|Rezension| "Jetzt und hier und vielleicht für immer" von Emily Gillmor Murphy

| Droemer Knaur | Broschur | 368 Seiten | €14,99 | Amazon |


Der eiskalte Wind verschlug mir den Atem.
Tom weiß allzu gut, dass man mit einem gewissen Alkoholpegel leichter durch den Tag kommt. Dann treffen ihn die Worte seiner Mutter nicht so sehr, und dass sich sein Vater nur noch für seine neue Familie interessiert, ist auch besser auszuhalten. Olive hingegen ist in einer intakten Familie aufgewachsen, die sie über alles liebt. Als sie nach Dublin zum Studieren geht, erlebt sie eine ganz neue Welt. Ihr Leben scheint perfekt – bis ein schreckliches Ereignis alles verändert. Als Olive und Tom sich auf einer Party kennenlernen, ist Olive ge­nervt von dem bekanntesten Frauenheld der Stadt. Er hingegen erblickt etwas in ihren Augen, das er so noch nie bei einem Mädchen gesehen hat und beginnt, nach allen Regeln der Kunst um sie zu werben. Als sein wahres Motiv allerdings ans Tageslicht gerät, bricht er nicht nur Olives Herz, sondern fürchtet, selbst daran kaputtzugehen. [via Amazon]
"Jetzt und hier und vielleicht für immer" hat versucht mich auf den verschiedensten Ebenen zu packen, ist mir mit donnernden Schritten hinterhergerannt, hat versucht, mich mit bösen Jungs und Drogen zu beeindrucken, ist die Mitleids-Trauer-Schiene gefahren und hat es mit einer Liebesgeschichte ausprobiert, aber letztendlich ist jede Bemühung gescheitert. "Jetzt und hier und vielleicht für immer" konnte mich nicht packen. Nicht am Anfang, nicht in der Mitte und auch nicht am Ende, denn diese Geschichte ist so spurlos an mir vorbeigegangen, dass ich zwischenzeitlich das Gefühl habe, sie gar nicht gelesen zu haben. Vielleicht weil die Geschichte um Olive und Tom nicht wirklich Neues bietet, vielleicht aber auch, weil die Autorin es sich mit den vielen verschiedenen Perspektiven wirklich sehr schwer gemacht hat, vielleicht letztendlich auch, weil es einfach zu überladen war. Wo man auch hinsieht, in diesem Buch findet man Drama an jeder Ecke und ganz ehrlich - irgendwann wird einem die Stimmung zu schwer, irgendwann weiß man auch gar nicht mehr, in welche Richtung die Geschichte überhaupt gehen soll.
Soll sie Liebesdrama sein? Charakterroman? Eine Drogenerzählung? Oder vielleicht gar eine Geschichte, die von Verlust erzählt? Irgendwie versucht sie all das zusammen zu sein und schafft so die Kurve zu einem berührenden Buch nicht. Ja, die Geschichte hat mich nicht einmal in den dramatischsten und traurigsten Momenten berührt, der zähe Erzählstil hat mich gelangweilt und das immergleiche Schema (Wette, Bad Boy, Zähmung, Auflösung) genervt. Murphy bringt einfach keine Originalität in die Geschichte und rettet das Ganze nicht einmal mit interessanten Figuren. Im Gegenteil, alle Charaktere entsprechen einem Klischee und wirken so starr und blass, was eine Identifikation schier unmöglich machte. Protagonistin Olive wirkt unnahbar und überhaupt konnte ich mich nicht auf sie einlassen, weil sie passiv und langweilig anmutet. Im Gegensatz dazu versucht Tom den harten Bad Boy zu mimen, was man ihm aber irgendwie auch nicht abkaufen mag. Die verschiedenen Perspektiven von Nebenfiguren verwirren und führen dazu, dass man sein Interesse nicht auf eine Figur projizieren kann, sondern vielmehr das Gefühl hat, an viel zu vielen Fronten zu kämpfen.

Doch auch die Handlung bietet weder Spannung, noch frischen Wind. Bei manchen Büchern ist es ja ganz nett, wenn man weiß, wie die Geschichte endet, aber in diesem Fall wusste man zwischenzeitlich sogar, was im Mittelteil passiert. Alles war vorhersehbar, überspitzt und langatmig und führte dazu, dass ich ganz glücklich war, als ich die (eigentlich ja ganz humanen) dreihundertsiebzig Seiten endlich durchgelesen hatte. Wenn man schon einen Roman schreibt, der in die selbe Kerbe schlägt, wie dutzende andere Romane zuvor, muss es dann tatsächlich NOCHMAL eine Geschichte mit Wette sein? NOCHMAL eine Geschichte mit Bad-Boy-Zähmung und allerlei aufgebauschten Drama? Noch dazu eine "traurige" Familiengeschichte, die Mitleid erzeugen soll, am Ende aber einfach nur unecht und sinnlos wirkte?
Weder jetzt, noch hier und schon gar nicht für immer werde ich diese Geschichte weiterempfehlen. Wer etwas aus dem Genre lesen möchte, ist mit vielen anderen Büchern besser bedient, denn "Jetzt und hier und vielleicht für immer" wärmt lediglich Altbekanntes auf eine ziemlich zähe Art und Weise wieder auf ohne frischen Wind oder Originalität in die Suppe zu werfen. Mit blassen Figuren und konstruierten Schicksalsschlägen bleibt die Geschichte um Olive und Tom lasch und eindimensional, vor allen Dingen aber mit den vielen Perspektiven hat sich Murphy verzettelt, denn die führen nur dazu, dass das Buch noch viel langatmiger ist, als es zuvor schon war - und wie ein Lückenfüller wirkt das ganze dazu. Keine Empfehlung von mir!

Emily Gillmor Murphy, 1990 in Dublin geboren, hat am University College Dublin Englisch und Geschichte studiert und währenddessen ihren Debütroman "Jetzt und hier und vielleicht für immer" geschrieben. Mit ihren Eltern und ihren beiden großen Schwestern wohnt sie in Enniskerry, County Wicklow. [via Knaur]
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