Tugend – jenseits von Vorstellung

Tugend – jenseits von VorstellungVimukti Bodhisattva fragte den Buddha: „Wenn der Geist in der wahren Wirklichkeit keine Geburt hat, wie ist dann etwas anzunehmen oder etwas ablehnen? Verbleibt man dann bei irgendwelchen phänomenalen Erscheinungen?“
Der Buddha antwortete: „Der Geist, der keine Geburt hat, akzeptiert nichts und weißt auch nichts zurück. Man verweilt im Nicht-Geist und im Nicht-Phänomen.“
Vimukti Bodhisattva fragte den Buddha: „Weltverehrter, wie verweilt man in Nicht-Geist und in Nicht-Phänomen?“
Der Buddha antwortete: „Wenn der Geist nicht auftaucht oder nichts ersinnt, wenn ein Phänomen nicht entsteht, bleibt man in keinem Phänomen. Edles Kind, da Phänomene und Geist nicht entstehen, verlässt man sich auf nichts. Wenn man nicht in den Handlungen von Körper, Stimme und Geist hängenbleibt, ist der Geist ständig leer und still, frei von verschiedenen Erscheinungen. Als eine Analogie bewegt sich der offene Himmel weder, noch bleibt er stehen, er tut nichts und unterscheidet niemals zwischen diesem und jenem. Wenn man das Auge erwirbt, das sieht, dass der Geist leer ist, und das Verständnis erlangt, wodurch man weiß, dass Phänomene leer sind, erkennt man, dass die fünf Aggregate und sechs Fähigkeiten leer und still sind.
Edles Kind, jene, die dieses Leersein erkennen,gelangen über die drei Bereiche der Existenz hinaus und müssen sich nicht auf bestimmte Gebote stützen, weil der Geist keine Gedanken hat und rein und frei von Greifen und Zurückhaltung ist. Obwohl er von Natur aus diamanten wie Vajra ist, ist er niemals geringer als die Drei Juwelen (Buddha, Dharma, Sangha). Leer und bewegungslos ist der Geist von den sechs transzendenten Tugenden durchdrungen.“

Sechs transzendente Tugenden

Vimukti Bodhisattva fragte den Buddha: „Weltverehrter, all die sechs transzendenten Tugenden haben ihre Merkmale. Wie kann man Phänomene benutzen, um die Welt zu transzendieren?“
Der Buddha antwortete: „Edles Kind, die sechs transzendenten Tugenden (paramitas), die ich darlege, haben keine Merkmale und sind frei von Bedingungen. Warum? Denn wenn man Wünsche verwirft, wird der Geist immer rein sein. Wenn man wahrheitsgetreue Worte und geschickte Mittel verwendet, um die Vorteile des eigenen Bewusstseins zu offenbaren, um anderen zu helfen, ist dies die transzendente Tugend der Freigebigkeit (dana paramita). Wenn jemandes Entschlossenheit fest ist und wenn der Geist rein ist, in nichts verweilt und keine Bindung an die drei Bereiche der Existenz hat, ist dies die transzendente Tugend der ethischen Disziplin (sila paramita). Wenn man sich in die Leere der Phänomene vertieft, die Fesseln abschneidet, die drei Tore der Handlung von Körper, Stimme und Geist beruhigt und nicht in seinem Körper oder Geist verweilt, dann ist dies transzendente Tugend der Ausdauer (ksanti paramita). Wenn jemand weit weg von Namen und Zahlen bleibt, die gegenteilige Ansicht verwirft, darüber dass Phänomene leer oder existent ist und sich in die Leere der fünf Aggregate vertieft, ist dies die transzendente Tugend des freudigen Strebens (virya paramita). Wenn die Meditation von der Leere fernbleibt und nicht in verschiedenen Leerheiten verweilt, und wenn der Geist in nichts verweilt, nicht einmal in der großen Leere, dann ist dies die transzendente Tugend der Versenkung (dhyana paramita). Wenn jemand weiß, dass sein Geist keine Erscheinung hat, sondern leer wie der offene Himmel ist, keine Handlungen hervorbringt oder in einen friedlichen Zustand eingeht, sich nicht auf die Bodhisattva-Ebenen verlässt oder in seiner Weisheit verweilt, weder eintritt noch etwas verlässt , aber man konstant in der Gleichheit der Phänomene verweilt und mit der wahren Realität der Phänomene letztendlich übereinstimmt, dies ist Höchstes Erkennen (prajna paramita). Edles Kind, diese sechs transzendenten Tugenden sind die Vorteile des eigenen Bewusstseins und stimmen mit der wahren Natur überein. Sie ermöglichen es, die Welt zu transzendieren und eine Befreiung frei von Hindernissen zu erreichen. Edles Kind, diese Befreiung hat weder Erscheinung noch Handlung. Befreiung von Befreiung und Nicht-Befreiung wird Befreiung genannt. Warum? Weil es keine Erscheinung, keine Handlung, keine Bewegung und keine Unordnung hat. Es ist Ruhe ohne die Erscheinung von absolutem Frieden (nirvana).“

Aus dem Vajra-Samadhi-Sutra; übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2018). Möge es von Nutzen sein!


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