Katalonien ist die dritte Region nach Valencia und Murcia, die jetzt Gelder aus dem nationalen Rettungsfond beantragen muss, um ihren laufenden Verpflichtungen nachkommen zu können. Das bestätigte heute Mittag der Sprecher der katalanischen Regierung, Francesc Homs, der sich strikt weigerte, das als “Rettung” zu bezeichnen und deswegen etliche verbale Pirouetten drehen musste, um diesen Terminus zu vermeiden. Über die Summe, die Katalonien, das mit 42 Milliarden Euro verschuldet ist, in Madrid anfordern will, gibt es noch keine näheren Angaben.
Die ganze Denk-Front steht schief inzwischen, der Nationalismus (Regionalismus) setzt die Flagge auf Halbmast: Ausgerechnet die Region, die seit Jahrzehnten damit protzt, Spanien wirtschaftlich zu retten, muss jetzt von Spanien gerettet werden. Das ist in etwa so logisch wie die Äusserung des spanischen Wirtschaftsministers und ehemaligen Lehman-Top-Bankers Luis de Guindos, man müsse Spanien vor der “Irrationalität der Märkte” schützen. Die Vorträge der einzelnen Beteiligten ändern sich gerade noch schneller als die Windrichtung. Was gestern ganz falsch war, ist heute richtig und umgekehrt.
Darunter kann man auch die Versicherung des Wirtschaftsministers einordnen, Spanien als Staat müsse unter keinen Rettungsschirm. Ähnliches hatte er auch überdie Banken”rettung” gesagt eine Woche bevor sie beantragt werden musste. Jetzt dürfte es für den Staat auch bald so weit sein. Oder warum sonst jettete De Guindos heute überhastet nach Berlin, um mit Schäuble mögliche Lösungen für die brennenden spanischen Konten zu diskutieren? Schützenhilfe kommt derweil aus Frankreich – vermjtlich weil die Regierung Hollande genau weiss, dass sie selbst sehr bald Schützenhilfe brauchen wird. Die Rettungsschirme (EFSF und ESM) sollten aufgestockt werden oder die EZB müsse spanische Staatsanleihen kaufen, tönte es heute aus Paris.
Überall scheint operative Hektik geistige Windstille zu ersetzen, während die Riskoprämie Spaniens heute den nächsten Rekord schlug und die Zinsen weiter steigen. Niemand scheint im Ernst mehr irgendwelche Lösungen parat zu haben. Dabei ist festzuhalten, dass insbesondere die Zinsen für kurzfristige Staatsanleihen derzeit durch die Decke schiessen. Das passiert immer dann, wenn die Anleger in kurzfristige Papiere noch weniger Vertrauen haben als in langfristige. Ein Anzeichen für nahe “Rettung” durch die Brüsseler Herren im schwarzen Frack.