Blogparade “Was machst Du eigentlich beruflich”

Bei Florian vom Großstadtküste-Blog gibt es eine Blogparade, in der er fragt, was die Elternblogger eigentlich so beruflich machen.

Ich mache mit, weil ich das Ergebnis sehr spannend finde und es mich auch interessiert, welche Jobs hier so alles vertreten sind unter den Elternbloggern und auch, weil sich meine Einstellung zum Job seit der Geburt meiner großen Tochter geändert hat.

Bis zur Geburt meiner Großen lebte ich für den Job, ich ging darin auf, widmete meine Zeit dafür, teilweise auch meine private, indem ich auch in der Freizeit die Firmen-E-Mails las und beantwortete oder wenn ganz viel zu tun war, mich anmeldete und anfing, abzuarbeiten. Es machte mir Freude und ich spürte die Anerkennung, die ich dadurch erhielt. Ich arbeitete bis 2011 als Sekretärin - insgesamt 13 Jahre. Es war der Job, den ich mir schon in der Schulzeit gewünscht habe. Ich richtete alles danach aus, dass ich Sekretärin werden konnte - von der Schulwahl (Wahlpflichtfächer und Fachrichtung) über den Ausbildungsberuf und auch die Weiterbildung. Ich arbeitete in einem großen Unternehmen, in verschiedenen Abteilungen. Weil man in dem Job viel mit Menschen zu tun hat, steht und fällt der Spaß am Job meist auch mit den Menschen, mit denen man zu tun hat. Organisieren, Planen, möglichst viel um die Ohren haben, Priorisieren, freundlich sein, ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen zu haben, mit denen ich zu tun habe - das gefiel und gefällt mir.

Trotzdem nutzte ich innerhalb des Unternehmens weiterzukommen, indem ich in die Sachbearbeitung wechselte. Mein Chef unterstützte das und fördert mich. Es ging in die Risikoanalyse und -berechnung: viele Zahlen, Programme, Systeme, Preise, Kalkulationen, Datenpflege, usw. Es war Schichtarbeit, weil die unterschiedlichen Aufgaben teils nur in bestimmten Zeitfenstern möglich waren. Manche mussten morgens sehr früh bis zu einer bestimmten Zeit erledigt sein, andere konnten erst ab einem bestimmten Zeitpunkt erledigt werden und mussten vor Geschäftsschluss sicher laufen. Wir bereiteten Zahlen auf, berechneten, kontrollierten, verglichen, recherchierten. Es machte Spaß, war aber ein ganz anderes Arbeiten. Nicht mehr die Menschen standen im Vordergrund, sondern die Zahlen und Programme. Klar arbeitete ich auch hier noch mit Menschen zusammen, aber eben größtenteils jeder für sich, jeder vor seinem PC, jeder an seinen Zahlen. Abstimmung gab es, ergebnisorientiert und die Sache stand im Vordergrund. Wenn das Problem gelöst war, setzte sich jeder wieder an seine eigene Aufgabe. "Risk Analyst" war meine Tätigkeitsbezeichnung - und jeder, der das hörte oder las, sagte "Wow, das ist bestimmt was total Wichtiges".

Als ich dann schwanger war, machte ich mir Gedanken, wie es wohl nach der Geburt weitergeht.

"Meine Mama hat das doch auch geschafft, direkt nach dem Mutterschutz sogar Vollzeit arbeiten zu gehen", dachte ich. Da kann ich ja wohl einen Tag pro Woche arbeiten, um in den Themen drin zu bleiben und etwas Geld zu verdienen. Das vereinbarte ich bereits vor der Geburt mit meinem Chef und wir schlossen einen Teilzeitvertrag zum Ende des Mutterschutzes. Der Mutterschutz verging wie im Flug und bis einen Tag vor Job-Start konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich das übers Herz bringe, mein kleines Baby bei der Tagesmutter abzugeben. Zum Glück klappte es ganz gut, sie trank meine abgepumpte Muttermilch problemlos aus der Flasche, schlief gut und je aufmerksamer sie wurde, lernte sie die Tagesmutter kennen. Sie wurde zu einer Bezugsperson - ganz automatisch.

Nach einem Jahr stockte ich die Arbeitszeit auf und ging an 3 Tagen pro Woche arbeiten. Durch die abgeschlossenen Aufgabengebiete innerhalb unserer Abteilung klappte es ganz gut, dass ich nur an einzelnen Tagen da war und an anderen nicht. Trotzdem gestaltete es sich schwierig, dass ich in Teilzeit arbeitete, weil ich zu dem Zeitpunkt die einzige war. Da waren sowohl das Verständnis der Vollzeit-Kollegen als auch die Organisation an sich schwierig. Es musste erstmal ausprobiert werden, welche Aufgaben und Schichten geeignet sind und welche nicht, was passiert, wenn ich im Stau stehe, wer springt dann ein, usw. Das dauerte seine Zeit und pendelte sich irgendwann ein. Es war aber nicht wie vorher, denn ich war oft gehetzt, musste mich beeilen, um rechtzeitig fertig zu sein und die Große wieder abzuholen. Spontanes Ausfallen durch Krankheit der Großen wurde zwar akzeptiert, aber auch hier war das Verständnis begrenzt, denn die Kollegen hatten damit ja keine Erfahrung, weil die meisten keine Kinder haben.

Als ich wieder schwanger war, war für mich sofort klar, dass ich dieses Mal nicht sofort zurückkehre, sondern die Zeit mit beiden Kindern noch genieße, bevor die Große in den Kindergarten und die Kleine zur Tagesmutter geht. Langweilig wird mir sicher nicht werden, dachte ich. Im Gegenteil - ich konnte mir gar nicht vorstellen, mit zwei Kindern wieder arbeiten zu gehen und allem gerecht zu werden. Ich kündigte also eine Elternzeit von 2 Jahren an und verabschiedete mich, als der Zeitpunkt des Mutterschutzes gekommen war. Bis dahin erledigte ich die Aufgaben wie vorher und es klappte gut.

Als die Kleine fast ein Jahr alt war, nahm ich Kontakt zu meinem Chef auf und kündigte an, dass ich nach Kindergarten-Start der Großen wieder arbeiten möchte, in Teilzeit während der Elternzeit. Wir vereinbarten zwei ganze Tage pro Woche, die aus meiner Sicht sowohl für die Aufgaben als auch für mich einfacher waren. Das bestätigten auch die Kollegen, mit denen ich darüber gesprochen habe. Ich hatte ja pro Tag noch eine Fahrzeit von 2 Stunden, sodass es sich nicht besonders lohnte, für halbe Tage ins Büro zu fahren. Deshalb waren zwei ganze Tage optimal. Wir schlossen den Vertrag ab und ich war sehr dankbar, dass die Vereinbarung so unkompliziert lief. Unter dieser Sicherheit des bestehenden Vertrages konnte ich nun alles ganz entspannt auf mich zukommen lassen und die Zeit bis zum Kindergarten- und Tagesmutter-Start noch genießen mit den Kindern.

Eines Sonntags gingen wir spazieren und mein Blick fiel auf den Schaukasten an der Kirche. Da lächelte sie mich an, eine Stellenausschreibung "Pfarramtssekretärin in Teilzeit, 20 Stunden pro Woche" in der Gemeinde, zu der ich gehöre und mich bereits ehrenamtlich engagiere. "Das gibt's doch nicht", dachte ich. Ich habe keinen Job gesucht, weil ich ja mit meinem Chef schon alles klar hatte und dann das! Wir spazierten weiter und dieser Job ließ mich nicht los. In meinem Kopf schwirrte herum, dass ich doch dumm wäre, wenn ich es nicht probiere. Dann könnte ich zu Fuß zur Arbeit gehen und es ist ein Beruf, in dem man mit Menschen zu tun hat und dann auch noch mit Gleichgesinnten, denn der christliche Glaube verbindet. Ich fragte meinen Ansprechpartner für die ehrenamtliche Tätigkeit nach einer Referenz, da dies für die Bewerbung gewünscht war und setzte mich an die Bewerbung: "Es ist mir eine Herzensangelegenheit... Pfarramtssekretärin ist mehr als ein Beruf.... es würde mir einen großen Wunsch erfüllen, meine Interessen und den christlichen Glauben auch in meinem Beruf einzusetzen" kam es über die Tasten. Ich schrieb frei heraus, ohne nachzudenken, was der Empfänger der Bewerbung wohl hören möchte - ich schrieb das, was mir in den Sinn kam.

Nach Ablauf der Bewerbungsfrist erhielt ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch und ich machte mir Gedanken, was ich dort wohl gefragt werden würde und wie ich antworten werde. Vorstellungsgespräche hatte ich schon einige geführt, da es in einer großen Firma immer mal wieder nötig ist, sich zu bewerben - sei es durch Umorganisationen oder durch freiwillige Wechsel. Bisher hatte ich mir immer Notizen gemacht mit Antworten, die wichtig sein könnten, kurzen Stichpunkten, Fragen, usw.

Da das Gespräch abends stattfand, machte ich mir Gedanken, wie ich das mit den Kindern organisiere. Hier zu Hause werde ich abends immer verlangt und wenn ich nicht da bin, wird geweint. Das hätte es mir und dem Papa schwer gemacht. Ich hätte mich nicht richtig konzentrieren können und der Papa hätte Schwierigkeiten gehabt, die Kinder zu beruhigen. Zum Glück fiel mir eine Freundin ein, die angeboten hatte, mal aufzupassen, wenn was ist. Die Kinder kennen sich und spielen gerne miteinander. So klärte ich es mit ihr ab und brachte meine beiden Mädels rechtzeitig zu ihr, sodass ich auch noch etwas dort bleiben konnte, bis dass ich sie allein dort ließ. Der Abschied war gar kein Problem, beide waren sofort am Spielen. Ich hatte also zu Hause noch genug Zeit, mich in Ruhe vorzubereiten. Der Arbeitsort, wo auch das Gespräch stattfand, ist nur zu Fuß erreichbar, weil es in der Fußgängerzone ist. Ich laufe von zu Hause 2 Minuten dorthin. Es war allerdings in Strömen am Regnen und egal wie schnell ich ging, würde ich klatschnass dort ankommen. Selbst wenn mein Mann mich bis zum Anfang der Fußgängerzone gefahren hätte, wäre ich nass gewesen. Ich grübelte, wie ich das mache, als ich sah, dass es aufhörte zu regnen - das erste Mal an diesem verregneten Tag. Also nix wie los . . . Es schien wie ein Zeichen!

"Wenn Du etwas erreichen möchtest, was Du noch nie erreicht hast, musst Du etwas tun, was Du noch nie getan hast" Unbekannter Verfasser

Gemäß diesem Spruch machte ich mir dieses Mal keine Notizen, sondern ließ es einfach auf mich zukommen. In dem Beruf ist es wichtig, auf das einzugehen, was man gefragt wird oder was einem gesagt wird und nicht das, was im Lehrbuch steht. Deshalb antwortete ich im Gespräch genau das, was mir einfiel, was mir in den Sinn kam und was mein Herz sagte. Denn es ist ein Herzensjob und da hilft es nicht, den Verstand sprechen zu lassen. Ich wusste auf jede Frage eine Antwort und antwortete so, wie ich bin, das, was ich fühlte und was mir persönlich wichtig war ohne mir Gedanken zu machen, wie es bei meinen Gesprächspartnern ankam. Und genau das kam scheinbar sehr gut an. Es war ein angenehmes Gespräch, wir lachten viel und es gab viele Übereinstimmungen von Erwartungen und Aussagen. Schon nach einer halben Stunde war das Gespräch zu Ende und ich hatte kein richtiges Gefühl, ob es nun wirklich geklappt hat oder nicht. Ich war mir jedenfalls sicher, dass ich alles gesagt hatte, was ich sagen wollte und dass ich nichts hätte besser machen können. Die Entscheidung war für eine Woche später angekündigt und deshalb staunte ich nicht schlecht, als schon am nächsten Tag das Telefon klingelte und ich die Zusage bekommen hatte. "Es hat alles gepasst", dachte ich - nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Gesprächspartnern.

Und ich denke, dass auch Gott seinen Anteil daran hatte, in dessen Dienst ich ja dann bald treten werde.

Das bedeutete gleichzeitig, dass ich meinen Chef und meine Kollegen informieren muss, meine Kündigung abgeben und hoffen, dass ich vorzeitig aus meinem Arbeitsvertrag entlassen werde. Denn durch meine inzwischen 18-Jährige Unternehmenszugehörigkeit habe ich eine sehr lange Kündigungsfrist. Auch hier passte alles, mein Chef stimmte einer Aufhebungsvereinbarung zu. "Warum auch nicht?", denn durch die Elternzeit stand ich sowieso nicht zur Verfügung. Ob ich nun also aus dem Vertrag entlassen werde oder mein Vertrag weiterhin aufgrund der Elternzeit ruht, kommt für ihn auf's Gleiche raus. Auch hier passte also alles. Ich hatte keine Erfahrung, wie man kündigt und wie eine solche Aufhebungsvereinbarung aussieht. Zum Glück ist in einem großen Unternehmen sowas ein Standardprozess und es wurde alles vorbereitet.

Ich machte mich also morgens auf den Weg - das letzte Mal aus beruflichen Gründen in diese Richtung

Blogparade “Was machst Du eigentlich beruflich”

Alles geht mal zu Ende. Heute habe ich mich von etwas verabschiedet, was ich ziemlich genau die Hälfte meines bisherigen Lebens getan habe.😅

- Reni (@mamis_blog) June 21, 2016

Es fiel mir gar nicht so schwer, wie ich dachte, zum letzten Mal das Büro zu betreten. In meinem Team hat sich so viel verändert während meiner Elternzeit, dass ich kaum jemanden kannte. So war es ein schneller Abschied, eine Unterschrift unter dem Aufhebungsvertrag bei der Personalabteilung und der Abschied von Kolleginnen, mit denen ich auch während der Elternzeit Kontakt hatte. Wir werden uns also auch weiterhin sehen, denn wir haben auch schon die 1,5 Jahre Elternzeit den Kontakt aufrecht gehalten. Ich habe den Betriebsausweis abgegeben und bin glücklich nach Hause gefahren. Noch ein schneller Blick auf das Gebäude vom Parkplatz aus, abspeichern in meinen Erinnerungen und los geht's.

Blogparade “Was machst Du eigentlich beruflich”

Ich bin kaum traurig, obwohl 18 Jahre eine lange Zeit sind. Diesen Monat werde ich 36 Jahre alt, ich war also mein halbes Leben in einem Unternehmen tätig. Es ist viel passiert, ich habe viele Menschen kennen und schätzen gelernt, hatte tolle, interessante Aufgaben. Dafür bin ich dankbar. Jetzt beginnt eine neue Zeit und ich freue mich darauf, dass meine persönlichen Interessen (der christliche Glaube), die Tätigkeit in meinem Traumjob als Sekretärin und die Familiensituation (Arbeitsstelle nah an der Wohnung und am Kindergarten) sich so gut vereinbaren lassen. Ich bin davon überzeugt, dass es gut wird und dass meine Tätigkeit als Pfarramtssekretärin mir Freude machen wird.

Und was machst Du eigentlich beruflich? Florian hat die Blogparade noch bis zum 30. Juni verlängert. Macht doch auch noch schnell mit und tragt Euch ein.

Eure Renate

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