerseite einsteigen und ich werde dann eben kurz mit nach hinten einsteigen, um sie anzuschnallen. Ich bin da eher praktisch veranlagt und komme mit den vorhandenen Gegebenheiten gut klar. Selbst wenn es etwas umständlicher ist und länger dauert, ist doch nicht schlimm.

Als ich dann bewusst und intensiver darüber nachdachte, wie es wohl ohne Auto ist, und das alles mal genauer beobachtet habe, fiel mir auf, dass das zwar in der Theorie alles möglich ist und gut klingt, aber dass da doch so einige Hürden sind:

  • Die Fahrt ins Sauerland zu meiner Mutter mit der Bahn dauert 3,5 Stunden (wenn alle Züge und Busse pünktlich sind) und wir den Anschluss bekommen. Das NRW-Ticket kostet pro Tag 43 Euro. Bei 3,5 Stunden Fahrt lohnt es sich nicht, an einem Tag hin und zurück zu fahren, sodass wir zwei Tickets brauchen. Ganz davon abgesehen, dass die Geduld der Kinder wahrscheinlich zwei Fahrten pro Tag nicht aushalten würde. Bisher bin ich mindestens einmal im Monat mit dem Auto gefahren, manchmal auch über Nacht. Wenn ich die reinen Benzinkosten rechne, komme ich mit 20 Euro hin (für beide Strecken) und bin innerhalb von 2 Stunden (einfache Strecke) da, in denen die Kinder meistens komplett schlafen. Das wäre also mit der Bahn (Umsteigen und nicht durch Geschrei oder lautes Spielen andere Fahrgäste stören) viel stressfreier. Außerdem muss man mit 2 kleinen Kindern auch einiges mitnehmen, gerade wenn man übernachtet und ohne Kinderwagen klappt es auch noch nicht, deshalb wäre die Bahnfahrt zusätzlich vermutlich auch ziemlich anstrengend.
  • Meine Schwiegereltern wohnen in Dortmund, was noch eher mit der Bahn machbar wäre, weil wir nicht umsteigen müssen, mal abgesehen von Bus bei uns und U-Bahn bzw. Bus in Dortmund. Trotzdem kämen auch hier die Kosten von 43 Euro pro Tag auf uns zu, vergleichsweise mit dem Auto etwa 12 Euro für beide Strecken.
      Wir könnten uns zwar von den Schwiegereltern bzw. auch von meiner Mutter vom Bahnhof abholen lassen, aber dann bräuchten sie ja auch Kindersitze, was dann erstmal mit Kosten verbunden wäre.
  • Wir fahren zurzeit zum Ponyreiten einmal pro Woche in einen Wald, der zwar kilometermäßig gar nicht so weit entfernt von uns ist, aber doch ziemliche Höhenunterschiede überwindet. Ich dachte, dass wir dort problemlos mit dem Bus hinkommen, aber nach genauerem Hinsehen dauert das 1,5 Stunden pro Strecke mit 2 x Umsteigen. Das für eine Stunde Ponyreiten steht meiner Meinung nach in keinem Verhältnis. Alternativ habe ich mir das Angebot Carsharing angeschaut, was eine denkbare Alternative wäre. Die Kosten pro Fahrt zum Ponyreiten und zurück lägen bei etwa 10 Euro. Pro Monat wären es also 40 Euro. Klar könnten wir auch auf das Ponyreiten verzichten, was uns allen sehr leid tun würde. Meine Arbeitszeiten sind glücklicherweise so, dass wir das auch weitermachen können, wenn ich arbeite (das ist doch mehr als Zufall, dass sich das genau so passend ergeben hat). Es ist ein ganz besonderes Angebot, wo wir alle Kraft tanken können, weil es ein ganz ruhiger Wald ist, wir fühlen uns der Natur verbunden, kommen zur Ruhe und die Große hat so viel Freude im Umgang mit den Ponys.

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Als ich darüber nachdachte und darüber sprach beim Ponyreiten, kamen mir selbst die Tränen. Es tut auch mir gut und ich möchte es nicht missen.

    Theoretisch kann ich den Weg zur Tagesmutter, zum Arbeitsplatz, zum Kindergarten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zurücklegen. Alles kein Problem. Was, wenn es in Strömen regnet oder wenn wir spät dran sind oder die Kinder krank sind oder oder? Es ist einfach beruhigend, auf's Auto zurückgreifen zu können, wenn es nötig ist. Klar hat mein Mann auch ein Auto, aber er ist damit tagsüber in der Woche auf der Arbeit und braucht dies auch dafür. Am Wochenende unternehmen wir auch ab und zu Dinge getrennt - ganz davon abgesehen, dass ich mir nicht zutraue, mit seinem vergleichsweise großen Auto zu fahren. Zu viel Schnickschnack (Rückfahrkamera, Automatik, Einparkhilfe, etc.) Mit so viel Technik bin ich überfordert - da lob ich mir meinen kleinen Corsa und den Tipp meines Fahrlehrers vor 18 Jahren, wie ich ohne technische Hilfen einzig und allein durch meine Augen und ein bisschen Übung, die ich mir inzwischen aneignen konnte, in fast jede Parklücke komme. 😉

Unter dem Strich hätten wir also im Monat etwa 160 Euro Kosten plus Bustickets für eventuelle Fahrten, die mal nicht mit Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden können. Und wir hätten einen viel höheren Zeit- und Organisationsaufwand. Das steht meiner Meinung nach nicht im Verhältnis zu den aktuellen Benzinkosten von 40 Euro im Monat. Mehr als einmal im Monat tanke ich nämlich aktuell nicht. Klar kommen Versicherung und Reparaturen dazu, was ungefähr nochmal 70 Euro im Monat ausmacht. Trotzdem noch günstiger, das Auto zu behalten.

Ein gravierender Vorteil kommt noch dazu, nämlich dass ich unabhängig bin und nicht erst überlegen muss, wie ich nun da und dahin komme oder was es kosten würde, wenn ich jemanden besuche, wo ich mal nicht eben mit dem Fahrrad hinkomme. Wenn ich irgendwohin fahren möchte, packe ich die Sachen und die Kinder ins Auto und los geht's.

Diese Unabhängigkeit ist es mir wert und ich werde mein kleines feines Auto so lange behalten, bis dass der Tüv uns scheidet. . . Inzwischen sind schon einige Gebrauchsspuren am und im Auto, was für mich alles Erinnerungen sind an die Sachen, die ich damit erleben durfte, an die Fahrten, die ich damit gemacht habe. Innen kann sicherlich noch eine große Mäusefamilie satt werden von den ganzen Keksresten und Brötchenkrümeln. Auch das gehört für mich dazu, denn es ist für mich viel mehr wert, dass die Kinder während der Fahrt zufrieden sind und nicht weinen als dass ich ein aufgeräumtes sauberes Auto habe! Mein Mann hat einen Firmenwagen, bei dem es wichtig ist, dass er gepflegt und ordentlich ist und bleibt. Denn er gehört nicht ihm persönlich, deshalb gehört es dazu, ihn pfleglich zu behandeln.

Trotzdem möchte ich umdenken und öfter auf das Fahrrad zurückgreifen statt der Bequemlichkeit wegen ins Auto zu steigen, der Umwelt und der Gesundheit zu Liebe. Mir ist bewusst, dass es Luxus ist, zwei Autos in einer Familie zu haben. Auf diesen Luxus möchte ich momentan nicht verzichten, um weiterhin flexibel und unabhängig zu sein. Dieses "Umdenken" ist gar nicht so leicht, wenn der Autoschlüssel immer in greifbarer Nähe ist und das Auto in der Garage steht. Da kam auch der Artikel von Kathrin ganz gelegen, um mir das und viele andere hilfreiche Tipps hinsichtlich Umweltbewusstsein vor Augen zu führen. Ich werde es versuchen, das nach und nach umzusetzen - und berichten, wie es klappt, wenn Ihr es wissen möchtet.

Eure Renate

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