[Rezension] Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die, die niemand sieht

Geman Cover

All the Truth that's in me

English Cover

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‘Ich bin die, die niemand sieht’ von Julie Berry

(All the Truth that’s in me)

[Rezension] Ich bin die, die niemand sieht
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Inhaltsangabe:
An dem Tag, an dem ihre beste Freundin ermordet aufgefunden wurde, verschwand Judith. Jahre später kehrt sie plötzlich zurück. Stumm. Eine grausame Tat raubte ihr die Stimme. Niemand weiß, wo sie die letzten Jahre gewesen und was mit ihr geschehen ist. Sie lebt als Außenseiterin in ihrer kleinen Gemeinde. Ihre eigene Mutter kann ihr nicht in die Augen sehen und ihre große Liebe Lucas soll eine andere heiraten. Aber als ihr Dorf und die Menschen, die sie liebt, bedroht werden, muss sie ihr Schweigen brechen und ihr Geheimnis lüften. Denn nur wenn sie die Wahrheit über die schrecklichen Ereignisse in der Vergangenheit offenbart, wird sie ihr Dorf und ihre große Liebe retten können. (Source: Goodreads.com)

Meine Gedanken zum Buch:
Der Anfang hat mich zuerst einmal inne halten lassen, was sehr an dem Schreibstil lag. Es ist etwas schwierig zu erklären, aber es ist alles in kurzen Szenen aufgeteilt, die etwas aus der Vergangenheit erzählen. Dann kommt die nächste Szene, die in der Gegenwart spielt, was mich alles am Anfang sehr verwirrt hat, weil man zu Beginn überhaupt keine Ahnung hat, wo man sich befindet, in welcher Zeit oder um was es hier überhaupt genau geht.
Erst später merkt man ein Muster, findet lose Fäden und kann sie miteinander verknüpfen, aber das dauert seine Zeit. Und auch dann war mir klar, dass es ungefähr um die Jahre 1940 spielt, was auch nicht ganz klar war und ich von der Inhaltsangabe nicht feststellen konnte. Dadurch ist verständlicherweise auch das Verhalten der Charaktere prüder und das Leben im Dorf sehr streng und nach harten Regeln. Wenn man diese nicht befolgt, kann es sogar noch vorkommen, das man an den Pranger gestellt wird. Wie bei Diebstahl oder auch kleiner Vergehen, wie wenn man längere Zeit nicht in der Kirche war. Also ein scheinbar nettes Dorf mitten am Land, wo die Idylle eher trügerisch ist.

Durch die oben genannten kurzen Sequenzen, der Wechsel in der Zeit, habe ich mir auch schwer getan, eine richtige Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Der Texte wirkte durch diesen Schreibstil sehr distanziert und ich brauche wirklich viel Zeit, um mich auf die Figuren einzulassen. Aber wie bei jeder guten Handlung, merkt man die Schreibweise der Autorin bald nicht mehr, bzw. werden auch die Rückblicke immer weniger und die Handlung geht in der Gegenwart voran. Aber durch diese Rückblicke versteht man die Beziehung und Freundschaft von Judith und Lucas einfach besser, die man sonst nicht nachvollziehen hätte können. Eine Freundschaft und Zugehörigkeit, die auch noch besteht, nachdem Judith verstümmelt ist und sich langsam, gegen Meinung aller, zurück in ihr Leben kämpft und nicht länger stumm daneben stehen möchte.

Für mich haben die Figuren eine gute Wandlung im Buch hingelegt. Allen voran Judith, die am Anfang sehr ängstlich beschrieben und von ihrer Mutter niedrig gehalten wird. Aber durch die Seiten hindurch ist sie immer weiter aus ihrer zugedachten Rolle ausgebrochen und hat Mut gezeigt. Mehr Mut als wir in unserer heutigen Zeit noch nachvollziehen können, da sie auch gegen gängige Regeln und Konventionen gehandelt hat, um sich und andere zu beschützen.

Außerdem bot das Buch ein gutes Rätselraten, wer nun der Mörder war, warum sie entführt wurde und warum er sie verstümmelt hat. Alles in allem, war es dann doch überrascht für mich, da es doch mehrere Verdächtige für mich gab und das Ende hat mir dann auch sehr gut gefallen. Nach den ersten schwierigen 30 Seiten hat es sich definitiv zu einem Page-Turner entwickelt und ich konnte es kaum mehr aus den Händen legen. Wodurch ich mitten in die Nacht gelesen habe, weil ich einfach wissen MUSSTE wie es ausgeht, was mit Judith und Lucas passiert oder ob der Mord aufgeklärt wird. Hach, es wurde wirklich noch richtig toll! :)

Cover:
Das englische Cover ist einfach so genial und hat mich schon länger auf das Buch aufmerksam gemacht. Außerdem passt es so grandios zum Inhalt, weil ich Judith die Zunge heraus geschnitten worden ist. Aber das deutsche Cover – was soll ich sagen? Es ist nett, aber nichtssagend und langweilig. Passt in meinen Augen leider nicht zu dem tollen Buch mit spannendem Inhalt.

All in all:
Wenn man die ersten verwirrenden Kapiteln hinter sich gelassen hat, entwickelt sich die Geschichte zu einem spannenden, mitreißenden Page-Turner, der einem nicht kalt lässt und in die Gefühlswelt einer Person zieht, die sich lange Zeit nicht verständigen kann. Auch die Zeit, in der die Geschichte spielt, mit ihren Regeln und Vorschriften, bewegt mich – aber vor allem die besondere Stärke der Hauptfigur und wie sie allen die Stirn geboten hat.

Rating:
4 of 5 points – (Great, great, great)

Quotes: (© Berry)

Judith: In den zwei Jahren warst du endgültig zum Mann geworden. Ich sah an mir hinunter und dachte daran, dass ich in dieser Zeit beinahe zur Frau geworden war, wenigstens fast. Aus Zurückhaltung oder Scham hätte ich mich ins Haus zurückziehen müssen, aber ich konnte es nicht. Zwei Jahre lang hatte ich an dich gedacht und nun standst du vor mir und sahst so anders aus und doch wie früher. Wir waren zu viert – die beiden Kinder von einst, standen neben den Erwachsenen, die einander fremd geworden waren.


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