Stoffwindeln in der Praxis: Der Einsteiger-Guide für alle, die mit Stoffis wickeln wollen

Stoffwindeln in der Praxis: Der Einsteiger-Guide für alle, die mit Stoffis wickeln wollen

Hier findest du einen etwas anderen Stoffwindeln Test: Wir vergleichen nicht alle verfügbaren Modelle, sondern zeigen dir, wie wir wickeln und welche Stoffindeln wir benutzen. Ich selber fühlte mich bei der Recherche damals leider total überfordert und hatte den Eindruck, dass es wahnsinnig kompliziert sein muss mit Stoffwindeln zu wickeln. Ist es aber gar nicht! Das möchte ich dir hier in diesem Einsteiger-Guide zeigen.

1. Unser Stoffwindelsystem: Einfach und günstig

Für Stoffwindeln kann man eine Menge Geld ausgeben. Muss man aber nicht! Wir haben einige Stoffwindeln getestet und dabei festgestellt, dass nicht unbedingt die teuersten Windeln auch die Besten sind. Natürlich kommt es immer darauf an, was man für Ansprüche hat und wie bequem man es sich machen will.

In diesem Video erfährst du in nicht einmal 10 Minuten das (für mich) Wichtigste über Stoffwindeln:

1.1 Für den Tag: Mullwindeln mit Überhose

Für den Tag haben wir uns für eine recht günstige Variante von Stoffwindeln entschieden: Mullwindeln, die wir falten und dann in Überhosen legen.

a) Mullwindeln und Windeleinlagen

Wir haben uns für Mullwindeln entschieden, da man diese günstig bekommt und sie aus reiner Baumwolle bestehen. Wir falten immer eine Mullwindel und legen sie dann einfach in die Überhose. Mittlerweile haben wir zudem einen kleinen Vorrat an Einlagen, da manche Überhosen direkt mit Einlage geliefert werden. Vorteil der Einlagen ist, dass sie nicht gefaltet werden müssen, dafür sind sie in der Anschaffung aber auch wieder teurer als die Mullwindeln.

Wir haben insgesamt etwa 40 Mullwindeln und 20 Einlagen, womit wir gut auskommen wobei wir jeden zweiten, spätestens dritten Tag waschen. Wir waschen die Einlagen und Mullwindeln allein (ohne Überhosen), da wir so deutlich heißer waschen können.

Stoffwindeln in der Praxis: Der Einsteiger-Guide für alle, die mit Stoffis wickeln wollen

b) Unsere Überhosen

Am Anfang hatten wir nur Überhosen von Milovia, später haben wir noch eine von Bambino Mio und einige von Little Bloom gekauft. Die Windeln von Little Bloom und Milovia kann man mithilfe von Druckknöpfen in der Größe verstellen, weshalb sie knapp nach der Geburt bis zum Ende der Windelzeit verwendet werden können.

Die Überhosen von Little Bloom sind die günstigsten und man kann diese super bei Amazon bestellen. Es sind zwar Pocketwindeln (die sich super schlecht befüllen lassen) aber wir legen die Saugeinlage einfach auf die Windel und bisher verrutscht da trotzdem nichts und das klappt super. Wir können diese Überhosen wirklich empfehlen und würden sie auf jeden Fall wieder kaufen.

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Die Überhose von Bambino Mio kommt in zwei Größen, was dazu führt, dass man irgendwann neue Überhosen kaufen muss. Außerdem wird sie mit Klett verschlossen, was zwar praktisch ist, da man es feiner einstellen kann, der Klett ist aber sehr hart und schubbert bei uns am Bauch des Babys, was zu roten Flecken führt und uns gar nicht gefällt. Da diese Überhosen nicht besonders billig sind, würde ich eher zu denen von Little Bloom oder Milovia raten.

Die Überhosen von Milovia haben eine Lasche unter die man die Mullwindel schieben kann aber wirklich „befestigen" kann diese die Mullwindel nicht. Beim Wickeln rutscht mir die Mullwindel regelmäßig aus der Lasche raus, was aber letztendlich nicht schlimm ist. Bisher blieb trotzdem immer alles an Ort und Stelle. Diese Überhosen gibt es in zwei Größen, wobei die Newborn-Größe nicht besonders lang passt und wir unsere kaum benutzt haben. Darum würde ich immer empfehlen ganz am Anfang Wegwerfwindeln zu benutzen und direkt mit der größeren Größe zu starten. Falls die wirklich noch nicht gut passt, kann man immer eine Mullwindel zusätzlich reinlegen.

Insgesamt haben wir 15 Überhosen, die für 2 Tage reichen. Die Überhosen waschen wir einfach zusammen mit normaler Kleidung.

1.2 Für die Nacht: Höschenwindel mit Überhose

Für Nachts haben wir uns nach einigem Ausprobieren letztendlich für die Bamboozles von Totsbots mit einer Überhose entschieden. Die Bamboozles sind super weich und saugen wirklich gut. Sie kommen zudem mit einer zusätzlichen Saugeinlage, die man in die Windel einknöpfen kann, was wir immer machen. Während uns die normalen Mullwindeln mit Überhose regelmäßig ausgelaufen sind (Nachts das komplette Kind einmal aus- und neu anziehen macht wirklich keinen Spaß!), haben wir noch einmal etwas Geld investiert und uns zwei Sets mit je 5 Höschenwindeln bei Amazon bestellt. Da wir Nachts einmal Wickeln (so gegen 4 bis 5 Uhr morgens), reichen die Windeln theoretisch für 5 Nächte, wir waschen aber in der Regel jeden zweiten bis dritten Tag.

2. Basics: Welche Arten von Stoffindeln gibt es?

Wenn man sich über Stoffwindeln informiert, wird man schnell erschlagen von all den Begriffen, unterschiedlichen Systemen und den verschiedenen Materialien. Eigentlich ist es aber gar nicht so schwer!

2.1 Flüssigkeit aufsaugen: Der Kern einer Stoffwindel

Damit eine Windel das tut, wozu sie bestimmt ist, braucht sie einen saugfähigen Kern. Hier wird das Pipi „gespeichert" bis die Windel gewechselt wird.

a) Mullwindeln

Mullwindeln oder Mulltücher sind einfache Baumwolltücher, die gefaltet und in die Windel gelegt werden. Vorteil dieser Tücher ist, dass sie recht günstig sind und aus Baumwolle bestehen. Dafür saugen sie nicht so viel auf, wie manche Einlagen und das Falten ist manchen beim Wickeln zu umständlich.

b) Einlagen

Einlagen sehen aus wie Binden und bestehen aus verschiedensten Materialien: Es gibt sie aus Baumwolle, Microfaser oder Bambusfasern. Microfaser ist am günstigsten, weil dieser Stoff in der Produktion nur sehr wenig kostet. Einlagen kann man einfach in die Überhose legen, manche besitzen zudem Druckknöpfe um sie richtig in der Windel zu befestigen.

c) Höschenwindel

Eine Höschenwindel wie die Baboozles ist eine Windel, die komplett aus saugfähigem Material (zum Beispiel Baumwolle) besteht. Sie wird angezogen wie eine Windel, saugt viel auf, würde aber die Feuchtigkeit auch wieder abgeben. Darüber muss somit zusätzlich eine Überhose gezogen werden. Vorteil dieser Höschenwindeln ist, dass sie extrem saugfähig sind, dafür trage sie jedoch auch ziemlich auf und das Baby bekommt einen richtig dicken Windel-Po. Tagsüber sind Höschenwindeln darum in der Regel eher unpraktisch, da sie das Kind sogar in der Bewegungsfreiheit einschränken können, für Nachts sind diese Windeln hingegen toll, da sie viel Pipi speichern können.

Höschenwindeln sind relativ teuer dafür aber wirklich praktisch in der Anwendung.

2.2 Damit nichts ausläuft: Den Kern verpacken

Theoretisch kann man seinem Kind auch einfach eine Mullwindel umbinden. Das Pipi wird so aufgefangen, das Problem ist jedoch, dass Mullwindeln schnell nass sind und dann die Feuchtigkeit an das umliegende Gewebe abgeben. In den meisten Fällen wäre das die Kleidung des Babys, was ja nicht Sinn der Sache ist. Darum wird über den saugfähigen Kern nun etwas gezogen, was die Feuchtigkeit daran hindert sich zu verbreiten.

a) Überhosen

Überhosen gibt es viele verschiedene. Sinn einer Überhose ist immer, dass die Windel am ihr zugedachten Platz bleibt, viele Überhosen sorgen zudem dafür, dass die Feuchtigkeit sich nicht ausbreiten kann. Überhosen gibt es mit Klettverschluss oder Druckknöpfen. Klettverschluss lässt sich variabler einstellen, dafür kann dieser jedoch auf der Haut des Babys unangenehm reiben. Überhosen sind in der Regel recht teuer.

b) Pocket Windeln

Pocketwindeln sind im Grunde auch Überhosen. Sie haben jedoch keine Laschen in die man die Saugeinlagen legt, sondern richtige Taschen. So kann der Saugkern nicht so schnell verrutschen und alles bleibt wo es sein soll. Dafür ist aber auch das Vorbereiten der Windel etwas langwieriger weil es manchmal nicht so einfach ist, die Einlage in die Tasche zu füllen.

Auch hier kann man die Überhose und die Einlage separat waschen.

2.3 All-in-One: Kern und Verpackung in einem

All-in-One Windeln kommen einer herkömmlichen Wegwerfwindel am Nächsten. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine Pocketwindel, in die eine Einlage eingenäht wurde. Die Einlage kann man aus der Windel herausziehen, sie bleibt aber an dieser Befestigt. Der Vorteil besteht darin, dass Einlage und Windel immer zusammen bleiben, nachteilig ist jedoch, dass man so Einlage und Überhose nicht separat waschen kann.

3. Wie wäscht man Stoffwindeln richtig?

Damit man lange etwas von seinen Stoffwindeln hat, ist es wichtig sie richtig zu waschen. Jede Stoffwindel hat ein eingenähtes Etikett auf dem genau steht wie man die Windel waschen kann. Wenn du ganz sicher gehen willst, dann halt dich an diese Angaben.

Wir persönlich haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass man auch durchaus von diesen Angaben abweichen kann. Oft gehen die Hersteller auf Nummer sicher und geben an, dass die Materialien höchstens bei 30° gewaschen werden sollen, wir waschen aber die Überhosen bei 40° und die Einlagen bei 60°. Bisher ist dabei nichts passiert, man sollte das aber immer lieber mit einzelnen Stücken ausprobieren und schauen, wie das Material das verträgt.

3.1 Welches Waschmittel nimmt man am besten?

Da Stoffwindeln direkt auf die Haut des Babys kommen und das an einer recht empfindlichen Stelle, ist es sinnvoll ein Waschmittel ohne Parfum zu benutzen. Wir haben uns zudem für ein ökologisches Waschmittel entschieden (Sodasan). Ein Hygienespüler ist NICHT notwendig, vielfach wird sogar eher davon abgeraten, da die Chemikalien als Rückstände in der Stoffwindel bleiben und zu Hautreizungen führen können. Um alle Bakterien und Keime abzutöten reichen zudem die herkömmlichen Waschmittel völlig aus.

3.2 Wie trocknen Stoffwindeln am besten?

Da wir leider keinen Wäschekeller haben, haben wir uns extra einen Wäschetrockner angeschafft. Damit geht der ökologische Vorteil von Stoffwindeln zwar flöten aber mein Mama-Alltag ist so schon stressig genug, da gönne ich mir zumindest diesen kleinen Luxus. Übrigens ist es am besten Kleidung an der frischen Luft zu trocknen, danach folgt der Heizungskeller (Wäschekeller), dann der Trockner und an letzter Stelle steht das Trocknen in den Wohnräumen. Die Feuchtigkeit ist einfach nicht gut für die Wohnräume und kann da langfristig sogar Schäden anrichten.

Im Sommer könnten wir nun eigentlich die Stoffwindeln an der Sonne trocknen lassen, aus Bequemlichkeit nutzen wir aber auch jetzt den Trockner. Tür auf, Wäsche rein, fertig ist doch deutlich zeitsparender als das Aufhängen.

4. Wie lagert man benutze Stoffwindeln bis zum Waschen?

Wir waschen in der Regel jeden zweiten Tag. Die benutzen Windeln müssen also etwas länger gelagert werden. Am Anfang, wenn das Baby ausschließlich Milch bekommt, ist das noch nicht so ein großes Problem, da der Stuhl nicht so streng riecht. Das ändert sich aber spätestens mit der Beikosteinführung. Außerdem riecht nicht nur der Stuhl, sondern vor allem auch der Urin entwickelt einen beißenden Geruch, wenn er luftdicht gelagert wird. Darum sind Eimer, die komplett geschlossen werden können nicht unbedingt die ideale Lösung.

Wir selber nutzen momentan noch einfache Plastikeimer ohne Deckel. Für stinkende Windeln haben wir 3 „Wet-Bags" (oder Windeltaschen) gekauft. In diese kommen die Windeln rein und zum Waschen wird der Wet-Bag einfach auf Links gedreht, so dass die Windeln herausfallen und der Wet-Bag wird dann einfach mit gewaschen. Solche Wet-Bags bekommt man bei Amazon allerdings passen hier meist nicht mehr als 3 bis 5 Windeln in einen Beutel. Darum benutzen liegen diese für Windeln bereit, die unangenehm riechen, der Rest kommt in die offenen Eimer. Bisher kamen die Wet-Bags bei uns übrigens noch nicht zum Einsatz.


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