Stürmisch und lieblich

700549_web_R_K_B_by_günther gumhold_pixelio.deIch habe ja schon mal was über das Fernsehprogramm geschrieben. Ich gucke auch sehrviele Serien, eine Serie ist vielleicht nicht unbedingt ein Grund anzugeben, vielleicht wäre es günstiger, wenn ich es in einem Blog erwähnen würde, der nicht meinen Namen trägt, anonym und so. Auf der anderen Seite glaube ich, dass diese Serie schon einen gewissen Kultstatus erreicht hat. Wenn schon Fernsehen, dann auch total unrealistisch. Da können „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ nicht mithalten. Die guten Zeiten sind hier unerträglich schön und die schlechten Zeiten unglaublich unlogisch. Die Rede ist hier, vielleicht erkennt man das schon, natürlich von einer Telenovela und zwar „Sturm der Liebe“. Nachgelesen habe ich herausgefunden, dass der Unterschied zwischen einer Seifenoper und einer Telenovela und ich hoffe ich verwechsle hier nichts, ist wohl der, dass es sich in der Telenovela im Grunde nur um zwei Charaktere dreht. Und die anderen sind nur zum Zuspielen gedacht. Während in der Seifenoper Gleichberechtigung herrscht. Da müsste „Sturm der Liebe“ nach meinem Verständnis eine Art Zwitter sein. Und ich gucke mir das übersprudelnde Glück und die abgrundtiefe Verzweiflung schon von Beginn an an. Schuld daran ist mein Sohn und sein damaliger Mittagsschlaf.

Warum schreibe ich all dies? Interessant ist es nicht so sehr wie vielleicht peinlich für den einen oder anderen. Gerade hat Samuel Koch einen Gastauftritt. Ich glaube, es versteht sich von selbst, dass ich da besonders hingucke. An eine Heilung habe ich nicht gedacht und ich habe sehr oft in Serien Behinderungen kommen und gehen sehen. Die Behinderung als Must-Have an Schicksalsschlägen innerhalb einer Serie mit Heilungsgarantie. Vielleicht mag ich das Ganze nicht, weil es so langweilig und abgegriffen ist, vielleicht aber auch nicht, weil meine Oma ganz viel Zeit hat, Serien zu gucken und vielleicht an diesen Beispielen gesehen hat, dass es doch möglich ist, das Laufen zu lernen. Bei „Sturm der Liebe“ wirkt das immer ein Stückchen anders, als ob die sich selbst nicht ernst nehmen würden, hoffe ich. Das hat dann so eine Art Komik, wenn zum Beispiel Krankheiten aufkommen, die es nicht gibt, die aber auf jeden Fall tödlich verlaufen werden, wenn durch ein Fläschchen mit klarem Zeugs drin das Unabwendbare doch abgewendet werden kann.

Leider war ich im Urlaub als einer der Charaktere vom Pferd stürzte und jetzt querschnittsgelähmt ist. Ich habe da nur im Internet nachlesen können, dass es wohl eine Operation gegeben hätte, mit der das hätte bereinigt werden können, aber leider hatte man zu lange nachgedacht und jetzt wäre dieselbe Operation nicht mehr möglich. Ich hätte so gerne gewusst, wie die das erklärt haben. Egal, jetzt sitzt sie halt im Rollstuhl und schwankt zwischen Stimmungen wie „alles Scheiße“ und „ich bin trotzdem gut drauf“ hin und her. Neu war dann doch noch eine Botschaft „seid nett zu Behinderten“, denn es stellte sich heraus, dass sie glaubte mit der Behinderung bestraft worden zu sein, da sie einen ihrer zahlreichen Exfreunde aufgrund seiner Behinderung sitzen gelassen hat. Und jetzt kommt Samuel Koch ins Spiel oder ins Drama.

Naja, der Rest ist so wie man sich das vorstellen könnte.Die Freundschaft lebt auf, dadurch die Gefühle des Einen, die Eifersucht des Ehemanns und die Unentschlossenheit des Objekts der Begierde, blablabla. Ich für meinen Teil gucke auch ganz gerne „Monk“, vielleicht habe ich daher ein Faible für Details und die Kleinigkeiten im Großen. Ich achte auch auf die Kameraführung und die fand ich an der Stelle sehr interessant. Vielleicht sind das noch die Nachwirkungen des Fotos in der RP, aber mir fiel auf, dass der Fokus nicht auf der Behinderung, in diesem Fall durch den Rollstuhl, gelegt wurde. Auf mich wirkte das als ob man es nicht nötig hätte, als ob es hierbei um das ginge, was gesagt wird und nicht von wem. Und andere Schauspieler werden auch nicht im Dialog in Ganzkörperaufnahme gezeigt, das hätte ich eigentlich erwartet. Ein Umgang auf Augenhöhe, nicht nur während des Dialogs, sondern auch als Zeichen. Und ich hoffe, ich werde nicht mehr erfahren, dass ich mir es nur eingebildet habe und es nur auf diese Art und Weise technisch umgesetzt werden konnte. Tja, ob das aber in anderen Szenen unter anderem durch ungünstige Aussagen wieder raus geholt wird, weiß ich nicht, da gibt es sicher unterschiedliche Meinungen. So musste ich ja auch feststellen, dass nicht alle, die mein besagtes Foto gesehen haben, meiner Meinung waren und dann stellt sich natürlich die Frage, ob man sich an die Unästhetik der Behinderung so sehr gewöhnt hat, dass man bis heute nichts an dieser Darstellungsweise verändern muss. Eine andere Sache ist, wie wäre es mit Max Mustermann auf Rädern, würde er auf die selbe Art und Weise gezeigt werden oder ist es bei einem Samuel Koch und seiner Prominenz eine Besonderheit, die die übliche Behindertendarstellung nicht mehr zulässt?

Ich für meinen Teil hoffe, ohne etwas gegen Samuel Koch persönlich zu haben, dass er sich bald wieder anderen Projekten zuwendet und bei seiner Herzdame der Heilungsprozess einsetzt. Es ist langsam überreizt, wirkt dämlich. Nur zum besseren Verständnis dafür hätte man die Rollstühle nicht gebraucht. Die Geschichten der besagten Dame gehen mir regelmäßig auf die Eier, noch nerviger sind nur noch die Geschichten um das alte rüstige und rustikale Ehepaar „Sonnbichler“, was am „Fürstenhof“ schon ein Leben lang arbeitet. Und im Grunde guckt man das Ganze nur, um zu erfahren, ob die beiden Protagonisten aus dem Vorspann sich wirklich trotz aller Hürden und Hindernisse doch noch kriegen, wie all die andern Vorspann-Protagonisten vor ihnen.

(Foto: günther gumhold/ pixelio.de)


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