Statt einer Weihnachtsansprache

Wenigstens das Wetter passt zu meiner Stimmung – trüb, neblig, matschig, es wird seit Tagen nicht richtig hell. Wobei mir der Schnee sehr viel besser gefallen hat als der Regen – das Glatteis gestern war allerdings schon wieder ein echtes Highlight. Kaum Autos auf den Straßen und überall sehr vorsichtige Fußgänger, die genau wie ich zum Einkaufen schlitterten. Der Einzelhandel war mit dem Weihnachtsgeschäft trotzdem nicht zufrieden.

Aber wen wundert das – wenn die Leute kein Geld haben, wovon sollen sie dann Weihnachtsgeschenke kaufen? Auch wenn in den Medien das schlechte Wetter vorgeschoben wird und man sich die Lage ansonsten schönredet. Wer von Billigjobs und Niedriglohn leben muss, kann nicht auch noch die Konjunktur ankurbeln. Ganz zu schweigen von den richtig Armen, von denen es in Deutschland auch immer mehr gibt, wie sogar im Wall Street Journal zu lesen ist – bei dem es sich gewisslich nicht um linkes Kampfblatt handelt.

Weihnachtsbaum

Klein, aber fein. Die Mama hat doch wieder ein Weihnachtsbäumchen gebastelt.

Unser Bundes-Joachim ruft deshalb in seiner Weihnachtsansprache zu Solidarität und Nächstenliebe auf. Das belastet den Staatshaushalt nicht und klingt immer gut. In seiner unnachahmlichen Gauckizität vergisst unser protokollarisches Staatsoberhaupt auch nicht unsere tapferen Jungs und Mädels an der Front, äh, die lieben Landsleute in der Ferne. Und er hat auch nicht vergessen, dass er mal Pfarrer war und zitiert fleißig aus der Bibel: Fürchtet euch nicht! Friede auf Erden! Leider geht er nicht darauf ein, warum so viel Krieg auf Erden herrscht – das hat halt nicht nur mit der Bibel, bzw. ihrer Nicht-Anwendung, sondern irgendwie auch mit Wirtschaft zu tun, da hält er sich lieber raus. Allerdings nicht ohne anzumerken, dass es “den meisten von uns wirtschaftlich gut, ja sehr gut” ginge. Da meint er wohl sich und seine Politiker-Kollegen, die dank großzügiger Ausstattung an Staatsknete den Rest ihres Lebens ruhig schlafen können. Von uns anderen kann da kaum die Rede sein.

Um über die Runden zu kommen, muss ich so viel arbeiten wie noch nie in meinem Leben – und als alleinerziehende Berufstätige bin ich echt daran gewöhnt, immer im Einsatz zu sein. Immerhin habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Zwar im unregulierten (man könnte auch prekären sagen) Bereich von IT-Startups und Neue-Medien-Klitschen und die Bezahlung wird meiner Qualifikation auch keineswegs gerecht, aber heutzutage freut man sich ja schon über die kleinen Dinge. Denn, global gesehen, hat der Gauck ja irgendwie recht – noch verhungern in Deutschland vergleichsweise wenige Menschen.

Und damit das so bleibt, sollen sich doch bitte schön die Bürgerinnen und Bürger im Land engagieren – die Politik hat nämlich genug damit zu tun, ihre Privilegien abzusichern, Waffen in die Welt zu schicken und die Wirtschaftsbosse bei Laune zu halten. Um die Probleme der Leute sollen sich die Leute doch bitte mal selbst kümmern. Dazu ist Freiheit schließlich da.

Wo er recht hat, hat er recht: Wir sollten uns verdammt noch mal selbst um unsere Probleme kümmern. Nicht mehr für das gute Leben unserer Chefs arbeiten, sondern für unser eigenes gutes Leben. Nicht mehr für irgendwelche zweifelhaften Ideale kämpfen, sondern für uns selbst. Wenn die Soldaten, die Deutschland am Hindukusch verteidigen, ihre Waffen mal vernünftig gebrauchen würden, und statt irgendwelche verhetzten Hungerleider zu erschießen, uns unsere verlogene Herrschaft vom Hals schaffen würden, ginge das für Gauck und Konsorten nicht gut aus. Glück für ihn, dass sie nicht auf ihn hören werden, sondern sich lieber für die Veranstalter verkorkster Weltpolitik den Arsch abschießen lassen.

Frohe Weihnachten.



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