Nicht jeder geküsste Frosch verwandelt sich in einen Prinzen, im Gegenteil: manche Frosch-Küsse haben eine verheerende Wirkung! Sollten Prinzessinen beispielsweise auf die Idee kommen, ihre Lippen auf einen Phyllobates terribilis zu pressen, dürfte es um sie geschehen sein. Und das in jeglicher Hinsicht: Der als Goldene Blattsteiger bekannte südamerikanische Frosch sieht zwar schön farbig aus, gilt aber als eines der giftigsten Tiere der Welt, zumindest als giftigster seiner Art.
Gut, dass Friederike Abele keine Prinzessin sondern Tierärztin ist. Deshalb wird sie auch als Expertin zu einem Tatort gerufen, an dem ein giftiger Frosch fröhlich in der Yucca-Palme hockt. Und er ist nicht der einzige exotische Bewohner, der in diesem Heim gehaust haben muss. Offenbar betrieb der Tote einen regen Handel mit teilweise illegal eingeführten Tierchen. Friederike alias Fritz nimmt die Fährte auf und landet schnell im Hinterhof eines umstrittenen Zoohändlers, der nicht gerade zimperlich mit Geschäftspartnern und schnüffelnden Tierärztinnen umgeht.
Sibylle Luise Binder legt mit “Tierisch giftig” einen rasanten und äußerst unterhaltsamen Baden-Württemberg Krimi vor. Besonders sympathisch: die unerschrocken-charmante nebenberufliche Ermittlerin, die – im Gegensatz zu Hauptkommissar Gebhard dem sie die Täter praktisch auf dem Silbertablett serviert – frei Schnauze recherchieren darf und dabei nicht nur einmal in ernsthafte Schwierigkeiten gerät. Vermutlich fiebern Sibylle Luise Binders Leser deshalb besonders mit, weil ihre Protagonistin keinen Dienstausweis und keine Waffe zückt, sondern rein aus Zivilcourage und Gerechtigkeitsempfinden handelt. Bitte mehr davon!
Sibylle Luise Binder “Tierisch giftig”, 314 Seiten, kartoniert, 9 Euro 90, Silberburg-Verlag