Sprachreise

Von Gaby Feile

Vor kurzem bin ich von einer Sprachreise aus Europa nach Dubai zurück gekehrt. Weder hatte ich eine solche geplant, noch für nötig gehalten, da es sich bei der Sprache, die mir beigebracht wurde, um englisch handelte. Das widerum ist umso erstaunlicher, da ich in Deutschland, der Schweiz und in Italien war. In keinem dieser Länder ist englisch die offizielle Sprache, was allgemein bekannt ist.
Dennoch war ich überwältigt, um nicht zu sagen überfordert, mit dem Gebrauch der englischen Sprache im öffentlichen Raum. In Deutschland ist es ja mittlerweile gang und gäbe, die schöne Landessprache mit Anglizismen anzureichern. Gut, bestimmte Begriffe gibt es im Deutschen nicht, speziell wenn sie aus dem Bereich der Computer und Telefonie kommen. Oder es ist zu umständlich, elektronische Post statt E-Mail zu sagen. Im letzten Jahrtausend hätte man in solchen Fällen einen deutschen Begriff dafür gefunden und auch benutzt. Heute macht man sich die Mühe nicht mehr und spricht ungeniert von check-in, Hardware und High-End-Location.
Nicht, dass das reichen würde, nein, man benutzt auch noch Begriffe, die sich englisch anhören, mit denen jeder englische Muttersprachler aber gar nichts anfangen kann. Dazu gehört das beliebte „Handy“, das in Großbritannien „mobile phone“ und in USA „cell phone“ heißt. „Beamer“ ist auch so ein Wort, womit ich schon auf verständnislose Blicke gestoßen bin. Bis ich gelernt habe, dass das „projector“ heißt, was die Bilder an die Wand wirft. Und bei einer tatsächlichen Sprachreise vor einigen Jahren habe ich einen Mitstudenten als „sunnyboy“ bezeichnet, woraufhin die anwesenden Briten nur die Augen verdreht und etwas abschätzig „the Germans“ gesagt hatten. Ich habe natürlich nachgefragt, was sie meinen, und sie wollten im Gegenzug von mir wissen, was ein sunnyboy ist. Ich umschrieb das dann mit dem jungen Tom Cruise, und die Briten meinten, es könnte eventuell ein australisches Wort sein, sie kannten es jedenfalls nicht.
Dass die Schweizer, sowohl im deutschen als auch im italienischen Teil, und die Italiener diese Marotte mittlerweile auch bis zum Exzess ausüben, war mir bisher nicht bekannt. Keine Frage, als Ausländer tut man sich leichter, wenn Schilder in englisch beschriftet sind, schließlich beherrscht man auch als Europäer nicht sämtliche Sprachen des Kontinents. Englisch hingegen spricht jeder - irgendwie. Ich bin deshalb sehr für eine mehrsprachige Übersetzung, wie man sie in öffentlichen Bereichen oder in guten Museen findet.


Ein gutes Beispiel gibt es am Bahnhof in Lugano (Schweiz). Absolut eindeutig, verständlich und vier-sprachig:
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Auch an der Paulskirche in Frankfurt (Deutschland) wurde die Sprach-Herausforderung gut gelöst:
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Und die Werbung des Kaufhauses Manor in der Schweiz lass ich auch durchgehen:
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Komplett überrascht haben mich die nachfolgenden Schilder und Beschriftungen, mit denen ich das englisch Lernen nochmals ganz neu erlebt habe:

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Diesen Transporter habe ich in meinem Heimatdorf gesehen, wo die 2.000 Einwohner bestimmt keinen Business Lunch zu sich nehmen, auch nicht mit Bindestrich, oder gar ihren Event be-catern lassen.

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Dieses Bild stammt aus der etwas größeren Kreisstadt, Ellwangen, wo dieses Café wohl immer noch nicht vermietet ist. Vielleicht hätte man die internationale Vorwahl mit angeben sollen, um Interessenten aus dem Ausland eine Chance zu geben.
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Gleich gegenüber war diese Werbung angebracht - immerhin mit Teilübersetzung, und das Apostroph ist in diesem Fall auch mal richtig, weil es ja englisch ist!

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Die Schlemmer-Ecke in Ulm schafft es, Hausmannskost und TK-Convenience in einem Atemzug zu nennen, und schreibt ihren Namen in englischer Manier in zwei Worten.

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Da wird das Restaurant International in München dann doch eher seinem Namen gerecht und serviert ganz authentisch kein deutsches Mittagessen, auch kein Abendessen und Getränke gibt es auch nicht. Vielleicht in der Kaffe-Bar?

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Tutanchamun hätte diese Hieroglyphen wohl nicht verstanden, die als Wegweiser im Olympiapark in München standen.

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Und Oberpollinger in München schafft es sogar, englisch mit französisch zu mischen bei der Namensgebung der Kosmetikabteilung.

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Immerhin wurde vom Schuhladen im schweizerischen Lugano der englische Satz „The right shoes for your feet“ nur klein gedruckt, der Name dafür umso größer.
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Diese Pauschale des Telefonanbieters Sunrise (warum eigentlich nicht Sonnenaufgang?) in der Schweiz hält hoffentlich, was sie ver-spricht.
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Und die Banken in Italien wollen auch mitreden: Let‘s speak English!
Nicht falsch versehen: Ich lerne und spreche unheimlich gerne Sprachen, aber nur eine zur gleichen Zeit. Was ich überhaupt nicht leiden kann, weder mündlich noch schriftlich, ist, wenn Leute Sprachen mischen, und zwar nicht, weil sie ein Wort nicht kennen, sondern um sich wichtig zu machen. Andere tun es aus Bequemlichkeit, und andere einfach weil es alle tun und es modern ist. In allen Branchen, in denen ich gearbeitet habe, war es sehr verbreitet, mit englischen Begriffen um sich zu werfen. Die Herausforderung kam dann meist, wenn man mit Kunden korrespondierte und wusste, dass diese den Begriff nicht kennen. Eiligst wurde dann eine kurze Umfrage im Kollegenkreis gestartet, um no-show oder Key Performance Indicators richtig zu übersetzen.
Sehr verwirrend finde ich, dass selbst Journalisten vor dieser Entwicklung nicht gefeit oder dagegen immun sind. In namhaften Tageszeitungen, Magazinen und Internetportalen wird von der Mega-City, von der Homepage oder vom Forecast gesprochen bzw. geschrieben. Und das sind noch die verhältnismäßig harmlosesten Begriffe. Ich frage mich immer öfters, was die Generation 60-Plus, die nicht alle des Englischen mächtig sind, beim Lesen ihrer Zeitung denken. Und vor allem: was sie noch verstehen.
Es wird wohl sehr schwierig sein, diese Entwicklung aufzuhalten. Dennoch achte ich persönlich darauf, immer ganze Sätze in einer Sprache zu formulieren. You have my word!
Und das können wir daraus lernen:
Englisch mag eine Weltsprache sein, aber in Europa sprechen mehr Leute deutsch.
Die deutsche Sprache ist nicht nur sehr schön, sondern auch so umfangreich, um alles mit ihr ausdrücken zu können.
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