Ich brauche endlich ein Logo für die Montagspost oder? Ich kann mich aber noch nicht so richtig entscheiden. Habt ihr eine Idee?
Heute ist eine sehr beeindruckende Frau, zu Gast in der Montagspost. Die Rede ist von der wundervollen Mama Schulze. Mama Schulze ist zweifache Mama und lebt mit der Krankheit MS-Multiple Sklerose. Sie hat bereits schon einmal darüber auf meinem Blog geschrieben. Ich finde es unglaublich, wie Sie es schafft, der Krankheit, zwar den nötigen Raum zu geben aber sich und ihr Leben nicht davon bestimmen lässt. Ich weiss nicht, ob ich diese Stärke besitzen würde oder an meinem Selbstmitleid zu Grunde gehen würde. Ich bewunde Dich sehr, liebe JuSu und freue mich riesig, dass Du mir all meine Fragen beantwortet hast.
Diese möchte ich euch auch gar nciht lange vorenthalten und wünsche euch nun viel Spass mit meinem Interview mit Mama Schulze, die ihr übrigens neben dem Blog, auch auf Facebook und Twitter besuchen könnt.
Du bloggst unter dem Pseudonym Mama Schulze, was hat es damit auf sich?
Mein Mann hat bei unserer Hochzeit meinen Nachnamen angenommen. Sein „Mädchennname“ war Schulze. Ich habe mir also den Namen „Mama Schulze“ ausgesucht, um das „Schulze“ für uns noch ein wenig am Leben zu halten.
Und außerdem sind die Initialen M und S. Da ich wusste, dass ich irgendwann auch über meine MS schreiben will, passte das ganz gut.
Du hast MS und das ist im Prinzip auch das Hauptthema des Blogs, nervt es dich manchmal darauf reduziert zu werden bzw. wirst du es überhaupt?
Nee, nerven tut mich das nicht. Ich bin mit der MS ja bewusst in die Öffentlichkeit getreten. Um zu zeigen, dass man ein halbwegs normales Familienleben mit der Erkrankung führen kann. Da ist es ja klar, dass das dann eben das Thema ist, auf das ich reduziert werde.
Etwas komisch ist es bei Bloggerveranstaltungen, also bei Gelegenheiten, bei dem sich die Internet-Crowd im realen Leben kennenlernt und trifft. Da merke ich dann schon, dass einige genauer gucken, wer DIE mit der MS ist. Das ist dann schon gewöhnungsbedürftig für mich. Aber auch das ist OK. Ich habe das Thema ja wie gesagt forciert.
Du bist auch eine working mom, wie organisierst Du das?
Die Kinder gehen in eine Kita, meist von 8 Uhr bis 15.30 Uhr. Mein Mann bringt sie dorthin, ich hole sie ab. Ich arbeite von 8.30 Uhr bis ca. 15 Uhr. Da ich auf mein Stresslevel achten muss (Stress kann bei MS schubauslösend sein), achte ich darauf, dass wir am Nachmittag nicht von einem Termin zum nächsten hetzen. Meist laufen wir zu Fuß nach Hause, entdecken tausend Sachen am Wegesrand und, wenn wir dann zu Hause ankommen, bereite ich das Abendessen vor (ich koche alles frisch und selbst), während die Kinder spielen.
Um 18 Uhr gibt es Abendessen und danach gehen die Beiden schon ins Bett. Danach räume ich noch die Küche auf oder blogge, während ich auf meinen Mann warte, mit dem ich dann gemeinsam esse.
Spätestens gegen 21.30 Uhr liege ich im Bett, weil Schlaf ebenfalls sehr wichtig für mich ist.
Man merkt dir die Erkrankung kaum an aber sie ist trotzdem da. Hat Dein Mann grosse Angst vor etwaigen Folgen?
Nee, mein Mann hat gar keine Angst. Er sagt, dass wir alles schaffen, was auch immer mal kommen mag.
Abgesehen davon glaubt er ganz fest daran, ich ich mal diejenige bin, die ihn im Rollstuhl umher schiebt.
Können deine Kinder die Erkrankung auch bekommen oder wird Sie nicht vererbt?
Es gibt eine 4-prozentige höhere Wahrscheinlichkeit für die Mädchen, die Krankheit ebenfalls zu bekommen. Das ist also verschwindend gering. Eigentlich sagt man, dass die Multiple Sklerose nicht vererbt wird.
Du lebst bei Frankfurt. Was gefällt Dir am besten an der Stadt?
Direkt in Frankfurt wohne ich nicht, sondern im Speckgürtel, d.h. in der Vorstadt. In 20min bin ich in Frankfurt. Aber, bis ich zum zweiten Mal Mama wurde, habe ich in Frankfurt gelebt. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Stadt eigentlich sehr klein ist. Man ist überall spätestens in 30 min zu Fuß hingelaufen, braucht also quasi nicht zwingend Bus und Bahn. Daneben bietet sie alle Vorteile einer internationalen Großstadt. Und dann sind da noch die hemdsärmeligen Hessen, die mir einfach sympathisch sind: „Ei Gude!“, und man kommt direkt ins Gespräch. Das mag ich!
Du warst schon auf einigen Bloggertreffs, wer ist dir am meisten im Gedächtnis geblieben und wieso?
Andrea alias MeWorkingMom , habe ich in München bei einer Bloggerveranstaltung kennengelernt. Seitdem haben wir uns schon öfter wieder getroffen und sie hat die Crowdfunding-Aktion „Meine Muskeln für MS“ auf die Beine gestellt, zu der ich sie inspiriert habe. Wir sind uns einerseits einfach sympathisch und dann bin unglaublich stolz auf sie, was sie für uns MSler) tut.
Darüber hinaus durfte ich beim gleichen Bloggerevent Séverine von Mama on the Rocks und Suse von Ichlebejetzt kennenlernen. Beide sind auch super nett und ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen im September bei #Wubttika.
In Berlin habe ich bei der re:publica Heike von heikeland.blogspot.com kennengelernt und wir haben sehr viel zusammen gelacht, da wir den gleichen trockenen Humor haben. Da finde ich es echt schade, dass wir so weit auseinander wohnen. Denn mit ihr würde ich mich gerne einfach mal zwischendurch auf einen Kaffee treffen. Um über den ganzen Mama-Wahnsinn gemeinsam zu lachen.
Nicht bei einem Bloggerevent, sondern bei Twitter habe ich Marsha von Mutter & Söhnchen kennengelernt und gemerkt, dass wir Luftlinie nur wenige Kilometer voneinander entfernt leben. Mittlerweile haben wir uns schon öfter getroffen und machen auch „iGude – der Muddicheck“ zusammen. Und ich bin wirklich froh, dass wir uns über das WWW kennengelernt haben
Was bedeutet für Dich dein Blog und was sagen deine Kids dazu?
Mein Blog ist für mich eine Möglichkeit, über die MS zu informieren und mich mit anderen Erkrankten auszutauschen. Es ist quasi wie eine Therapie für mich, denn ich verarbeite viel über das Schreiben. Für mich ist die MS dadurch ein Stück normaler geworden. Zusätzlich verarbeite ich dort auch viele Dinge aus meinem Mama-Alltag: schöne und schwierige Situationen mit meinen Kindern.
Du hast deine Ernährung umgestellt auf Paleo? Was ist das und willst du das für immer machen?
Paleo bedeutet ganz kurz gefasst: Verzicht auf Zucker, Kohlehydrate und Milchprodukte. Ich mache das, weil festgestellt wurde, dass diese 3 Nahrungsmittel die MS quasi „anfeuern“ und zu mehr Krankheitsaktivität führen. Und ja, ich werde das für immer machen- außer, es wird irgendwann festgestellt, dass eine andere Ernährungsform noch besser im Kampf gegen die MS hilft.
Was gefällt Dir an den sozialen Netzwerken am besten und was gar nicht?
Mir gefällt, dass ich mich dort austauschen kann. Neben Arbeit, MS und Kindern bleibt nicht viel Zeit für Freunde und Bekannte. So kann ich mir Gesprächspartner quasi nach Hause holen, ohne aufräumen oder meine Jogginghose ausziehen zu müssen. Ich kenne wenige MS-Erkrankte im sogenannten Real Life. Da ist das Web mein Ersatz.
Mir gefällt nicht gut, dass oftmals so streng ge- und verurteilt wird. Die sozialen Netzwerke sind schnelle Medien, z.B. bei Twitter zusätzlich auf 140 Zeichen begrenzt. Da kann man auch genau so schnell falsch verstanden werden. Wenn sich dann ein ganzer Mob auf eine Person stürzt, finde ich das ganz schön grenzwertig.
Was bedeutet für Dich Familie?
Meine kleine Familie ist mein zu Hause und der Grund, warum ich jeden Tag aufstehe und mich von der MS nicht unterkriegen lasse.
Ein Baum wird nach dir benannt, welcher wäre es und wo soll er gepflanzt werden und wieso?
Eine Eiche, weil sie fest verwurzelt ist und allen Widrigkeiten trotzt und Jahrzehnte überdauert.
Welcher deiner Artikel gefällt Dir im Nachhinein so gar nicht?
Da habe ich keinen speziellen.
Was ist dein ältestes Kleidungsstück und dein Liebstes?
Das sind ein paar Sneakers von Dunlop, die ich getragen habe als ich meinen Mann kennengelernt habe. Die sind jetzt über 12 Jahre alt.
Wohin soll dein Blog dich noch führen?
Ich würde gerne über mein Leben als Mama von 2 Kindern, die berufstätig ist und MS hat ein Buch schreiben. Vielleicht wird mein Blog dafür eine Grundlage? Das wäre toll!
Zum Abschluss wann treffen wir uns endlich und wo würdest Du mit mir hingehen?
Ich würde sagen: sobald wie möglich, oder? Sehr gerne mit 2,3 Stunden Zeit und ohne Kinder, damit wir ausführlichst quatschen können. Dafür würde mir ein einfaches Café ausreichen. Vielleicht eines mit einer schönen Terrasse, sodass wir draußen sitzen können?!
Liebe JuSu, vielen Dank für das tolle Interview. Ich freue mich schon wenn wir uns endlich mal imm „Real Life“ begegnen. Ich wünsche mir für Dich, das bald ein Verlag auf Dich zukommt und mit Dir ein Buch schreibt. Ich denke, es gibt viele Menschen, die Du damit ansprechen würdest.
Habt ihr Betroffene in eurem Bekannten- oder Familienkreis, die an MS erkrankt sind? Wie gehen Sie damit um?
Alle Fotos wurden mir freundlicherweise von JuSu zur Verfügung gestellt und die Bildrechte liegen ausschließlich bei Ihr.
Wir lesen uns nächsten Montag wieder.
Eure Glucke