Terrine: Sag’ zum Abschied leise Mahlzeit

Wer dem Stilschreiber auf Facebook oder Twitter folgt, wird es bereits gelesen haben – wer sich für gehobene Gastronomie interessiert, sowieso: Die Terrine, Münchens Bistro-Urgestein in der Amalienpassage, hat Ende Juli für immer ihre Pforten geschlossen. Ein trauriger Tag für alle, die in Schwabing gerne hochwertig und unkompliziert essen gehen, ganz besonders schlimm aber für mich – so egoistisch das klingen mag.

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Die Terrine ist das Restaurant, das für mich den Zugang zur kulinarischen Avantgarde ermöglicht hat. Ich habe dort mein erstes Sternemenü gegessen – damals als junger Student in den ersten Semestern. Das kleine Bistro hat meine Begriffswelt der modernen Küche geprägt, wie zuvor kein anderes Lokal. Ein Grund dafür war, dass Schwellenangst für den gastronomischen Neuling dort nie ein Thema war, weder im Service noch in der Küche. Reservierung? Vorwissen? Alles kein Problem – man konnte einfach hingehen, entspannt einige kleine Teller zu Mittag essen, sich gelegentlich auf ein Pläuschchen mit dem Barmann einlassen oder ein paar neue Weine entdecken.

Hauptgang

Hemmschwelle? Fehlanzeige!

So konnten sich im Laufe der Jahre einige der dort probierten Geschmackskombinationen einen festen Platz in meinem kulinarischen Gedächtnis erobern und finden bis heute Verwendung sowohl für Vergleiche mit anderen Küchenstilen als auch als Impulsgeber für die Art, wie ich selbst gerne koche und esse: Saibling mit Kamille, Kalbtatar mit Frankfurter Grüner Sauce oder Grünspargel mit Purple Curry Couscous sind nur drei der vielen Beispiele, die es zu nennen gäbe.

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Auch der Rahmen, den das Interieur der Küche bot, war genau so, wie ich ihn mir viel öfter in Restaurants wünschen würde, wie er aber in solcher kompromisslosen, aber nie mühsamen Verfeinerung nur selten zu finden ist: Selbstverständlich waren alle Bestecke, Teller und Decken stets tadellos poliert, sauber und gestärkt. Selbstverständlich waren die Möbel exquisit, die Gläser teuer, die Tapeten eigens angefertigt. Doch ebenso selbstverständlich war all dies eben nie lähmender Überbau, sondern durch jahrelange Benutzung und liebevolle Pflege mit dem Haus und den Leuten, die dort aßen, tranken und mitunter lebten, verwachsen.

Hauptgang

Und deshalb: Danke!

All das ist jetzt vorbei. Die Terrine in ihrer alten Form wird vermutlich nicht mehr wieder kommen. Damit dieser Text aber nicht unversehens in einen tränenschweren Nachruf umschlägt, möchte ich von Herzen eines sagen: Danke – allen, die daran beteiligt waren, die Terrine zum Restaurant meines Herzens zu machen. Zu dem einen, das mich kulinarisch erzogen und geprägt hat. Au revoir!

Die Fotos sind im Laufe der Jahre meist spontan entstanden und zeigen einige meiner liebsten Gänge.

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