Okay, versuchen wir mal die Besprechungsreihe der einzelnen Folgen der vierten Torchwood-Staffel Miracle Day zu starten, und hoffen, dass ich sie nicht mitten drin wegen Examensstress aufgeben muss. Miracle Day ist eine Staffel mit 10 Folgen und zusammenhängender Handlung, und nachdem nun Torchwood vom amerikanischen Sender Starz mitfinanziert wird, spielt auch ein beträchtlicher Teil der Handlung in den USA, mit einer Reihe neuer CIA-Figuren. Der Staffelauftakt ist von Chefautor Russell T Davies geschrieben, die meisten restlichen Episoden dann von diversen britischen oder amerikanischen Autoren.
Aus Zeitgründen machen wir die Besprechungsreihe diesmal in sehr verknappter Form: Ein paar allgemeine Eindrücke zur ganzen Episode und in Stichpunktform dann noch ein paar Einzelheiten, die ich ansprechen wollte. Das Ganze wird dann auch sicher bei jeder Folge in Länge uns Ausführlichkeit variieren, je nachdem wie viel Zeit ich eben gerade habe.
Wie für die Doctor-Who-Einträge gilt auch hier: In dieser Besprechung wimmelts nur so vor Spoilern, also bitte nur lesen, wenn ihr die Folge schon gesehen habt.
“The New World” ist ein guter, aber nicht umwerfender Auftakt für die neue Staffel Torchwood. Russell T Davies hat natürlich mit einigen Problemen zu kämpfen, wie beispielsweise eine ganze Menge neue Figuren einführen und daneben noch erklären, was Torchwood überhaupt ist – und dabei auch die eigentliche Handlung und die Wurzeln der Serie nicht vernachlässigen. Natürlich keine leichte Aufgabe, und größtenteils funktioniert es eh alles ziemlich gut, aber man hat das Gefühl, dass gerade RTD eigentlich diese Einführungsepisoden besser kann. Die ganzen neuen amerikanischen Figuren sind einem nach einer Stunde noch recht egal, und ich bin mir nicht sicher, wie gut die Idee von Torchwood bei neuen Zuschauern ankommt. Die erste Folge Children of Earth brachte schon eine Menge emotionale Wucht und Schockmomente mit, diese erste Folge fühlt sich dagegen noch etwas lasch an. Aber das Interesse am weiteren Verlauf der Geschichte ist durchaus geweckt.
Dafür funktioniert die Einführung des großartigen “was wäre wenn”-Szenarios dieser Staffel bestens: Schon jetzt scheinen immer wieder grausame menschliche Abgründe durch, mit denen RTD so fantastisch umzugehen kann, und man kann nur erahnen, was hier noch alles auf uns zukommen wird. Wenig Angenehmes, darf man vermuten.
Sehr hübsch waren die Wales-Szenen mit vielen bekannten Gesichtern; in den Momenten, in denen das alte Torchwood aufgekommen ist, konnte die Folge am besten glänzen. Auch sehr vielversprechend scheint der ganze Oswald-Danes-Plot zu werden – ich weiß zwar noch nicht, was die Autoren damit noch so anfangen wollen, aber es wird sicherlich interessant.
- Baby Anwen ist fantastisch. Ich fand sowieso alle Gwen-Rhys-Familienleben-Szenen sehr gut, aber wie Gwen ihrer Kleinen rosa Ohrenschützer anlegt um dann Gegner abzuballern, und Klein-Anwen ganz verdattert guckt, ist einfach genial. Hach.
- klasse fand ich auch die Szene mit dem zerfetzen, aber immer noch lebendigen Kadaver. Irgendwie hielt das genau die Balance zwischen ekelhaft-trashig und beklemmend-grausam, gewürzt mit bösem Humor (“But what if you detach the head? I mean… would he stay alive… without his head?”, in dem Tonfall…) und einer schön platzierten Referenz an Owen.
- es war nett, immer wieder Verweise auf Children of Earth mit den ganzen 456-Papieren etc zu haben
- die Actionsequenz am Ende war herrliche over-the-top, und gerade damit angemessen für einen Torchwood-Auftakt. Irgendwo soll man ja sehen, dass man nun mehr Geld zur Verfügung hat…
- ich weiß nicht, wie euch es da geht, aber mich hat Torchwood inzwischen so weit, dass ich mir bei jedem sympathischen/netten Charakter, der eingeführt wird, denke, dass derjenige wahrscheinlich bald grausamst sterben wird. Gwens Vater? Das sorgt doch sicher für emotionales Drama. Niedliches, unschuldiges Baby Anwen? Mit RTD am Ruder kann ich mir da alles vorstellen – irgendwie muss er ja Children of Earth toppen können…