The Return of Lieberman – und das Märchen von der Vernunft

Der Hardliner Avigdor Lieberman, der ehemalige Außenminister drängt zurück auf die politische Bühne. Beobachter hatten noch vor kurzem nicht damit gerechnet, denn in der letzten Zeit häuften sich die Vorwürfe über Korruption und Verwicklung in unappetitliche Affairen. Seit 17Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Vor zwei Jahren wurde ihm unter anderem vorgeworfen, Scheinfirmen im Ausland gegründet zu haben. Mit Summen in Millionenhöhe soll er sich bereichert haben. Darin verwickelt waren namhafte Industrielle und Geschäftsleute unter anderem aus Österreich und Russland.

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Libermann ist Vorsitzender der “säkular-nationalistischen” Partei Jisra’el Beitenu – Foto: © Michael Thaidigsmann, Creative Commons

Den Mann nun rein aus politischer Sicht zu bewerten und als rechtspopulistisch zu bezeichnen, scheint sogar auf diesem Feld seiner Aktivitäten eine schmeichelhafte Formulierung zu sein. Der Ex- (und voraussichtlich künftige) Außenminister wurde gerade in einem Prozess “wegen Betrugs und Vertrauensbruchs” freigesprochen. In der israelischen Tageszeitung “Haaretz” stand sinngemäß, dass als Zeugen geladene Mitarbeiter des Aussenministerium so eingeschüchtert wirkten „als ob ihnen einer eine Kanone an den Kopf halte“.(1) Mit “The Return of Liebermann” ist zu befürchten, dass das Land unter der Führerschaft von Benjamin Netanjahu mit voller Kraft zurückrudert, weg von Verhandlungen hin zu einem anachronistischen Feindbilddenken.

Beobachtet man die Ereignisse im Zusammenhang, so sind die Vorwürfe der Palästinenser, die Israelis seien Arafats Giftmörder, der jetzt erfolgte Abbruch der Verhandlungen mit dem Iran, die wie eine Hinrichtung wirkende Ermordung des Industrie-Staatsministers Irans in seinem Wagen (2) samt der Rückkehr des Ultras Liebermann keine guten Omen für die Hoffnungen (3) auf Annäherung und Frieden. Ein militärischer Angriff auf den Iran war vor wenigen Monaten noch Thema.

“Von was für Leuten wird das israelische Volk eigentlich regiert?” fragt sich der Schweizer Blogger Dude in seinem Artikel vom März und verweist auf einen kritischen Radio-Beitrag von KenFM zum Thema. Er schreibt im Hinblick auf Israels Staatslenker weiter:
“Ich erinnere mich diesbezüglich gerne an die Worte von John Lennon:

“Unsere Gesellschaft wird von Verrückten geführt, für verrückte Ziele. Ich glaube wir werden von Wahnsinnigen gelenkt, zu einem wahnsinnigen Ende und ich glaube ich werde als Wahnsinniger eingesperrt, weil ich das sage. Das ist das wahnsinnige daran!”

Ein Pulverfass, regiert von einigen sehr gefährlichen Leuten die brennende Zundhölzli in Händen halten, ist der nahe Osten zweifelsohne.”(4)
.
Der israelische Friedensaktivist Uri Avneri richtet seinen Blick auf die Zukunft und vermag dort Zeichen der Hoffnung zu finden, in dem er das mächtige Eigeninteresse der globalen Ökonomie an einer “Weltregierung” anführt.
Am 1. November dieses Jahres schreibt er:

In diesem Augenblick sehen „die Vereinten Staaten der Welt“ wie eine verrückte Utopie aus. Aber da gibt es kein Entkommen vor solcher Art Weltregierung. Die globale Wirtschaft benötigt dies, um zu funktionieren. Globale Kommunikationen machen es möglich. Globale Spionage ist schon unter uns. Nur eine effektive globale Autorität kann unseren leidenden Planeten vor Kriegen und Bürgerkriegen retten , auch vor weltweiten Epidemien und kann dem Hunger ein Ende setzen
Kann eine Weltregierung demokratisch sein? Ich hoffe es. Die Weltkommunikation macht es möglich. Eure Nachkommen werden ein Weltparlament wählen. (5)

Uri Avnery ist ist Gründer der Bewegung Gush Shalom. Er ist Publizist und langjähriger Knesset-Abgeordnete und wurde für sein Engagement vielfach ausgezeichnet. (6)
Vielleicht mag man ganz einfach lieber an die Ideen und das Wirken von Menschen wie Uri Avnery glauben, als an Revanchismus und nationalistisches oder religiöses Feindbilddenken – und irgendwie erinnern seine Worte an Erich Kästners Gedanken zum Weltfrieden: “Das Märchen von der Vernunft

.

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Quellen – weiterführende Links

Foto: ©  Autor Michael Thaidigsmann This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

(1) Frankfurter Rundschau: “Liebermann bald wieder Minister
(2) DerStandard.at: “Iranischer Industrie-Staatssekretär ermordet“
(3) Der Tagesspiegel: “In langsamen Schritten nach Genf”
(4) Dude-Weblog vom März 2013
(5) Uri Avnery – Biografie (01.November 2013)
(6) Uri Avnerys: Für sein Engagement für den Frieden im Nahen Osten sind ihm zahlreiche Auszeichnungen zuerkannt worden, unter anderen der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (1995), der Aachener Friedenspreis (1997), der Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte (1997), der Alternative Nobelpreis (2001) sowie der Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg (Mai 2002).
(7) Erich Kästner: Das Märchen von der Vernunft

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