Sabine Both / 240 Seiten / Klappenbroschur / Verlag: Loewe / auch erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de
Die Autorin…
Bestsellerautorin Sabine Both lebt mit ihren Kindern in der Nähe von Neuss. Mit dem Schreiben von berührenden Romanen hat sie ihren absoluten Traumjob gefunden. Unter dem Pseudonym Franziska Moll erschienen bereits „Was ich dich träumen lasse“ und „Egal wohin“. Auch in ihrem neuen Band geht es um die Spielarten der Liebe und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.
Der Plot…
Verena und Tom kennen sich von klein auf, sind ein Paar, seit sie dreizehn sind. Sie gehören einfach zusammen und das soll für immer so bleiben.
Aber ein Gedanke lässt Verena – mitten im Abistress und voller Vorfreude auf das anstehende Studium – nicht mehr los: Sie hat noch nie einen anderen Jungen geküsst, geschweige denn Sex mit einem anderen gehabt. Doch sie liebt Tom und sich von ihm zu trennen oder ihn zu betrügen, kommt nicht infrage.
Als sie schließlich mit Tom darüber spricht, treffen die beiden eine Vereinbarung: eine offene Beziehung, drei Monate Austobzeit nach dem Abi. Sich ausprobieren. Mit anderen. Danach ist alles wieder wie vorher und die zwei wieder ein Paar. Doch ist das wirklich so einfach, wie sie es sich vorstellen?
Mein Resumé…
Die erste Liebe ist natürlich etwas ganz besonderes. Das Herz klopft wild wie nie zuvor, die Gedanken fahren Achterbahn, man will dem Anderen immer nahe sein und irgendwie steht man eh die ganze Zeit unter Strom. Dieses Gefühl der ersten Verliebtheit, wenn man jung ist, ist größer als alles andere. Man glaubt, „das isses“. Basta. So manche Paare lernen sich als Teenager kennen und bleiben wirklich ewig beieinander. Sie planen ganz selbstverständlich ihre Zukunft. Doch sind sie einander wirklich ewig treu? Was ist, wenn die Neugierde auf Intimität mit jemand anderen nicht nur im Kopf passiert, sondern erforscht werden will? Kann das eine junge Liebe, egal wie gut sich beide kennen und lieben, überstehen? In ihrem neuen Jugendbuch schickt Sabine Both ihre Protagonisten Verena und Tom auf diese Reise. Mich reizte die Idee der Autorin sofort, als ich den Klappentext sah. Sie geht damit in jedem Fall mal einen anderen Weg.
Der Erzählstil entspringt der dritten Person. Diese Form liest sich zunächst etwas ungewohnt, da die Figuren so etwas distanzierter wirken, als man es erwartet. Melancholie und Schwere ziehen sich durch die Handlung, wie der heiße Wind von Verena und Toms endlosem Sommer. Obwohl der Leser die Protagonisten in wechselnden Abschnitten jeweils begleitet und die Figuren Zeichnung sehr gelungen ist, hält sich die Unnahbarkeit von beiden etwas hartnäckig. Gleichzeitig fühlte ich mich ihnen auf seltsame Weise verbunden. Das kommt auch daher, dass man beide auf ihrem Weg der Zweifel, ob ihre Vereinbarung wirklich richtig war, begleitet. Man lernt sie mit Voranschreiten der Handlung etwas besser kennen. Wer die Bücher von Sabine Both unter ihrem Pseudonym Franziska Moll kennt, weiß, dass sie es ihren Protagonisten generell nicht so einfach macht. So lässt sie Verena und Tom immer wieder falsche Entscheidungen treffen, und russisches Roulett spielen. Obwohl beide den sicheren Weg wollen, fühlen sie sich zu den komplizierten Abzweigungen, magisch hingezogen. Das empfand ich als sehr authentisch, denn welcher Jugendlicher in dem Alter trifft schon richtige Entscheidungen?!
„Sie stehen links und rechts von dieser Sache, müssten um sie herumgehen, über sie steigen, sie zur Seite schieben, um sich nahe zu kommen.“
Auch das direkte Umfeld von Verena und Tom wird dem Leser näher gebracht. So bekommt das perfekte Familienbild und jahrelange, tiefe Freundschaften gefährliche Risse. Geheimnisse kommen zum Vorschein, die Herzen brechen.
Vielleicht ist „Ein Sommer ohne uns“ nicht perfekt. Sei es drum, denn das Leben ist es auch nicht. Wenn man jung ist trifft man Entscheidungen, die einen selbst oder andere verletzen können. Aber diese Zeit, die Sabine Both in ihrem Roman schildert, ist vor allem deshalb prägend. Falsche Wege führen immer auch irgendwo hin. Man braucht nur länger.
Spieglein Spieglein
Die Buchgestaltung ist eine sehr schöne Reflektion zum Inhalt. Melancholie und Sehnsucht liegt auf den Gesichtern der Figuren, und spiegeln damit die Gefühle von Verena und Tom perfekt nieder.
Tacheles…
Mit „Ein Sommer ohne uns“ und der Thematik offene Beziehung, wird definitiv Neuland im Jugendbuch/All-Age Genre betreten. Diesen Aspekt empfinde ich als aufregend und anders. Für Leser, die sich – genau wie ich – sehr viel mit Jugendbücher beschäftigen, bringt Sabine Boths neues Buch daher sicher Abwechslung mit sich. Ich hoffe sehr, dass sich in dieser Richtung noch mehr tun wird. Die Geschichte um Verena und Tom wird eventuell nicht jedermanns Geschmack sein, aber mir gefällt die Intention von Sabine Both. Es ist mit all den Achterbahn-Gefühlen, den aus der Kindheit verblassten Einhörnern und Elfen, sehr lebensnah.