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riesige baum-geschichtenDeutscher Baum in drei Sekunden….? Richtig: die Eiche! Zwar gibt es Eichen rund um den Globus, für Kelten und Germanen war sie bekannter-maßen der Heilige Baum – Jeroen Pater spricht in seinem Buch „Riesige Eichen“ sogar vom Nationalbaum. Wie verbunden wir Deutsche mit der Eiche sind, zeigt die Tatsache, dass sie als Symbol auf Wappen oder Münzen zu finden ist.

„Die Eiche ist für Deutschland die bedeutendste Baumart und ein in der Volksseele verankertes Symbol. Sie steht für Kraft, Stärke, Standfestigkeit und Ewigkeit“, so Pater im Vorwort seines Buches, das erstmals 150 Rieseneichen jeweils mit Text, Foto, Höhe, Stammumfang, Kronendurchmesser, Alter und Standortbeschreibung plus GPS-Daten in einem Band portraitiert.

Darunter 20 Eichen, die bisher noch nie in Büchern dokumentiert wurden. Einige der vorstellten Baumpersönlichkeiten werden als „tausenjährige Eichen“ bezeichnet, weil sie geschätzt mehr als 800 Jahre alt sind.

„In keinem anderen Land gibt es so viele historische Beschreibungen, Geschichten und Legenden von alten Eichen“, steht im Klappentext des gewichtigen Bild- und Textbandes. „Jeroen Pater hat sie gesammelt, um den unschätzbaren Wert dieser Bäume bewusst zu machen…Diese Rieseneichen brauchen unseren Schutz, damit sie nicht verschwinden – weder physisch noch aus unserer Erinnerung.“

Tatsächlich verschwanden die altehrwürdigen Baumriesen fast flächendeckend weiß der niederländische Autor, der für sein einzigartiges Standardwerk nicht nur zahlreiche Archive und andere Quellen angezapft, sondern auch zahlreiche Rieseneichen besucht, umarmt, vermessen, fotografiert und nach Bundesländern sortiert hat.

Außerdem unterhielt sich Jeroen Pater mit Menschen, die in ihrer Kindheit unter den heute manchmal nicht mehr ganz so mächtigen Baumkronen spielten, die auf den Ästen ihrer Baumfreunde umherkletterten und kurz gesagt eine ganz besondere Beziehung zu „ihrer“ Eiche hatten und haben.

So genannte Hutewälder waren die letzten Refugien für dicke hohe Eichen, in allen anderen Wäldern wurden sie einfach gefällt oder von Buchen verdrängt. Manche fielen aber auch Blitzschlägen oder Brandstiftungen zum Opfer.

Auch in Parks, auf Landgütern und in manchen Ortschaften sind noch riesige Eichen zu finden, die, könnten sie Geschichten erzählen, vermutlich ganze Bibliotheken füllen würden.

Den Startpunkt seiner Suche nach letzten Eichenriesen setzt Jeroen Pater in Schleswig-Holstein – eine versteckte Schatzkiste für „Eichenjäger“ wie er sagt. Außerdem seien hier die schönsten Eichenalleen des Landes zu finden. Die so genannte Luthereiche bei Gut Sierhagen soll bereits zur Reformation gekeimt haben und die Kattholzeiche bei Perdöl rangiert in der Liste der dicksten Eichen Deuschlands auf Platz zwei.

Am Ende jedes Kapitels werden bereits verschwundene Rieseneichen gewürdigt. In Schleswig-Holstein sind es unter anderem die Kroneiche bei Kellenhusen, eine der berühmtesten Eichen des Bundeslandes, beliebtes Postkarten- und Ausflugsziel sowie die Große Eiche von Gut Dobersdorf – „…der Sturz des Riesen war ein überregionales Ereignis“ hat Jeroen Pater heraus gefunden.

Gehts um die riesigsten Eichen ist Mecklenburg-Vorpommern Spitzenreiter – der alte Tiergarten bei Ivenack ist Heimat der weltgrößten Stieleiche. 31 Meter hoch und 11,52 Meter dick. Die umfangreichste Eiche des Müritzgebietes folgt mit 10,17 Metern Dicke. Die schönste Garteneiche unseres Landes steht – laut Jeroen Pater – in Schwerin.

Sachsen-Anhalt und Niedersachsen glänzen eher für vergangenen Eichen-Bestand, dafür überrascht Nordrhein-Westfalen mit drei alten Eichen, die über 10 Meter Stammumfang messen. Alledings muss Deutschlands stärkste und mit 800 Jahren älteste Eiche, die Femeiche in Erle, auf stützende Holzstangen angewiesen.

Rheinland-Pfalz und das Saarland sind unterm Motto „Waldreichtum und Eichenarmut“ gelistet. Eine Eiche braucht einfach Licht, Luft und etwas Platz um ein echter Riese werden zu können – in den meisten Wirtschaftswäldern werden andere Prioritäten gesetzt. Hessen allerdigs besitzt die meisten Alteichen in Wäldern.

Das waldreiche Baden-Württemberg enttäuscht ebenfalls, wenn es um alte Eichen geht – hier sind neben den Eichen im Rotwildpark bei Stuttgart gerade mal sechs weitere große Eichen erwähnt. Nachlässig? Sachzwänglich? Lauf der Zeit?

Denkwürdig ist es allemal, dass es erst jemanden brauchte, „der als Niederländer lernte, was es heißt, ohne solche Ausnahmebäume zu leben“, schreibt Jeroen Pater abschließend in seinem Vorwort. „Ihr Fehlen förderte wohl meine Einsicht, wie wertvoll und einzigartig sie sind.

Meine Freude, die ich bei Begegnungen mit Deutschlands Baumgiganten habe, gibt mir bis heute den Antrieb und Enthusiasmus, meine Erfahrungen und Erlebnisse immer weiter zu vertiefen und auch weiter zu geben.

Mögen die im Buch vorgestellten Rieseneichen bei möglichst vielen Baumliebhabern jenes Staunen sowie die Ehrfurcht und Bewunderung auslösen, wie sie es über Jahrhunderte bei vielen Menschen getan haben.“

Der Kosmos Verlag hat mit der Ausstattung des Buches jedenfalls alles getan, um diesen Wunsch optisch und haptisch zu unterstützen: mit knapp 34 Zentimetern Höhe und 28 Zentimetern Breite sowie 320 Seiten ist der Eichenband selbst ein Riese im Bücherregal. Mehr als 400 Abbildungen, Schwarzweiß- und Farbfotos, viele davon ganzseitig, zeigen die alten Eichen von ihren schönsten und beeindruckendsten Seiten.

Sehr spannend sind auch die historischen Aufnahmen und Gemälde: auf einigen ist deutlich zu sehen, wie eng Bewohner mit ihren Dorfeichen verbunden waren. In Eichen mit bis zu 20 Metern Umfang fanden Schafherden und kleine Gaststuben Platz. Manchmal dienten hohle Eichenstämme sogar als Wohnung.

Höchste Zeit, uns wieder von würdigen Eichen verzaubern und lehren zu lassen…

Jeroen Pater „Riesige Eichen. Baumpersönlichkeiten und ihre Geschichten“, 320 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 50 Euro, Kosmos Verlag



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