Der chinesische Drache möchte sich der Welt auf der Expo in Shanghai dieses Jahr als ein fortschrittliches, gastfreundliches, starkes Land präsentieren. Längst versucht man nicht mehr nur, dem Westen nachzueifern und die Ideen aus dem Abendland zu kopieren. China benötigt weder pluralistische Wertmuster, noch Staatsformen. Der Drache hat seine eigenen Ideen von Gesellschaft und Tradition. In Sachen Kundenservice ist China dem Westen kulturhistorisch bedingt sowieso uneinholbar voraus, doch es gibt auch Dinge, in denen hat der Drache Nachholbedarf.
Bezüglich des Lebensstandards sind dies in den großen Städten vor allem die Badezimmer der Wohnungen. Nun soll hiermit nicht gesagt sein, dass es in China nicht auch Wohnungen mit Badezimmern nach westlichem Standard gäbe, doch heute machen Bäder „chinesischer Prägung“ noch den größten Teil aus. Hierbei muss man bedenken, dass die Bausubstanz in China meistens nicht wie in Deutschland darauf ausgelegt ist, hundert Jahre, oder länger stehen zu bleiben. Es wird in China gerne abgerissen und neu gebaut, dafür vielleicht weniger renoviert.
Jaszmade hat in ihrem Blog bereits geschrieben, dass es sich in nicht empfehle, Toilettenpapier in die Kloschüssel zu werfen, und dass es statdessen dafür vorgesehene Abfalleimer gebe. Das ist absolut richtig. Die Abwassersysteme der meisten Häuser sind nicht dafür geeignet, denn die Rohre sind schlicht und einfach zu schmal. Natürlich halten sich nicht alle Bewohner an die Regel mit dem Klopapier und so gilt auch in diesem Bereich des chinesischen Lebens das Recht des Stärkeren. Alle sitzen im selben Boot, und nicht immer ist derjenige mit der verstopften Toilette der Schuldige.
In der Regel besteht ein Badezimmer in einer chinesischen Mittelklasse-Wohnung aus einem Waschbecken mit Siphon, einem Klo und einer Dusche. Auf den ersten Blick also nicht anders, wie man es in der westlichen Hemisphäre gewohnt ist, doch es gibt entscheidende Unterschiede.
Die Dusche besitzt in der Regel keine eigene Mischbatterie. Die Wassertemperatur kann man am Boiler regeln, und an der Dusche selbst befindet sich nur ein einziger Hebel, der die Wasserzufuhr kontrolliert. Man kann also nur auf- oder zudrehen, nicht aber heißes mit kaltem Wasser mischen.
Auch eine Duschwanne gibt es im Normalfall nicht. Die Dusche befindet sich oft in einer Ecke des Raumes – meistens möglichst weit von der Tür entfernt – und hat vielleicht noch einen Vorhang rundherum, doch der Boden des Badezimmers ist meist zur Mitte des Raumes hin leicht abfallend. In der Mitte befindet sich dann ein Abfluss, und dies ist aus Kostengründen meist nicht nur der für die Dusche, worauf wir gleich noch näher eingehen werden. Es ist folgerichtig so, dass man beim Duschen das ganze Badezmmer in Beschlag nimmt, und im Zweifelsfalle auch unter Wasser setzt. Die Tür sollte daher während des Duschens geschlossen bleiben.
Die Waschmaschine ist sehr oft auch an diesen Abfluss im Bad mit „angeschlossen“. Sie nutzt diesen einfach mit. Sollte im Bad selbst kein Platz für die Maschine sein, sieht man es oft, dass die Waschmaschine an einer Wand, zum Badezimmer hin, steht. In die Wand wird nachträglich ein Loch hineingeschlagen, das gerade groß genug für den Abwasserschlauch der Maschine ist. Je nachdem, wie genau gearbeitet wurde, ist dann auch die Entfernung zwischen Ende des Abwasserschlauches und dem Abfluss. Steht man nicht auf nasse Füße, sollte man nicht das Badezimmer benutzen, während die Waschmaschine Wasser abpumpt. Das Abwasser der Waschmaschine wird ins Badezimmer hineingeleitet und es läuft dann, genau wie das Duschwasser über den Abfluss im Raum ab. Das heißt, es läuft nicht immer direkt ab. Es ergibt sich auch eine weitere Schwierigkeit. Der Abfluss muss aktiv frei und sauber gehalten werden. Vor allem die Flusen aus dem Abwasser der Waschmaschine machen diese Aufgabe nicht leichter. Desöfteren kann der Fall eintreten, dass der Abfluss verstopft ist. Im ungünstigsten Falle geschieht dies, während man gerade Wäsche wäscht. Ein solcher „Katastrophenfall“ ist unten abgebildet.
So vertraut sich Bad, Dusche, oder Waschmaschine auch anhören; die Eigenheiten des Drachen sieht man oft auf den zweiten Blick.