[Schreibzeugkiste] Ansteckungsgefahr der willkommenen Art

[Schreibzeugkiste] Ansteckungsgefahr der willkommenen ArtWer kennt dieses Gefühl, diesen ersten Eindruck nicht? Ganz gleich, ob es sich um ein Buch, Musik oder eben einen Blog handelt — jenes gewisse Etwas à la "Mir fehlen die Worte, ich habe die Worte nicht",  mit dem wir als Leser oder Hörer in Windeseile um den Finger gewickelt und bei allerbester Laune gehalten werden, ist deutlich spürbar. Jeder hat wohl bei der Wahl eines Buchhighlights des Jahres, eines Lieblingsliedes oder eines mit einem selbstverständlichen Klick abonnierten Blogs seine recht individuellen Anwandlungen und Vorlieben. Mich kann man beispielsweise mit ausgeklügelten Wortspielereien und ironischem Humor, Konsistenz und bildhaftem Detailreichtum überzeugen. Hm, klingt im ersten Augenblick wenig schwierig, bedarf beim genaueren Hinsehen jedoch schon ein wenig Fingerspitzengefühl und vor allem Persönlichkeit. 
Dies führt mich zu den Fragen Was macht einen Blog, ein Buch, ein Lied (für uns persönlich) zu etwas Besonderem? und Wie wird man als Schreibender ebenjenen "Erwartungen" dauerhaft gerecht?Jeder, der mehr oder weniger regelmäßig schreibt, wird von dieser oder ähnlichen Fragestellungen ein Lied singen können.
Ich denke, solange man etwas mit Freude, Engagement und Herzblut tut, kann ein Projekt nur ein Erfolg werden. Damit ist nicht zwangsläufig der sofortige Bestseller, ein Blog mit 100+ neuen Abonnenten pro Monat oder gar Woche oder ein "Hey, dich kenne ich doch!" auf der Straße von wildfremden Menschen gemeint. Denn solange man sich etwas mit Erfüllung, der eigenen Erfüllung, widmet, spürt dies das Publikum. Ein Gefühl, das sehr kostbar ist, allerdings in einer materiell orientierten Wertvorstellung oftmals unter den Teppich gekehrt wird. Schade eigentlich!
Klar, wem würde es nicht gefallen, zu den Top-Bloggern der Szene oder den angesagtesten Autoren der Branche zu gehören? Doch dann stellt sich wiederum die Frage: Wer bestimmt denn, wer zur Elite gehört? Die Geschmäcker sind so zahlreich wie es Leser, Hörer, Zuschauer gibt. Daher sollten wir, neben aller Liebe zu nachdrücklichen Empfehlungen, auf unsere eigene Überzeugung hören. Immerhin gibt es auch Newcomer, Indie-Autoren, kleine Blogs und augenscheinliche Exoten, die begeistern und bei denen man sich wundert, weshalb bin ich bisher noch nicht auf den- oder diejenige gestoßen?Doch wem gelingt es nun wie genau, längerfristig zu überzeugen? Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Allerdings ist neben einem Handwerkszeug, das solide beherrscht wird, eine authentische Persönlichkeit von Nutzen.Einen Blog vollkommen unpersönlich zu führen, würde vermutlich zu einem ähnlich aussichtslosen Unterfangen wie der Bau der Flughafens BER führen. Doch genauso wenig muss jedes Detail des eigenen Lebens auf dem Silbertablett serviert werden. Die Dosierung macht's.Was (meiner Meinung nach) hingegen in hohen Dosen zum Einsatz kommen darf, ist die spürbare, ja, die erlebbare Verbundenheit eines Bloggers mit seinem Blog, eines Autoren mit seinem Werk, eines Songwriters mit seinen Texten. Dem kann nichts das Wasser reichen. Weder eine übertrieben hohe Frequenz an Blogposts oder Tweets, nur weil ich irgendetwas sagen muss. Noch verlockende Gewinnausschreibungen, nur um mehr und mehr Leser "zu ködern". Natürlich, das ist alles zulässig und vollkommen legitim. Nur ist es eben auch eine Frage des (guten) Geschmacks. Letzten Endes kommt es, wie ich finde, auf den Herzschlag eines Projektes an. Ich bin dankbar für jeden Blogger, Autor und musikalischen Künstler, der mich durch die Aufrichtigkeit dem eigenen Wirken gegenüber bisher mitreißen konnte. Denn was gibt es Schöneres, als sich vom Enthusiasmus und der Hingabe anderer anstecken zu lassen?

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