Rico

Rico

Gestern war ich mit „meinem“ Hund Rico spazieren. Eigentlich ist es nicht mein Hund, aber Rico begleitet mich oft auf meinen Spaziergängen, wenn ich bei dem Bauernhaus vorbeikomme, wo er zuhause ist. Ich kenne ihn schon von klein auf und er ist ein richtiger Streuner. Und da er nicht angekettet ist, folgt er mir, wenn er mich sieht und tut so, als wäre er mein Hund. Wenn ich dann meinen Waldspaziergang beende und nach Hause gehe, trottet auch er zu seinem Besitzer zurück, den ich übrigens noch nie gesehen habe. Sagen lässt sich Rico nichts, aber er lauscht gerne meinen Geschichten.

Gestern war ich also wieder mit Rico unterwegs. Da kam mir, nicht weit von der Waldhütte, eine Frau mit einem Hund entgegen. Ich kenne mich ja nicht mit Hunderassen aus, es war so Art Schoßhund. Also dieser Schoßhund stach direkt auf Rico zu und tat so, als wolle er ihn fressen. Ich musste unwillkürlich lachen. Darauf hat ihn Rico geschubst, so dass es den Kleinen überschlug. Es war ein freundlicher Schubs, denn Rico ist ein freundlicher Hund und er würde keiner Fliege etwas zu leide tun, geschweige denn einem anderen Hund.

Die Frau, sie hatte einen Gesichtsausdruck wie ihr Hund, brüllte auf Rico ein, was das Zeug hielt. Was sollte ich auch tun? Rico ließ sich nicht kommandieren.

„Können Sie denn nicht aufpassen? Nehmen Sie Ihren Hund gefälligst an die Leine“, bellte die Frau.

„Ich habe keine Leine“, antwortete ich.

„Das ist unverantwortlich! Das sollten Sie im Hundekurs gelernt haben.“

„Ich habe keinen Hundekurs gemacht“, sagte ich. Für meine zwei Katzen brauchte ich auch keinen. Natürlich hätte ich einfach sagen können: Dies ist nicht mein Hund, er ist mir einfach nachgelaufen. Aber das wäre Verrat gegenüber Rico gewesen.

In diesem Augenblick kam ein älterer Herr des Weges, dummerweise ebenfalls mit Hund. Vermutlich eine Art Pinscher. Rico hetzte ihn durch den Wald.

„Er hat keine Leine und den Hundekurs hat er auch nicht gemacht“, bellte die Frau und zeigte anklagend auf mich.

„Wie heißen Sie?“, fragte der Mann streng. Ob er Polizist war?

„Traumperlentaucher“, antwortete ich, „und Sie?“

„Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen!“

„Nein“, sagte ich mit Blick auf seine Wampe, „dafür sind Sie zu schwer.“

„Sie wissen, dass es verboten ist, ohne Leine in den Wald zu gehen?“

„Sie haben ja Ihren Hund auch nicht angeleint.“

„Aber ich habe die Leine dabei, das zählt.“

„Und im Auto gurten Sie sich auch nicht an, sie haben ja einen Gurt dabei, das zählt.“

„Drehen Sie nicht den Spieß um. Sie sind hier der Schuldige.“

Sein Kopf wurde gefährlich rot. Ich wusste, er würde mich gleich anschreien. Ich mochte keinen Streit und so sagte ich zu Rico: „Komm Rico, wir gehen weiter. Die beiden wollen nicht mehr spielen.“

„Das ist doch der Gipfel. Ich werde Sie anzeigen“, bellte der Mann.

„Tun Sie das, wenn es Sie beruhigt“, sagte ich und ging weiter. Rico schubste den Pinscher nochmals in den Straßengraben, dann folgte er mir. Ich hörte noch eine Weile, wie die beiden Hundebesitzer „den Fall“ miteinander diskutierten, dann verschluckte der Wald das Gekeife.

Erstaunlich wie sich die Menschen manchmal über Nichtigkeiten aufregen. Euer Traumperlentaucher

Bild: Rico



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