Von Günter Verdin
Wieder einmal bei Barbara Karlich (ORF2, montags bis freitags um 16 Uhr) vorbeigeschaut. Der Titel klingt ein wenig hausbacken-kühn: „Wir sind die ehemaligen Hippie- und Kommunekinder“. Na, schauen wir einmal. Es tritt auf der Sangeskünstler Horst Chmela, 72, der von seinem Country-inspirierten Hit „Aner hat imma des Bummerl“ schon ein ganzes Leben lang zehrt. Die Fernsehregie hat das Lied vermutlich nicht verstanden; in dem Moment, als der Künstler melancholisch singt: „Mei Weib is fort mir über Nacht“, schneidet die Bildmischerin auf eine wie über einen guten Witz aus vollem Halse lachende Dame. Und zur Liedzeile „Weil i vom Glück des Stiefkind bin“ präsentiert uns die Kamera ein lustig schunkelndes jüngeres Paar.
Hauptakzent in der Studiodekoration ist ein Aquarium, in dem muntere Fischlein für Bewegung sorgen, falls der Talk mal stagnieren sollte. Die Karlich freilich kommt nie ins Schwimmen, sie hält sich an ihren Moderationskärtchen fest . Sie ist charmant und, das Wichtigste, sie nimmt ihre Talkgäste ernst. Da wird keiner verschaukelt, auch nicht der sich von Kopf (grüner Bart) bis Fuss (grüngefärbte Schuhe) äusserst bunt darstellende Georg. Da läge ja wohl die Bemerkung in der Luft, dass der ehemalige Lackierer vielleicht zu viele giftige Dämpfe eingeatmet hat. Typisch für die Hippie-Kultur mit ihren Auswirkungen auf Musik und Mode sind die gesprächsbereiten Herrschaften allerdings nicht, auch nicht die sympathische Landfrau Christine oder der nette Pastor Franz, der schon mal schlimmer war als heute. Der Aktionist Emmerich und der 21 jährige Aktivist Leon von „united creations“ sind auch keine Hippies, aber ernstzunehmende Persönlichkeiten mit spannenden Lebenskonzepten.
Bewundernswert an der Barbara-Karlich-Show ist das liberale und verständnisvolle Klima auch für Menschen, die nicht mit dem Schwarm schwimmen. Prädikat: sehr gut gegen Vorurteile!