Was wissen wir heute, ca. ein halbes Jahr nach “Deutschland schafft sich ab”. Wir wissen mehr über Sarrazins Frau und ihre Akzeptanz als Lehrerin. Wir wissen etwas über einen Sohn und Hatz IV, über die Bundesbank, den Bundespräsidenten und die Begabung der SPD zum Eiertanz.
Vielleicht auch über Verlagswesen, Presseecho und Umsatzzahlen. Was wissen wir über die Aussagen, über Widersprüche und Tatsachen? Jedenfalls haben wir alle viel drüber gesprochen. Wir haben für oder gegen Sarrazin gesprochen, über Genetik und Statistik.
Nach wie vor denke ich, das einiges im Sarrazin-Buch schlicht falsch war, anderes sehr polemisch, die Reaktion auf das Buch, die Hatz auf Sarrazin genau so falsch war. Hätten es nur wenige ultrarechte Hardliner gelobt, aber sich ansonsten keiner um das “Werk” gekümmert, dann wären zwar einige Denkanstöße nicht in der Gesellschaft angekommen, aber es wäre uns auch viel Zirkus erspart geblieben.
Eben lese ich in einem -spiegel-online-Artikel über die Al-Nur-Moschee am Rande von Berlin. Sie wird als fundamentalist eingeschätzt, es wird gesagt, Jugendliche, die immer gut integriert waren und sich engagiert für ein Miteinander in Neukölln eingesetzt hätten, hätten sich vor allem seit der Sarrazin-Debatte, komplett zurückgezogen.
Kann es sein, dass wir viel über uns, viel über “die richtige Haltung” und die Gefahren von Diskriminierung miteinander gesprochen haben, aber wenig mit den jungen moslemisch orientierten Mitbürgern?
Holen wir es nach, jeder für sich.