Schnittfeste Handschuhe

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Schnittfeste Handschuhe

Das wichtigste Werkzeug für den Menschen sind seine Hände! Seit Jahrtausenden nutzen wir sie, um Gegenstände und neue Werkzeuge zu produzieren. Dabei gibt es viel Gefahren, die auf Hände und Finger einwirken und beträchtliche Verletzungen verursachen können. Diese Gefahren lauern heutzutage fast überall: bei der Arbeit, Daheim, im Garten oder unterwegs in Wald und Flur. Ob wir mit Messern schnitzen, Lost Places beim Geocaching besuchen oder einfach nur mit Schnüren und Holz im Lager einen Unterstand bauen, ein Paar gute Handschuhe sollten als Schutz dieser Werkzeuge immer dabei sein.

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Bei den meisten Arbeiten reicht eigentlich ein Paar derber Lederhandschuhe, die auch einen gewissen Schnittschutz bieten. Muss man aber auch mit richtig scharfen Sachen umgehen, wie scharfe Metallteile, Glasscherben oder eben Messerklingen, kommt man an ein paar guten schnitthemmenden Handschuhen nicht vorbei! Es muss natürlich nicht der schwere Kettenhandschuh eines Fleischers sein, der meist mit den haarscharfen Schneiden umgehen muss!

Aber so ganz abwegig ist der Gedanke des Kettenhandschuhs nicht! Lange Zeit galt dies als einziger Schutz gegen Schnitte. Ein weiteres Material, was beim normalen Gebrauch mit scharfen Stahl schützte, war Leder. Je dicker das Leder oder je mehr Lagen des Materials verarbeitet waren, umso besser war der Schutz. Waren Kettenglieder relativ unempfindlich gegenüber Schnitten, so sah das beim Leder doch anders aus! Hatte der Handschuh gegenüber einem Schnitt geschützt, war das Material meist soweit in Mitleidenschaft gezogen, dass ein neues Paar her musste.

Ein weiteres Problem war natürlich die Dicke des Materials. Je mehr Schutz, umso dicker und umso gröber waren, die Arbeiten, die man damit verrichten konnte. Tastgefühl und Beweglichkeit blieben so auf der Strecke. Von Atmungsaktivität des Materials konnte man nicht wirklich sprechen, schwitzte man doch darin extrem. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wurden Aramidfasern entdeckt, die erheblich schnittresistenter waren als Leder. Diese polymeren Kunstfasern weisen eine sehr hohe Festigkeit, Bruchdehnung und Schlagzähigkeit auf und sind zudem hitze- und feuerbeständig. Die bekanntesten Aramidfasern sind Nomex und Kevlar, die von Dupont entwickelt wurden.

Dabei ist Nomex flammrestitenter als Kevlar, das dafür etwas schnittfester ist. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass eine Aramidfaser etwa doppelt so schnittfest wie Leder ist. Bei der Handschuhproduktion hat dies zur Folge, dass man dünnere Handschuhe entwickeln konnte, die trotzdem den gleichen Schnittschutz wie vorher bieten. Das hat natürlich erhebliche positive Auswirkungen auf den Tragekomfort. Bei einem besseren Feuchtigkeittransport konnten sie deutlich länger getragen werden, was natürlich deutliche Vorteile auf dem Schlachtfeld, aber auch bei polizeilichen Einsatzkräften mit sich bringt.

Trotzdem blieb die Entwicklung nicht stehen. Aramidfaser können, bei gleichem Schutzfaktor, mittlerweile extrem dünn gefertigt werden,. Gleichzeitig werden noch weitere Kunstfasern entwickelt, die Kevlar bei der Schnittresistenz noch um 40% überholen: diese Fasern heißen Dyneema und Amortex. Beide Fasern werden aus Polyethylen gefertigt. Dyneema kommt vermehrt bei reißfestem Kletterequipment zum Einsatz und wird neuerdings auch in Handschuhen eingesetzt.

Bei modernen schnitthemmenden Handschuhe gibt es allein schon durch die vielen genutzten Materialien eine schier grenzenlose Anzahl verschiedenster Handschuhe, die für unterschiedliche Einsatzzwecke konzipiert wurden. Oft werden Leder, Schnittschutz-Fasern und Textilien aus dem Outdoor und Tauchbereich miteinander aufwendig vernäht. Aber ob diese Konzepte auch tatsächlich schützten, ist auf den ersten Blick nicht zu ermitteln.

Dafür gibt es verschiedene Normen, die die Handschuhe erfüllen und die Rückschlüsse auf deren Schutzpotenzial geben. Die wichtigsten Normen in Europa sind die EN 420 für die Grundanforderungen von Handschuhen, EN 388 für die mechanische und die EN 407 für die thermischen Risiken. Dabei interessiert uns die EN 388 ganz besonders. Folgende Eigenschaften müssen die Handschuhe in dieser Norm erfüllen: Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Weiterreißfestigkeit und Durchstichfestigkeit. Jede diese Eigenschaften wird mit den Nummern 1 bis 4 bzw. 5 angegeben. Je höher die Nummer desto höher der Schutzfaktor. Bei der Durchstichfestigkeit muss aber gesagt werden, dass hier zwar Nadeln zum Testen verwendet werden, diese aber nicht vergleichbar sind mit Injektionsnadeln!

Ein Handschuh der nicht den Grundanforderungen der EN 420 entspricht, darf in Deutschland nicht als persönliche Schutzausrüstung vertrieben werden. In unserem Vergleich erfüllen nicht alle Handschuhe die EN 388 für den Schnittschutz, bestehen aber auch aus schnitthemmenden Materialien und bieten dementsprechend einen gewissen Schnittschutz. Sie werden aber nur als Einsatzhandschuhe beworben. Dies hat den Hintergrund, dass Schutzhandschuhe, die die Anforderungen der EN 388 nicht erfüllen, nur an Polizeibehörden oder der Bundeswehr tatsächlich als Schnittschutzhandschuhe geliefert werden dürfen. Außerdem muss für den Endverbraucher deutlich sichtbar am Handschuh, die vierstellige Schutzfaktornummer der EN 388 angebracht sein.


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