Thomas Brussig: Helden wie wir

Thomas Brussig: Helden wie wirDas Buch könnte auch den Titel haben: “Mein Pimmel und ich” – und genau so ist es.
Anfangs dachte ich noch: da kommt noch was… aber es kam nichts.
Der Haupt(trieb)täter wächst im Osten auf, ist nicht nur naiv und gutgläubig, sondern regelrecht dämlich. Bekommt nichts mit von der Welt in der er lebt und wird Stasi-Mann.

Es gibt einige wenige Momente im Buch, da es richtig nahe geht. Wenn Brussig erzählt, wie seine Kindheit (resp. die seines Helden) im kleinbürgerlichen Mief der DDR verlief; mit einem Vater, der ihn nicht wahrnahm und einer Mutter, die ihm noch mit 19 den Hintern abwischte. Es gibt ein paar wirklich humorvolle Beschreibungen und Personenskizzen. Aber das bleibt alles immer ganz oberflächlich, mehr gewollt als gekonnt.

Brussig zeigt diesen Uhltzscht als Jedermann, und darin entfaltet er seine unglaubliche Wirkung. Er zeigt einen Mitmacher voller Komplexe, tyrannisiert von einer prüden Mutter und einem höhnischen schweigsamen Vater. Sie ist Hygiene-Inspektorin, er ist Stasioffizier, sie verkörpern also Sauberkeit und Ordnung geradezu lachhaft wörtlich in dieser engen und muffigen und gewöhnlichen Welt, und Brussigs Roman zieht gerade aus der Unaufwendigkeit des Terrors sein diabolisches Funkeln, sein gemeines Grinsen, sein großes Gelächter. Ein deutscher Entwicklungsroman, eher: die Karikatur auf alle großen Bildungsromane denn dieser Klaus Uhltzscht ist im Grunde schon mit seiner Geburt fertig. Quelle: Amazon

Hmm… auch wenn es einige gelungen eingefangene Eindrücke des “real existierenden Sozialismus” in der DDR gibt; ich meine, dass das nicht nur so oberflächlich, auf plumpe Komik a la. RTL2 eingeschränkt werden kann. Einen “Entwicklungsroman” würde ich das Buch ganz sicher nicht nennen.

Man möge mir nun nicht nachsagen, ich möchte die Geschichte des vergangenen Ländchens mehr in rosarot haben wollen. Das ganz bestimmt nicht; dazu gehen mir die ernsthaften Passagen des Buches dann doch zu nahe wegen ihrer Realität. Brussig zeigt sich hier als guter Beobachter und als dichter dran an dem “wirklichen Leben” der DDR – wie ich es erlebte – als Tellkamp im Turm.
Vielleicht ertrage ich es auch nur nicht, einen Teil meiner Geschichte in solch lakonischen Worten zu lesen. Und das alles garniert mit sexistischem, unreifem Gefasel.


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