Eine Spiegelschau der Dorje Yudrönma sollte an einem ruhigen und friedlichen Ort durchgeführt werden. Der Spiegel wird dabei in einen mit Getreide gefüllten Behälter gestellt, wobei man ihn auf einen sauberen Filz legt. Die wahrsagende Person sprenkelt dann Sindura-Pulver (Zinnober) darüber und rezitiert die Mantras für das Ritual.
Vor den Spiegel stellt man einen kleinen Kristall-Stupa oder einen Kristall und an der Rückseite wird eine fünffarbige Flagge, die die fünf Buddha-Familien darstellt, an einen Pfeil geheftet. Zur rechten Seite wird ein mit Butterornamenten verzierter Torma gestellt und zur linken wird ein roter Torma für das Ritual platziert. Darum herum stellt man Trankopfer (Serkyem), Schalen mit geröstetem Getreidemehl vermischt mit Butter, Räucherwerk und verschiedene Arten von Holz.
Vor sich selbst stellt die wahrsagende Person dann Vajra, Glocke und Damaru, etwas Getreide und Sindura-Pulver, um dies in das Trankopfer zu streuen, sowie einen Pfeil, auf den ein weißer Seidenschal gebunden ist. Dann erschafft sich die wahrsagende Person als Gottheit und führt die grundlegenden Praktiken für das Ritual durch, um Hindernisse zu beseitigen.
Yudrönma – Praxis
Darauf folgen die Anrufungen und die Einladung der Dorje Yudrönma, eine der Hauptschützerinnen von Tibet, die einen Pfeil mit fünffarbigen Seidenbändern in ihrer rechten Hand und einen weißen Silberspiegel in ihrer linken hält. Die wahrsagende Person ersucht dann die Gottheit, eine korrekte Antwort auf die gestellten Fragen zu geben.
Die Spiegelschau selbst wird jedoch nicht von der wahrsagenden Person, sondern von einem kleinen Kind, das nicht älter als 15 Jahre ist, durchgeführt. Das Kind muss dabei sauber gewaschen und gut gekleidet sein. Es sitzt dabei auf einem Kissen, unter dem eine Swastika als Symbol für Stabilität gezeichnet wurde. Das Kind wird dann gebeten, einen Stein aufzuheben, diesen in ein rotes Stoffstück zu wickeln und diesen unter sein Knie zu legen und dann den orangefarbenen Trank zu trinken. Gesegnete Ohren aus Getreide werden auf den Kopf des Kindes gelegt, um den ein Turban gewickelt ist.
Divination
Der Wahrsager reinigt dann den Spiegel und entzündet die Butterlampe. Das Kind blickt in den Spiegel und abhängig von der Art der Divination, die erbeten wurde, sieht es entweder Bilder wie in einem Film oder Buchstaben. Buchstaben erfordern niedergeschriebene Fragen, die der befragenden Person, dem Wahrsager gegeben wurde. Das Kind beschreibt dann die Visionen dem Wahrsager, der diese in Bezug zur zuvor gestellten Frage interpretiert und erklärt. Das Kind selbst hat jedoch keine Ahnung von der gestellten Frage und die wahrsagende Person sieht auch nicht in den Spiegel. Allerdings haben sie eine ergänzende und wechselseitige Abhängigkeit bei dieser Art der Befragung. Die Gabe des Kindes, die Spiegelschau durchzuführen, verschwindet mit der Pubertät und daher wird die wahrsagende Person ein anderes Kind zu anderen Zeiten benötigen.