Roadtrip durch Norwegen in der Nachsaison

Neun Tage im nördlichen Fjordnorwegen und an der Atlantikküste

Wir haben schon einige Male in Norwegen in einem Ferienhaus Urlaub gemacht. Trotzdem gibt es noch einige Ziele in dem skandinavischen Land, die wir unbedingt aufsuchen wollten. Somit bestand unser Norwegenurlaub in diesem Jahr aus einem neuntägigen Roadtrip, um möglichst viel von dem Land zu sehen.

Die Anreise mit dem Urlaubär erfolgte mit dem Auto bis zum dänischen Fährhafen Hirtshals und von hier aus mit der Fähre über Nacht nach Bergen in Norwegen. Für die Nächte in Norwegen suchten wir uns jeweils eine Hütte auf einem Campingplatz. Da unser Roadtrip durch Norwegen aus Kostengründen in der Nachsaison (Anfang September) satt fand, war es kein Problem freie Hütten zu finden. Ein weiterer Vorteil der Nachsaison war, dass wir selbst an den touristischen Highlights nur auf wenige andere Urlauber/Menschen trafen.

Donnerstag

Unsere Fähre legte mittags in Bergen an und wir machten uns sogleich auf den Weg hinaus aus der Großstadt. Unser erstes Ziel lag etwa 200 Kilometer nordwestlich von Bergen. Auf dem Weg in diese Richtung passierten wir den 110 Meter hohen Tvindefossen und fuhren auf der Europastraße E16 durch den längsten Straßentunnel der Welt, den 24,5 Kilometer langen Lærdalstunnel.

Auf der anderen Seite des Tunnels besichtigten wir die Stabkirche Borgund aus dem 12. Jahrhundert, die zu den ältesten Holzgebäuden in Europa zählt. Anschließend suchten uns für die Nacht unsere erste Hütte in diesem Urlaub auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe der Stabkirche.

Freitag

An diesem Freitag stand die bekannte „Schneestraße" (norw.: Snøvegen) auf unserem Plan. Die Straße Fylkesvei Fv243 gehört zu den norwegischen Landschaftsrouten und führt über das Aurlandsfjellet. Für die Anfahrt wählten wir eine „alte" Straße, die man fahren musste, bevor im Jahr 2004 zwei Straßentunnel durch die Felsen getrieben wurden. Die Tunnel machen die Strecke kürzer, schneller und sicherer, aber auch langweiliger.

Da wir früh unterwegs waren, war die schmale fast einspurige Straße, die gewissermaßen in die Felsen hineingeschlagen wurde, fast leer. So kamen uns auf den teils abenteuerlichen Streckenabschnitten keine anderen Autos entgegen. Wir konnten die Fahrt durch eine typisch norwegische Landschaft genießen.

Dann kam der Aufstieg auf das über 1.300 Meter hohe Aurlandsfjellet ... und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Teils wegen der sehr kurvenreichen Streckenführung und für Flachland-Mitteleuropäer recht abenteuerlichen Streckenführung. Teils wegen der Schafe auf der Straße. Größtenteils aber wegen der unglaublichen Ausblicke und Wandermöglichkeiten, die sich uns auf dieser 48 Kilometer langen spektakulären Straße oberhalb der Vegetationsgrenze boten.

Am anderen Ende dieser Landschaftsroute haben die Norweger 2006 den Aussichtspunkt Stegastein errichtet. Dieser ragt in 640 Metern Höhe rampenartig bis zu 30 Meter weit über den Aurlandsfjord hinaus und bietet einen beeindruckenden Ausblick auf den Fjord.

Nach den faszinierenden Eindrücken auf dem Aurlandsfjellet entschieden wir uns spontan an diesem Tag auch noch die Fv13 über das Gaularfjellet zu fahren. Zwar war das Wetter diesig und regnerisch, doch tat das der Wirkung dieser Landschaft auf uns keinen Abbruch. Erst ging es ein Stück an einem Fjord entlang. Dann schlängelten wir uns in unzähligen Serpentinen bis auf 784 Meter Höhe auf das Gaularfjell hinauf. Hier, auf dem Rastplatz Utsikten, ließen wir die großartige Aussicht in diesen mächtigen Landschaftsraum still auf uns wirken.

Die 92 Kilometer lange Landschaftsroute sorgte dafür, dass wir an diesem Tag erst recht spät eine Hütte für die Nacht in der Kleinstadt Førde fanden.

Samstag

Trotz einer Wettervorhersage, die Regen für die Westküste ankündigte, machte wir uns an diesem Tag auf den Weg zu unseren nächsten Zielen: Hoddevik und das Vestkapp. Wieder enttäuschte uns Norwegen nicht. Der Regen blieb aus und was uns hier landschaftlich erwartete, konnte mit den Fjells in Fjordnorwegen durchaus mithalten. Die Felsen waren an der Küste weniger hoch und steil, doch waren die Straßen auch hier schmal, sehr kurvenreich und von spektakulären Aussichten gesäumt.

Unser erstes Ziel war Hoddevik, ein ehemaliges Fischerdorf, das zwischen hohen grün bewachsenen Bergen und fantastischen Fjorden in einer einsamen Bucht am Westkap von Norwegen liegt. Der kleine Ort bietet einen herrlichen Strandabschnitt mit Dünen. Dieser ist aufgrund seiner geschützten Lage am Atlantik ein Eldorado für Wellenreiter.

Der unberührte Strand und die Felswände ringsherum sowie die tiefhängenden Wolken machten mächtig Eindruck auf uns. Obwohl kaum Wellen an dem Strand brandeten, waren trotzdem einige Surfer im Wasser, die wir beobachten konnten.

Wir ließen die einnehmende Stimmung an diesem Ort einige Zeit auf uns wirken. Dann machten wir uns auf den Weg zum Westkap (norw.: Vestkapp). Das Westkap ist der westlichste Aussichtspunkt auf dem norwegischen Festland. Die 497 Meter hohe Klippe stürzt senkrecht ins Meer und ist ausschließlich über einen schmalen straßenartigen, ungesicherten Weg mit dem Auto zu erreichen. Auf der Klippe herrschte ein unglaublich starker Wind, der im Tal kaum zu spüren war. Nun konnten wir auch erahnen, warum die Schiffsroute um das Kapp zu den gefährlichsten an der norwegischen Küste gehört und warum die Norweger einen gewaltigen Schiffstunnel planen, um diese Stelle zu umgehen.

Trotz des diesigen Wetters war der Ausblick auf den Atlantik, die Fjorde in der Umgebung und das Binnenland atemberaubend und fast schon mystisch.
Noch etwas gedankenverloren und ordentlich durchgepustet fanden wir am fast windstillen Fuß der Klippe eine nette Hütte für die Nacht.

Sonntag

Aufgrund eines Tipps unserer Vermieterin besuchten wir am Folgetag auch noch den Surf Spot Ervik ganz in der Nähe unserer Hütte. Ervik ist eine ebenso kleine Ansammlung von Häusern, wie Hoddevik. Allerdings ist der Ort leichter mit dem Auto zu erreichen und von nicht ganz so hohen Felsen umgeben wie Hoddevik.
Hier gibt es einen kleinen Friedhof direkt am Strand und eine Kapelle. Diese wurde zum Gedenken an die Toten des im Jahre 1943 von kanadischen Jagdbombern vor Ervik in Brand geschossenen Hurtigruten-Passagierschiffes Sanct Svithun erbaut.

Auch hier waren wir am frühen Vormittag fast die einzigen Menschen. So genossen wir den feinsandigen Strand am Atlantik auf einem Spaziergang, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation machten.
Das nächste Ziel auf unserem Roadtrip durch Norwegen war nämlich die Stadt Ålesund.

Schon auf der Fahrt dorthin merkten wir, dass wir uns inzwischen daran gewöhnt hatten, allein in den menschenleeren Weiten Fjordnorwegens unterwegs zu sein. Die vielen Autos und die Vororte von Ålesund wirkten viel zu hektisch auf uns ...

Die überwiegend aus Holzhäusern bestehende Innenstadt von Ålesund brannte im Jahr 1904 fast vollständig ab. In den Folgejahren wurde die Innenstadt komplett im Jugendstil wiederaufgebaut. Heute ist die Stadt für diese prägende Besonderheit bekannt. Zwar sind längst nicht so viele Jugendstilbauten erhalten, wie wir erwartet hatten, da die Bedeutung dieser Tatsache erst in den 1970er Jahren erkannt wurde. Aber trotzdem ist die Innenstadt sehr sehenswert. Uns zog es nach ein paar Stunden Aufenthalt wieder in die weniger besiedelten Gebiete von Norwegen.

Etwas außerhalb der Stadt bezogen wir eine Hütte an einem Naturschutzgebiet, in dem wir uns auf einer Wanderung an den üppigen vorhandenen Blaubeeren erfreuten.

Montag

Für diesen Tag stand die Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen auf unserer Liste. Auf unserem bisherigen Roadtrip hatten wir schon eine Menge Haarnadelkurven und prächtige Ausblicke genossen. Daher strichen wir den aus 11 Haarnadelkurven bestehenden Trollstigen von unserer Liste um Zeit für andere Sehenswürdigkeiten zu gewinnen.

Wir fuhren also am Storfjord entlang bis wir nach einer kurzen Fährfahrt über den Fjord auf die Fv63 trafen, die nach Geiranger führt. Bevor wir Geiranger erreichten galt es noch die 11 Serpentinen der berühmten Adlerstraße (norw.: Ørnevegen) hinunter zum 620 Meter tiefer liegenden Geirangerfjord zu überwinden. Die Ausblicke auf den Ort und die auf dem Fjord ankernden Kreuzfahrtschiffe, die sich uns bei der Abfahrt boten, waren eindrucksvoll. Kein Wunder, dass der Geirangerfjord ein UNESCO-Weltnaturerbe ist.

In der Ortschaft Geiranger selbst machten wir die gleichen Erfahrungen wie tags zuvor in Ålesund. Als die zahlreichen Touristen die Kreuzfahrtschiffe verließen und in den gemütlichen, kleinen Ort strömten, fühlten wir uns unwohl. So stockten wir hier nur unseren Proviant auf und verließen den Ort fast schon fluchtartig auf der Fv63 in Richtung Südosten. Allerdings nicht, ohne noch an dem berühmten Aussichtspunkt oberhalb von Geiranger anzuhalten ... 😉

Unser Ziel war die fast 1.500 Meter hohe Dalsnibba, ein Berggipfel südlich von Geiranger.
Die Geiranger Skywalk genannte Aussichtsplattform auf dem Gipfel kann über eine mautpflichtige Straße mit dem Auto erreicht werden. Sie gilt als Europas höchster Fjordblick, der mit dem Auto erreichbar ist. Wir wurden nicht enttäuscht. Der Ausblick auf den sieben Kilometer entfernten Geirangerfjord bei Sonnenschein und klarer Sicht war fantastisch und ist sicherlich einzigartig!

Nachdem wir uns an dem eindrucksvollen Ausblick einigermaßen sattgesehen hatten, setzten wir unseren Roadtrip durch Norwegen fort. Wir folgten der Riksvei 15 (Rv15) und dem Wildfluss Otta einige Kilometer bis zur Ortschaft Lom, unserem Endziel für diesen Tag.

Bevor wir uns im Ort eine kleine Hütte für die Nacht suchten, besichtigten wir noch die im 12. Jahrhundert errichtete Stabkirche von Lom mit ihren charakteristischen Drachenköpfen an den Dachfirsten.

Dienstag

Lom war der Ausgangspunkt für unsere Tour über das Sognefjellet.
Auf dem Sognefjellsveien, der Rv55 folgend, fuhren wir zwischen den beiden beeindruckenden Nationalparks Breheimen und Jotunheimen hindurch. Die meiste Zeit auf der 108 Kilometer langen Strecke kamen wir nicht mehr aus dem Staunen heraus. Auf der einen Seite Gletscher, auf der anderen Seite mit dem 2.469 Meter hohen Galdhøpiggen einige der höchsten Berge Nordeuropas! Sonnenschein, blauer Himmel und leere Straßen trugen ihr Übriges zu einer überwältigenden Erfahrung bei. Am höchsten Punkt der norwegischen Landschaftsroute überquerten wir in 1.434 Meter Höhe den höchsten Gebirgspass Nordeuropas.

Die Straße über das Sognefjellet wurde zu einem der vielen Höhepunkte auf unserem Roadtrip. Wir brauchten fast den ganzen Tag für die Strecke. Daher fanden wir am Abend lediglich eine recht einfache Hütte, in der eine Kneifzange und unsere Stirnlampe wichtige Rollen spielten ... 😉

Mittwoch

Für den kommenden Freitag hatten wir eine Fähre gebucht, die uns von Kristiansand im Süden von Norwegen zurück nach Hirtshals in Dänemark bringen würde. So lenkten wir unser Auto an diesem Tag langsam über die E134 in Richtung Süden.
Vormittags bummelten wir durch die nette Kleinstadt Odda am Sørfjord und bestaunten den Zwillingswasserfall Låtefossen, der ein Abfluss der Hochebene Hardangervidda ist.

Auf dem weiteren Weg ließen wir es uns nicht nehmen einige Tunnel zu umfahren und dafür die wesentlich interessanteren Straßen über das Røldalsfjellet und das Haukelifjellet zu nehmen. Von hier aus ging es für uns auf der Rv9 (Riksvei 9) endgültig nur noch in Richtung Süden.

Gegen Ende des Tages konnten wir eine große, günstige Hütte in Hovden mieten. Der Ort ist als Zentrum eines großen alpinen und nordischen Skigebiets touristisch geprägt und wirkte zu dieser Jahreszeit wie ausgestorben.

Donnerstag

Unseren letzten kompletten Tag in Norwegen verbrachten wir auf der Straße Rv9, um ganz entspannt bis nach Kristiansand zu fahren.
Da unsere Fähre erst am nächsten Tag ablegte, suchten wir unsere letzte Hütte in diesem Urlaub. Auf einem etwas außerhalb von Kristiansand, in einem Schärengarten gelegenen Campingplatz, fanden wir eine kleine günstige Hütte.

Freitag

Am Freitagvormittag unternahmen wir einen Stadtbummel durch die Innenstadt von Kristiansand. Diese wurde wie ein Schachbrett mit 54 quadratischen Feldern angelegt und trägt daher den Namen „Kvadraturen". Dies vereinfacht einem in einer unbekannten Stadt die Orientierung enorm.

Am frühen Nachmittag befuhren wir dann die Katamaran-Schnellfähre, die uns in etwas mehr als zwei Stunden nach Hirtshals in Dänemark brachte. Die Rückfahrt von hier aus zu unserem Zuhause im nördlichen Schleswig-Holstein dauerte ganze viereinhalb Stunden. So endete der aktive Teil unseres Roadtrips hier am späten Abend endgültig.

Fazit

Unser 2.816 Kilometer langer Roadtrip durch Norwegen in der Nachsaison hat unsere Vorstellungen noch übertroffen.
Die verschiedenen Landschaften waren beeindruckender als wir es erwartet hätten. Hinter jeder Kurve erwartete uns eine neues „Wow-Erlebnis", das uns in Staunen versetzte.
Das Wetter war frei von Regen. Unsere Erlebnisse reichten von grauen mystisch wirkenden tief hängenden Wolken und Felsformationen im Zwielicht bis zu strahlendem Sonnenschein und perfekter Fernsicht bei warmen 25°C.
Die Unterkünfte (Hütten) sind günstig und überall sind welche frei.
Ihr könnt euch ansehen, was ihr wollt und bleiben oder weiterfahren.
Die Straßen sind leer und die Zielorte sind nicht überlaufen.

Kurz gesagt: Wir können einen Roadtrip durch Norwegen in der Nach- oder Vorsaison nur empfehlen!

Unsere Tipps: Wenn ihr die Kosten für einen Roadtrip durch Norwegen kalkulieren möchtet, bedenkt die Fähren über die Fjorde. Wir haben insgesamt 11mal eine Fähre genutzt und haben zwischen 110,00 und 180,00 NOK pro Überfahrt bezahlt. Geld sparen könnt ihr, wenn ihr eure Verpflegung von zu Hause mitnehmt. Essen gehen sowie Nahrungsmittel und Getränke sind in Norwegen deutlich teurer, als in Deutschland.

Weiterführende Links

Roadtrip durch Norwegen in der Nachsaison

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