Eine Entscheidung

143643_web_R_K_B_by_S. Hofschlaeger_pixelio.deEs ist viel passiert. Er will mich wiederhaben. Aber was will ich? Mit der Zeit neigt der Mensch zum idealisieren. Ob ich aufgrund dieser Tatsache realistisch sein kann? Was ist mit all den Dingen, die dazwischen passiert sind? Es war ja nicht immer alles furchtbar. Nein, ganz im Gegenteil, eigentlich war es sogar sehr schön, teilweise. Und um teilweise geht es. Vielleicht bin ich zu rational. Ich weiß einfach nicht, woran ich es festmachen soll. Auch hier hätte ich gerne wie so oft eine Formel. So ähnlich wie alles „gute“ minus alles „schlechte“ gleich das, was ich entscheiden sollte. Irgendwie habe ich die Vermutung, dass es einen Faktor X gibt. Emotion? Und wenn es so wäre? Sie darf doch nicht alles entscheiden. Oder? Ich weiß es nicht.

Er war mal mein ein und alles. Ohne ihn konnte ich es mir nicht vorstellen. Eine ganz neue Erfahrung bis dahin. Er war immer für mich da. Ohne etwas dafür zu erwarten. Ich konnte ihm vertrauen, mit ihm über alles reden. Er war einfach mein bester Freund, mein Gefährte. Und dann, als ich gedacht habe, so würde es bleiben, er würde mich niemals enttäuschen und dass wir eine gemeinsame Zukunft hätten, ja, dann wurde es anders. Eine Veränderung ist sicher nach einer Weile normal. Es kann aber auch sein, dass ich die Situation damals unterschätzt habe, die Warnsignale nicht erkannt habe. Ohne mich selbst zu rechtfertigen, wie hätte ich es denn da sehen können, ich selbst befand mich in einer für mich neuen Situation, mit der ich zurecht kommen lernen musste. Oder mache ich es mir gerade zu einfach? Für ihn war es nicht sehr viel leichter, wenn überhaupt. Ich habe den Eindruck, als ob ich hin und her tänzeln würde, einmal gebe ich die Schuld am Ende der Beziehung mir selbst und einmal ist er schuld und ich kann gar nicht so viel dafür. Mein Gott, ist das kompliziert.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Und in diesen zehn Jahren passierte wirklich, wirklich viel. Das kann ich nicht alles differenzieren. Und da scheint mein großes Problem zu sein. Vielleicht sollte ich mich weniger daran orientieren, was vor zehn Jahren war, als alles noch frisch war und alles am Anfang war. Natürlich gibt man sich am Anfang Mühe, so auch er. Nach dieser schönen Phase wurde alles anders. Er hatte sich verändert. Weiter entwickelt? Vielleicht hat er aber nur reflektiert und ist zu dem Entschluss gekommen, dass so sein Leben nicht aussehen soll. Und das wiederum habe ich gemerkt, deswegen habe ich mich ja nach einem anderen Konzept der Versorgung umgesehen. Jetzt muss ich für mich selbst entscheiden, ob alles, was danach passierte, für mich nachvollziehbar und verständlich ist und vor allem fair. Zuerst fing er an, mich zu belügen, dann mich zu betrügen, dann mich viel mehr zu belügen und zu betrügen, bis beides Früchte trug. Und wenn ich mich dafür erscheinen sollte, dann werde ich an diesen Früchten lange zu knabbern haben. Er hatte wohl zwischendurch auch einiges zu knabbern an seinem neu gewählten Lebensweg. Wie ich davon erfuhr ich? Nun ja, nach der anfänglichen netten Phase und dem was danach kam, musste ich zum Schluss vor ihm Angst haben. Ich kriegte eine ganz neue Seite an ihm zu spüren, er war so aggressiv, kaum noch ansprechbar, in Rage. Dann wollte er zwischendurch mit mir reden, mir was erklären. Als er keinen Zuspruch von mir erfuhr, wurde es wieder laut. Hätte ich etwa mehr Verständnis zeigen müssen? Immer und immer wieder? Auch wenn es immer lauter und aggressiver wurde? Mit der Zeit sah ich keinen anderen Ausweg mehr, ich zog mich zurück.

Nach über einem halben Jahr absoluter Funkstille, ich hatte wirklich alles möglich getan, um mich vor möglichen Verletzungen aller Art zu schützen, hatte er einen Weg gefunden, den Kontakt wieder aufleben zu lassen. Und er war wieder nett, sehr vorsichtig, sehr zurückhaltend. Ich konnte ihm sagen, was ich wollte, er blieb ruhig. Er versuchte einiges zu klären, anderes zu erklären, zu entschuldigen, zu bereuen. Ich für meinen Teil hörte zu, fragte nach, erläuterte meine Perspektive, bekam Zuspruch, mehr Informationen und Vertrauen. Die Frage ist jetzt: kann sich ein Mensch ändern? Zieht er in die Welt hinaus und findet heraus, dass der Ausgangspunkt doch das Beste für einen war? Oder bleibt er immer so, wie er war? Wie ändern uns unsere Fehler, unsere Erfahrungen? Unter Umständen hat er aber nur rational abgewägt, bereut gar nicht so viel und will mich manipulieren. Es ist also eine Frage an meine Menschenkenntnis, was will er von mir? Dem Vorwurf der vorzeitigen Überforderung muss ich zustimmen, aber das, was darauf folgte, sprengte meine Vorstellungskraft. Und trotzdem kann ich das eine oder andere nachvollziehen, verstehen. Jetzt ist aber das noch lange nicht „entschuldigen“ oder „verzeihen“. Kann ich das? Wann wird denn sein wahres Wesen rauskommen? Und was ist es, der liebevolle Nette oder der cholerische Lügner? Drücke ich mich hier vor einer Entscheidung oder gibt es Dinge, die ich doch verzeihen muss? Ich weiß nicht, warum ich so mit mir hadere. Vielleicht weil ich weiß, dass ich seinerzeit zu viel erwartet habe, vielleicht rede ich es mir gerade nur schön. Ich weiß es nicht, ob ich verzeihen will und noch weniger, ob ich verzeihen kann. Insgeheim hoffe ich, so glaube ich, dass er mir die Entscheidung mit seinem Verhalten abnimmt. Und auf der anderen Seite habe ich zu viele Filme gesehen, um nicht zu hoffen, dass Liebe alles überwindet. Aber die Realität ist das nun mal nicht. Wie gesagt, ich weiß nicht.

(Foto: S. Hofschlaeger  / pixelio.de)


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