Rezension von Richard Dawkins' "Gotteswahn"

In "Der Gotteswahn" führt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins einen eindrucksvolles Beweis gegen die Weltreligionen und für seinen atheistischen Standpunkt. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich intellektuell so beeindruckt hat.
Es ist natürlich naheliegend, dass ein Evolutionsforscher alle Argumente gegen naiven Glauben und insbesondere die Kreationisten, die Zweifler an der Evolution, zur Hand hat. Aber Dawkins beleuchtet den Glauben, wie wir ihn als Kind gelernt und als Erwachsene aus Angst weitergeführt haben, von allen Seiten.
Es fängt recht harmlos an mit Gedanken, die wir alle schon mal hatten: Wie kann Gott alles wissen und lenken und gleichzeitig nicht verantwortlich sein? Wie können Leute zu ihm beten und um Bevorzugung zulasten anderer Gläubiger bitten?
Er greift vor allem die Überhöhung der sogenannten heiligen Schriften an. Er liest allen Weltreligionen die Leviten, indem er brutale Zitate für seine Klage gegen die Prediger und Religionsoberhäupter heranzieht. So zieht er z. B. nicht minder gegen den Koran zu Felde als ein gewisser Thilo Sarrazin in "Feindliche Übernahme". Aber genau so zieht er gegen das Alte und das Neue Testament und findet die brutalen Stellen, die auch wir teilweise noch kennen. Da gibt es Brandopfer für Gott, ganze Städte werden in Schutt und Asche gelegt vom rächenden Gott.
Alle Religionen fangen ihre Gläubigen schon als Kinder. In die Kinder wird die Angst vor dem strafenden Gott gepflanzt. Diese Ängste beherrschen manche Leute ihr ganzes Leben lang. So regieren die Kirchen und die Imame. Und das andere Extrem ist das Versprechen des ewigen Lebens und im Koran sogar die soundsovielten Jungfrauen für Märtyrer.
Kein Wunder, dass sich Herrscher diese Ängste und Verheißungen, an die sie in der Regel selbst nicht glauben, zunutze machten und machen. Dawkins zitiert: "Der Dumme verfällt dem Glauben, der Intelligente lehnt ihn ab und der Herrscher missbraucht ihn."
So kommt Dawkins auch zum islamischen Terrorismus. Er geht so weit zu sagen: Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist sinnlos, denn die Islamisten berufen sich auf die gleiche Schrift wie alle anderen Muslime. Und es gibt keine muslimische Instanz die hier redaktionell oder exegetisch eingreift. Man lasse dem Islamvirus freien Lauf, wenn man den Terrorismus nur auf eine Überinterpretation einer Schrift zurückführe, die auch ihre schönen Stellen habe. Der Glaube an sich sei das Problem.
Eine seiner konkreten Forderungen ist die Verhinderung, Minderjährige zu Mitgliedern von Religionen zu machen. Das solle jeder selbst entscheiden, wenn er zurechnungsfähig ist.
Er bringt ein Gegenbeispiel: Man stelle sich eine Gruppe von Kindergartenkindern vor, in denen sich einige als Atheisten, Agnostiker oder säkulare Humanisten bezeichnen würden. Da würde jeder lachen. Aber vierjährige Christen, Juden oder Moslems gelten als normal...
Mich hat er rational vollends überzeugt. Allerdings empfinde ich es doch als schwierig, mich von jedweder Religiosität (oder wie ich es benennen soll) zu distanzieren. Aus meiner Sicht führt Dawkins einen Beweis gegen die Überhöhung der alten Schriften und dem was irdische Führer und Ideologen daraus gemacht haben.
Er führt keinen Beweis gegen das Staunen, die Ehrfurcht und die Freude über die Welt, die Natur, das Universum. Ich muss sagen, der Anblick des Sternenhimmels oder Aufnahmen von Raumsonden faszinieren mich mit einer Intensität, die andere wohl beim Anblick des Papstes, des Kreuzes, der Thora oder des Quaders in Mekka empfinden.

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