Stevia – das süsse Gold – oder wie man Pflanzen patentiert

Vor nicht allzu langer Zeit war Stevia in der EU noch weitgehend unbekannt und es haftet ihm noch heute ein gewisses Reformhaus-Flair an, während es in vielen Teilen der Welt schon lange als gesundes, kalorienfreies Süßungsmittel begeisterte Anhänger findet.

Das Beste an dieser unglaublich süßen und ur-gesunden Pflanze ist, daß sie um ein vielfaches süßer schmeckt als herkömmlicher Zucker, es sich dabei aber nicht um Zucker handelt. Aus diesem Grunde wird Stevia nicht verstoffwechselt und beeinflusst deshalb nicht den Blutzuckerspiegel; auch Kalorien hat es keine – Stevia ist also ein natürlicher, kalorienfreier Süßstoff und daher von Natur aus ein Geschenk für jeden Diabetiker und ein Traum für alle figur- und gesundheitsbewussten Menschen.

Ja ich weiß, Aspartam kann das auch und Cyclamat ebenso – aber – Aspartam & Co. sind künstlich hergestellte Süßstoffe. Stevia hingegen ist natürlich gewachsen. Und wenn Sie zu den aufgeklärten Konsumenten gehören und Ihr Stevia daher nachweislich aus paraguayischem Anbau stammt, dürfen Sie davon ausgehen, daß sie sich wirklich etwas Gutes tun, denn in der Regel handelt es sich bei paraguayischem Stevia um organisch angebautes Stevia.

Was ist denn nun das Problem?

Ein Problem ist es eigentlich weniger – es handelt sich eher um wirtschaftspolitische Interessen und Machtkämpfe, was nicht nur zu einer eingeschränkten Handelsfähigkeit des Stevia (z.B. auch innerhalb Deutschlands) führte, sondern insbesondere auch zu gezielten Fehl- und Falschinformationen an die Adresse des verängstigten und verunsicherten Verbrauchers.

Daß wir hier in Paraguay bereits seit Jahrhunderten Stevia verwenden und noch immer leben, wissen Sie bereits. Auch die Japaner kamen Mitte der 70iger Jahre auf den gesunden Süßungstrip und erfreuen sich bis heute bester Gesundheit.

In den USA kam Stevia in den 80iger Jahren ins Gespräch; hatte aber zunächst aufgrund der heftigen Blockaden seitens der Zuckergiganten keinerlei Chancen auf Zulassung, denn in einer ersten Studie der Chicago University of Illinois wurde nachgewiesen, daß Stevia in einer gewissen Dosierung krebserregend auf Ratten wirken soll.  Mitwirkend an dieser Studie war – wer hätte damit gerechnet – ausgerechnet die chemische Süßstoffindustrie. NutraSweet ist übrigens einer der Marktführer, der bis zum Jahr 2000 dem Gentech-Konzern Monsanto angehörte!

Das Ergebnis jener Studie führte dazu, daß Stevia in den USA daraufhin regelrecht verteufelt wurde, was sogar zur Bücherverbrennung von bereits auf dem Markt befindlichen Stevia-Kochbücher führte. Und wie so oft, spielte die USA auch hier die Vorreiterrolle für die gesamte westliche Welt – die Verarbeitung der Steviapflanze in Lebensmitteln wurde untersagt.

2008 geschah dann ein kleines Wunder. Stevia wurde von der FDA (Food and Drug Administration) als unbedenklich eingestuft – was war geschehen?

Nein, es war nicht der Wunsch, dem Verbraucher entgegen kommen zu wollen und es war ebenfalls kein Akt der Fürsorge oder reiner Zufall. Es war vielmehr das Erkennen der Süßstoffindustrie, daß Aspartam & Co. kaum noch Geld in die Kassen spült, weil für die meisten künstlichen Süßstoffe die Patente ausgelaufen sind (Aspartam 1992, Sucralose 2005) und nun der Markt mit Billigprodukten aus China überflutet wird.

Es war die Erkenntnis, daß ein Überleben nur möglich sein wird, wenn neue Märkte erschlossen und neue Patente in trockene Tücher gebracht werden – und auf einmal besann man sich des süßen Goldes – STEVIA.

Sie werden sich jetzt zu Recht fragen, wie man denn auf eine Pflanze ein Patent anmelden kann?
Genau – man kann es nicht.
Etwas einzigartiges musste also geschaffen oder besser noch – erschaffen werden; und so verfiel man auf einen einfachen aber äußerst wirksamen und lukrativen Trick: in einem chemischen Prozess extrahierte man aus der Steviapflanze einen ihrer diversen Süßstoffe – nämlich das Rebaudiosid-A – und meldete auf die Methode inklusive der so erlangten Substanz, eine Anzahl von Patenten an.

Die darauf folgende Zulassung der FDA bezieht sich lediglich auf den chemisch gewonnenen und patentierten Süßstoff – Rebaudiosid-A – die Pflanze selbst bleibt als Lebensmittel selbstverständlich weiterhin verboten.

Voilà – grünes Licht für die Süßstoff- und Lebensmittelgiganten, freie Bahn für die Milliarden Umsätze einer Cargill Inc., die mit der Marke Truvia bereits den Markt mit 6% beherrscht. Cargill ist nicht nur größtes Familienunternehmen der USA sondern auch Partner von Coca-Cola, die schon im Jahr 2007 vorsorglich 24 Patente auf Stevia-Produkte anmeldete und bereits erfolgreich mit Stevia gesüßte Limonade auf dem Markt anbietet.

Eine gigantische Marketing-Maschinerie ist angerollt und hat Kurs auf Europa genommen.

Nachdem in den USA im Dezember 2008 Rebaudiosid-A als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen wurde, folgte Europa auf dem Fuße. Im September 2009 erhielt Frankreich eine (vorläufige) Zulassung und schon kurz darauf, im April 2010 bewertete die EFSA (European Food Safety Authority) die Sicherheit von Stevioglycosiden ebenfalls positiv, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, was die empfohlene Höchstmenge betrifft. Der vollständige Pressetext kann hier nachgelesen werden.

Die endgültige Zulassung von Stevia in der EU – genauer gesagt von Rebaudiosid-A – also das patentierte Extrakt aus der Steviapflanze, scheint auch in der EU nur noch eine Frage weniger Wochen oder vielleicht Monate zu sein.

Stevia – Quo vadis?

Ich freue mich, daß Stevia endlich seinen verdienten weltweiten Siegeszug antreten kann und ich freue mich auch für all jene Menschen, die nun in den Genuss eines gesunden, natürlichen  Zuckerersatzes kommen werden – nicht wegen, sondern trotz Patente.

Für mich hat die Zulassung jedoch einen bitteren Beigeschmack; nicht nur weil es sich wegen dem Patentetrick weiterhin um eine eingeschränkte Zulassung handeln wird, sondern vor allem weil es ausschließlich aufgrund wirtschaftlicher Interessen und Begierden der ganz Großen im Zuckergeschäft hin erfolgte.

Es ist ein Skandal, daß der Verbraucher all die Jahre für dumm verkauft und manipuliert wurde und weiterhin wird; daß ihm Märchen, Lügen und Halbwahrheiten aufgetischt wurden und daß die Angst und Verunsicherung ihn jetzt zum dankbaren Kunden und Abnehmer der neuen Patente der Süßstoffmagnaten macht.

Besorgt bin ich über die Aussicht, daß zur Deckung des voraussichtlich ungeheueren weltweiten Steviabedarfs, die Firma Cargill bereits Vertragsbauern anheuert und im großen Stil mit der Züchtung von Samen begonnen hat – ausgerechnet in China!

Stevia für die breite Masse der Verbraucher wird also weiterhin aus Fernost kommen – diesmal jedoch vom Westen kontrolliert. Doch dies dürfte dem aufmerksamen Leser dieses Blogs vollkommen klar sein – Stevia aus Fernost bleibt Stevia aus Fernost – unabhängig davon, wer es anbaut.

Paraguay – das Ursprungsland der Stevia und das Herkunftsland des nachweislich besten Stevia der Welt – bleibt bei dem jetzt entstandenen Hype voraussichtlich auf der Strecke;  die lachenden Gewinner hingegen sitzen in den USA und in Europa.

Unsere Kunden zeigen jedoch, daß sich immer mehr Menschen in Europa und Deutschland dem kommerziellen Diktat entziehen, weil sie Wert auf Ursprünglichkeit, Nachhaltigkeit und fairen Handel legen. Danke.


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