Dieses Buch stammt aus der Feder von Rob Hopkins. Er ist ein Mann mittleren Alters, der sich um die Menschheit, um unsere von Öl abhängige Gesellschaft Sorgen macht, die Öffentlichkeit warnt, aber zugleich nicht mit dem Zeigefinger auf die Sünder zeigt. Vielmehr verwendet er seine Energie darauf, die Menschen mit Informationen zu füttern und appelliert dabei im Subtext daran, ein besseres Bewusstsein unseres Konsumverhaltens zu entwickeln.
von “Freeleo”
Hier werden keine Probleme bagatellisiert; Es werden Fakten genannt, analysiert und ausgewertet. Der nüchterne Blick des Wissenschaftlers weckt nicht sonderlich viel Mut, jedenfalls nicht im ersten Teil des Buches.
Aufgeteilt ist das Buch in drei Kapitel, welche ich kurz wiedergeben werde.
1. Der Kopf
Wie man es sich bereits denken konnte, bezieht sich das Kapitel „Der Kopf“ auf unser Handeln und unser Nichthandeln. Statistiken geben zudem Aufschluss darüber, wie schlecht es um die global verbliebenen Rohölvorkommen steht. Auch das umweltschädliche Auswaschen der Ölsande in der kanadischen Provinz Alberta wird erwähnt. Ein in meinen Augen sehr treffender Vergleich wird genannt: „Der Ausschank in einer Eckkneipe. Die konventionelle Ölförderung von süßem Rohöl, etwa in Saudi Arabien, entspricht einer entspannten Situation am Tresen: Der freundliche Wirt zapft uns ein Glas direkt aus dem Bierfass im Keller. Ölsanderschließung wäre eine völlig andere Situation. Wir kommen in die Kneipe, stellen fest, dass es kein Bier gibt, sind aber so durstig, dass wir überlegen: Die Kneipe gibt es seit dreißig Jahren, da sind mindestens 5000 Gläser auf den Teppich gekippt worden, also schauen wir mal, ob wir den nicht auskochen können, um Bier zu gewinnen.“
Es scheint, als wären wir alle Alkoholiker und das Leugnen der Abhängigkeit sei unsere Devise. Dass möglicherweise 2006 bereits der Peak Oil, das Fördermaximum von Öl, erreicht wurde und wir auf eine ökonomische und ökologische Krise zusteuern, wird von Rohölraffinerien geleugnet.
2. Das Herz
Hier geht es vornehmlich um den Trugschluss, Klimawandel und Peak Oil als getrennte Probleme zu betrachten. Rob Hopkins macht deutlich, wie eng diese beiden Probleme unweigerlich zusammenhängen und wie sie sich auf unser Leben auswirken.
Nachdem die Probleme im ersten Teil des Buches geschildert wurden, geht es nun um die „Psychologie der Veränderung“. Es werden die Thesen des Psychologen DiClementes zu Sucht und Veränderung herangezogen. Demzufolge vollziehen sich Veränderungen nicht einfach, indem man beschließt, sich zu ändern und diesen Entschluss dann in die Tat umsetzt, sondern die Veränderung unterliegt subtileren und komplexeren Prozessen. Darüber hinaus werden im Buch weitere Argumente aufgezeigt, warum wir jetzt auf die zukünftige Ölkrise und den Klimawandel reagieren müssen und nicht erst dann, wenn die Tanks der Zapfsäulen leer sind und ganze Landstriche überflutet sind.
3. Die Hände
Auch hier kann man bereits erahnen, dass sich dieses Kapitel der Frage „Wie kann ich meinen Beitrag zur Energiewende einbringen?“ widmet. Spätestens an der Stelle, an der diese Frage beantwortet wird, wird das Buch seinem Titel gerecht. Im dritten und letzten Kapitel bekommt der Leser hilfreiche Tipps, wie er eine selbsttragende Energiewende-Gemeinschaft in seiner Stadt initiieren kann.
In meinen Augen ist das Buch ein must für jeden, der sich für Energie interessiert und diejenigen, die nach neuen Gesellschaftssystemen für das postoil-Zeitalter suchen und bereits heute handeln wollen.
Mich beeindruckte die Art und Weise, wie Rob Hopkins an die größten Probleme unserer Menschheit herangeht. Die gute Strukturierung sowie die oft treffenden Beispiele und Vergleiche verschaffen dem Leser einen guten Überblick über die globale Problematik der Ölverknappung und des Klimawandels.
Wir müssen nicht zurück in die Höhlen und unser System gänzlich über den Haufen werfen.
Die Energiewende ist kein Kinderspiel, bei dem – wenn die Wende umgesetzt werden soll – jeder und wirklich jeder einen Beitrag dazu leisten muss. Lebensmittelversorgung muss relokalisiert werden, um die langen Transportgüterwege zu vermeiden, die ohne Rohöl kaum bewältigt werden können.
Schließen möchte ich mit einem Zitat von Joel Barker:
Visionen ohne Taten sind nur Träume, Taten ohne Visionen sind lediglich Zeitvertreib. Visionen mit Taten können die Welt verändern.
[Erstveröffentlichung bei diefreiheitsliebe.de]
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