Taktlose Empörung

Mächtig empört ist die deutsche Medienlandschaft. Stramm rechtskonservativ ist sie zu großen Teilen. Aber rechts nie und nimmer. Deshalb werden die NSU-Totenkopfbrigaden natürlich verabscheut. Das gehört sich so. Man hat ein Image zu verteidigen. Das Image eines Deutschland, das gelernt hat aus seiner Vergangenheit. Nazi-Bestien! titulieren sie. Wobei fraglich ist, wie zielführend es ist, Schwerkriminelle zu Bestien zu machen - Bestien können nichts für ihr Tun, sie folgen nur ihrem Naturell. Einem Tiger kann man nicht mit Moral kommen, wenn er seinem Jagdtrieb folgt. Einer Bestie gleichsam nicht. Wer von Bestien spricht, wenn er Menschen meint, entbindet von Verantwortung.

Wenn wir schon bei Worten sind. Was ist das eigentlich für eine feine Medienart, die einerseits schrecklich empört ist ob der Morde, die andererseits das gewaltsam erwirkte Ableben von zehn Menschen, neun davon mit sogenanntem Migrationshintergrund, als Döner-Mordserie bezeichnet? Das Deutsch-Türkische Jugendwerk (dtjw) schrieb dazu in seiner Pressemitteilung, dass es "den Raubmord, den Sexualmord, den Serienmord" gäbe, der "Döner-Mord" aber sei "systematische Diskriminierung". Weiter erklärt das dtjw: "Worthülsen und sinnentleerte Neologismen sollen Ängste und Phantasien über düstere Machenschaften in nicht greifbaren Parallelwelten bedienen. Wenn die Mordopfer 'Ausländer' sind, kann man diese Morde unter 'Döner-Morde' zusammenfassen. Leichtfertig, jenseits von jeglicher Sensibilität und ohne einen Hauch von Taktgefühl."

Die SoKo Bosporus, ein Begriff, der von den Medien ohne jegliche Prüfung übernommen wurde, soll nun ermitteln. Die Morde geschahen aber nicht am Bosporus, wie auch das dtjw festhielt. Überhaupt müsste man mal nachfragen, ob die Opfer ursprünglich vom Bosporus kamen. Bosporus, das klingt so, als habe man es mit einer Sonderkommission zu tun, die das Treiben einer Migrantenmafia aufdecken soll. Waten im türkischen Untergrund. Der Untergrund war aber deutsch und nannte sich selbst nationalsozialistisch. Die Mörder waren ganz besonders stolze Deutsche.

Dieselbe Gruppierung, die die zehn Kleinunternehmer umbrachte, tötete auch eine Polizistin. Diese ist aber nicht Opfer der Döner-Mordserie. Das wird gesondert verbucht. Etwas mehr Respekt für eine deutsche Beamtin! Zu lesen war auch, dass es eine Mordliste gab. Einige halbprominente Namen waren darauf gestanden. Ein Christsozialer namens Uhl und der etwas bekanntere Grüne Montag. Wären sie Opfer des Totenkopfverbandes geworden, hätte man sie dann etwa auch zu den Döner-Ermordeten gezählt? Wohl kaum, darf man annehmen. Selbst in dieser Lage, da die Unkenrufe der Islamophoben sich ins Gegenteil verkehrt haben, da also nicht die Lebensgefahr von Muslimen herrührt, sondern diese in solche gebracht werden, kein Fünkchen von Respekt. Und schon gar kein Antrieb zur Integration. Nicht mal Getötete integriert man posthum, macht sie auch terminologisch zu "respektablen Opfern". Da sind deren Opfer und dort sind unsere Opfer, liest man aus diesem Sprachgebrauch heraus.

Da kann man noch so empört berichten. An den Worten liest man sehr wohl ab, dass man sich nicht mal mit toten Migranten und deren Hinterbliebenen solidarisiert. Man ist natürlich geschockt. Es ist ja auch schade, dass man da nützliche Dönerverkäufer tötete. Schade, wirklich. Wieder ein Döner ermordet. Ob das wohl auch die Wortwahl der Scharführer der NSU war, wenn sie planten, wieder einen Türken zu töten? Hätte man eine fiktive Mordserie an Deutschen, die in der Türkei geschehen wäre, nur mal als Schweinebraten- oder Sauerkraut-Massaker thematisiert...


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