|Rezension| "Skylark: Der eiserne Wald" von Meagan Spooner

| Heyne fliegt | Klappbroschur | 448 Seiten | €13,99 | Amazon |



Der Lärm des Morgendämmerungsgetriebes dröhnte in den alten Abwasserkanälen am lautesten: Die künstliche Sonne wärmte sich unter enormem Surren und Knirschen ihrer Zahnräder auf.
Lark ist fünfzehn und noch immer nicht geerntet worden - Kinder in ihrer Welt werden schon früh ihrer Ressource entzogen, um ein Teil der Gesellschaft zu werden. Nur Lark durfte sich diesem Ritual bis heute nicht unterziehen - und sie weiß nicht, weswegen. Jeden Tag hofft sie, dass es endlich so weit ist, bis ihr großer Tag schließlich doch kommt. Das Ernteritual ist jedoch ganz anders, als Lark gedacht hat und schon bald muss sie feststellen, dass alles, was sie wusste, eine Lüge war und sie einer grausamen Zukunft bevorsteht. Nur knapp gelingt ihr die Flucht über die Mauer, hinter der eine Welt liegen soll, die nicht bewohnbar ist, auf der Suche nach dem eisernen Wald, denn dort könnte es Antworten auf ihre unzähligen Fragen geben...
Bei dem Wort 'Eisen' in Büchern, gehen meine Gedanken immer sofort auf Wanderschaft zu diversen Feenwesen und so dachte ich auch lange Zeit "Skylark: Der eiserne Wald" würde in diese Richtung gehen. Weit gefehlt? Nicht unbedingt, denn obwohl es in der Geschichte um Lark keine Feen oder Elfen gibt, erinnert die magische und ungewöhnliche Stimmung doch sehr daran. Was man in diesem Jugendbuch stattdessen findet? Dystopische Kuppeln, Erntevorgänge, eine ganze Menge Magie und eine so ungewöhnlich starke Atmosphäre, dass man sich nur schwer von der Geschichte lösen kann, auch wenn sie relativ ausführlich geschrieben ist. Stimmungstechnisch fühlte ich mich zeitweise an den Anime "Das Schloss im Himmel" oder die Reihe von Veronica Rossi erinnert, auch wenn sich nicht alles überschneidet. Wer keine Lust auf kühle Dystopien hat, sondern gerne einen Hauch phantastische Magie mit dabei hat, der sollte sich "Skylark: Der eiserne Wald" definitiv einmal ansehen.
Und das obwohl ich nicht glaube, dass dieses Buch für jeden etwas ist. Die Geschichte ist doch etwas speziell und legt nicht so viel Tempo hin, dass man schwitzige Hände bekommt. Stellenweise ist das Buch ziemlich verstörend und krank - so verstörend und krank, dass man sich ab und zu wirklich ekelt, aber auch spannungstechnisch bietet "Skylark: Der eiserne Wald" eine faszinierende Kurve, die nicht abnimmt. Noch dazu serviert Meagan Spooner neben altbekannten Schemata auch einige Innovationen, die beim Lesen Spaß machen, so zum Beispiel die so genannten 'Kobolde', die kleine insektenartige Roboter sind. Hier wurde es zum Teil sogar ein wenig steampunkig und diese Idee hat auch einige interessante Handlungsstränge mit sich gebracht. Sowieso kann man dem Buch nicht abschreiben, dass es ungemein neugierig macht, weil man durchweg wissen möchte, was hinter dem ganzen steht und so wird man oft mit überraschenden Wendungen und Auflösungen belohnt.

Ein kleiner Minuspunkt ist Protagonistin Lark, die zwar definitiv sympathisch ist, über diese Sympathie aber nur selten hinauskommt. Sie bleibt eine relativ distanzierte Figur, die man versteht und unterstützen möchte, die aber ein Konstrukt aus Buchstaben bleibt. Wirklich gestört hat das zwar nicht, aber es fehlte doch ganz deutlich eine Konstante. Dafür waren alle anderen Charaktere durchweg dreidimensional und charismatisch gezeichnet und da man ständig neuen Figuren begegnet, bleibt eine bestimmte Dynamik in der Geschichte, die immer wieder Spaß macht. Meine Lieblingsfigur ist und bleibt allerdings "Nix" - einer der Kobolde, der eine ganz wunderbare Rolle in der Geschichte einnimmt und die ein oder andere philosophische Frage aufwirft hinsichtlich Roboter und menschlicher Eigenschaften.
Aber auch so gibt es einige interessante gesellschaftliche und moralische Ansätze, die man reflektieren könnte, wenn man das Buch auf diese Weise lesen möchte. Natürlich bleibt es Unterhaltungsliteratur, aber die Art, wie Spooner eine Gesellschaft in einem Zukunftsszenario beschreibt, enthält trotzdem einiges an Potenzial. Gemischt mit der wunderbaren phantastischen Atmosphäre und den vielen kleinen originellen Strängen, ist "Skylark: Der eiserne Wald" eine lesenswerte, düstere und spannende Lektüre, die zwischendurch etwas zu ausführlich beschreibt, aber definitiv einen schönen Stil nutzt, der Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt und facettenreich erzählt.
Die Mischung aus Phantasie und Dystopie ist längst keine Seltenheit mehr, doch "Skylark: Der eiserne Wald" bringt einige originelle Stränge mit sich, die zu überzeugen wissen und so ist der Auftakt der Trilogie eine gelungene Mixtur aus verschiedenen Bereichen mit außergewöhnlicher Stimmung und viel Potenzial. Mit charismatischen Figuren und einer noch etwas blass wirkenden Protagonistin erzeugt Spooner Spannung und Dynamik und hat mich mit vielen innovativen Ideen begeistern können. Schwächen wie die teils etwas ausschweifende Erzählweise und die noch unausgereifte Protagonistin übersieht man gerne, denn im Großen & Ganzen bekommt man hier eine runde Geschichte, in die man sich fallen lassen kann - eine klare Leseempfehlung von mir!


Meagan Spooner wollte eigentlich immer Archäologin, Meeresbiologin oder Astronautin werden. Nach ihrem Studium ist sie dann doch beim Schreiben gelandet. Meagan Spooner lebt in Northern Virginia, wenn sie gerade nicht irgendwo in der Welt unterwegs ist. Denn Reisen ist ihre große Leidenschaft. [via RandomHouse]
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