Das menschliche Gehirn ist sehr vielseitig. Es steuert unseren Körper, ermöglicht es uns, zu denken und hilft beim Auswerten und Interpretieren aller Eindrücke, die man so sammelt. Manchmal geschieht es allerdings, dass etwas falsch interpretiert wird. Im neuen Film „Shutter Island“ von Martin Scorsese passiert genau das, und es passiert doch nicht. Nichts Genaues weiß man weder vor, noch nach dem Film und der Wahn kriecht aus allen Ritzen auf den Kinosessel zu.
Shutter Island ist eine, der berüchtigsten Nervenheilanstalten in Amerika. Ein ungastlicher, schwarzer Felsen vor der Ostküste der USA, vom Sturm gepeitscht und buchstäblich zum davon laufen. Hierher werden die beiden Marshalls Teddy Daniels und Chuck Aule gerufen. Sie sollen den örtlichen Sicherheitskräften helfen, eine entflohene Patientin zu finden. Diese Patientin gilt als überaus gefährlich, denn sie hat ihre drei Kinder im Wahn ertränkt und leugnet selbst nach vielen Jahren in der Anstalt, dass ihre Kinder überhaupt tot sind. Daniels und Aule stehen vor einem Rätsel, denn auf Shutter Island gibt es nicht viele mögliche Verstecke und wegen einer unwegsamen Steilküste rund um die Insel herum, kann auch niemand ohne weiteres weg. Also beginnen die Polizisten mit einer ausführlichen Befragung aller Mitarbeiter und Insassen. Nach einigen Gesprächen mit dem Anstaltsleiter und dem leitenden Psychologen Dr Cawley, stellt Daniels fest, dass nicht alle der Befragten die Wahrheit sagen und offensichtlich weitaus mehr auf der Insel vorgeht, als es den Anschein hat.
Leonardo Di Caprio ist ein Schauspieler, der gleichermaßen bewundert und bedauert werden kann. Um das Image des romantischen Sunny-Boys los zu werden, welches ihm seit „Romeo & Julia“ und „Titanic“ anhaftet, spielt er immer anspruchsvollere Rollen. Dadurch hat er sich zu einem sehr guten und ernsthaften Schauspieler entwickelt, der die unterschiedlichsten Charaktere überzeugend dar zu stellen weiß. Trotz aller Mühen ist aber der Oscar immer wieder an ihm vorbei gegangen. Immer, wenn er eine Rolle gespielt hat, für die er die Auszeichnung verdient hätte, ging irgendwas schief. Für „Departed“ war er in der falschen Kategorie nominiert und im letzten Jahr hätte er den Oscar für „Revolutionary Road“ kriegen müssen, rechnete aber nicht mit der Macht der Toten. Di Caprios Oscar ging posthum an Heath Ledger. „Shutter Island“ wird ihm nun leider auch nicht helfen, denn es ist nicht der große Blockbusterwurf geworden, den man vielleicht erwartet hat. Der Film spielt ununterbrochen mit dem Wissen und den Erwartungen des Zuschauers, nur um ihn auf eine völlig andere Spur zu locken, die sich dann auch wieder als kalt erweist. Das geschieht allerdings nicht auf schnelle und actionreiche Weise, sondern läuft ganz langsam und leise und sehr sensibel inszeniert ab. Es gibt kaum Schockeffekte und Scorsese lässt sich viel Zeit, um einprägsame Bilder zu kreieren. Der Grundtenor des Films ist düster und stürmisch, doch hat alles eine anmutige Ästhetik. Es wirkt alles, wie ein Bühnenstück, oder wie ein ganz alter Gruselfilm. Die meisterhaft komponierte Musik von Urgestein Robbie Robertson trägt einen großen Teil dazu bei. Trotz verhältnismäßig kurzer Auftritte, begeistert das aufgebotene Schauspielensemble. Neben Leonardo Di Caprio treten Ben Kingsley und Max von Sydow auf. Diese alten Männer, die, wie kaum andere, den versteinerten Blick zelebrieren, ziehen die Atmosphärenschraube ordentlich an und sorgen auf unerwartete Weise dafür, dass der recht verwirrende Storyverlauf stets logisch, nachvollziehbar und vor allem spannend bleibt.
„Shutter Island“ ist kein Schocker, trotzdem aber irgendwie ein Thriller und auch ein Gruselfilm, der gleichzeitig eine Gesellschaftsstudie sein will. Martin Scorsese ist ein Meister des Films und auch wenn dieser Film kein Meisterwerk ist, ist er perfekt inszeniert und es macht großen Spaß, ihn an zu sehen. Man weiß übrigens bis zum Schluss und weit darüber hinaus nicht richtig, was nun eigentlich gespielt wird und das lässt nun wirklich an der eigenen Psyche zweifeln und fröstelnd an die inneren Abgründe denken.
Shutter Island (USA 2010): R.: Martin Scorsese; D.: Leonardo Di Caprio, Ben Kingsley, Max von Sydow, u.a.; M.: Robbie Robertson; Offiezielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr, live auf Radio Lotte Weimar
Shutter Island ist eine, der berüchtigsten Nervenheilanstalten in Amerika. Ein ungastlicher, schwarzer Felsen vor der Ostküste der USA, vom Sturm gepeitscht und buchstäblich zum davon laufen. Hierher werden die beiden Marshalls Teddy Daniels und Chuck Aule gerufen. Sie sollen den örtlichen Sicherheitskräften helfen, eine entflohene Patientin zu finden. Diese Patientin gilt als überaus gefährlich, denn sie hat ihre drei Kinder im Wahn ertränkt und leugnet selbst nach vielen Jahren in der Anstalt, dass ihre Kinder überhaupt tot sind. Daniels und Aule stehen vor einem Rätsel, denn auf Shutter Island gibt es nicht viele mögliche Verstecke und wegen einer unwegsamen Steilküste rund um die Insel herum, kann auch niemand ohne weiteres weg. Also beginnen die Polizisten mit einer ausführlichen Befragung aller Mitarbeiter und Insassen. Nach einigen Gesprächen mit dem Anstaltsleiter und dem leitenden Psychologen Dr Cawley, stellt Daniels fest, dass nicht alle der Befragten die Wahrheit sagen und offensichtlich weitaus mehr auf der Insel vorgeht, als es den Anschein hat.
Leonardo Di Caprio ist ein Schauspieler, der gleichermaßen bewundert und bedauert werden kann. Um das Image des romantischen Sunny-Boys los zu werden, welches ihm seit „Romeo & Julia“ und „Titanic“ anhaftet, spielt er immer anspruchsvollere Rollen. Dadurch hat er sich zu einem sehr guten und ernsthaften Schauspieler entwickelt, der die unterschiedlichsten Charaktere überzeugend dar zu stellen weiß. Trotz aller Mühen ist aber der Oscar immer wieder an ihm vorbei gegangen. Immer, wenn er eine Rolle gespielt hat, für die er die Auszeichnung verdient hätte, ging irgendwas schief. Für „Departed“ war er in der falschen Kategorie nominiert und im letzten Jahr hätte er den Oscar für „Revolutionary Road“ kriegen müssen, rechnete aber nicht mit der Macht der Toten. Di Caprios Oscar ging posthum an Heath Ledger. „Shutter Island“ wird ihm nun leider auch nicht helfen, denn es ist nicht der große Blockbusterwurf geworden, den man vielleicht erwartet hat. Der Film spielt ununterbrochen mit dem Wissen und den Erwartungen des Zuschauers, nur um ihn auf eine völlig andere Spur zu locken, die sich dann auch wieder als kalt erweist. Das geschieht allerdings nicht auf schnelle und actionreiche Weise, sondern läuft ganz langsam und leise und sehr sensibel inszeniert ab. Es gibt kaum Schockeffekte und Scorsese lässt sich viel Zeit, um einprägsame Bilder zu kreieren. Der Grundtenor des Films ist düster und stürmisch, doch hat alles eine anmutige Ästhetik. Es wirkt alles, wie ein Bühnenstück, oder wie ein ganz alter Gruselfilm. Die meisterhaft komponierte Musik von Urgestein Robbie Robertson trägt einen großen Teil dazu bei. Trotz verhältnismäßig kurzer Auftritte, begeistert das aufgebotene Schauspielensemble. Neben Leonardo Di Caprio treten Ben Kingsley und Max von Sydow auf. Diese alten Männer, die, wie kaum andere, den versteinerten Blick zelebrieren, ziehen die Atmosphärenschraube ordentlich an und sorgen auf unerwartete Weise dafür, dass der recht verwirrende Storyverlauf stets logisch, nachvollziehbar und vor allem spannend bleibt.
„Shutter Island“ ist kein Schocker, trotzdem aber irgendwie ein Thriller und auch ein Gruselfilm, der gleichzeitig eine Gesellschaftsstudie sein will. Martin Scorsese ist ein Meister des Films und auch wenn dieser Film kein Meisterwerk ist, ist er perfekt inszeniert und es macht großen Spaß, ihn an zu sehen. Man weiß übrigens bis zum Schluss und weit darüber hinaus nicht richtig, was nun eigentlich gespielt wird und das lässt nun wirklich an der eigenen Psyche zweifeln und fröstelnd an die inneren Abgründe denken.
Shutter Island (USA 2010): R.: Martin Scorsese; D.: Leonardo Di Caprio, Ben Kingsley, Max von Sydow, u.a.; M.: Robbie Robertson; Offiezielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr, live auf Radio Lotte Weimar