[Rezension] Das Herz ihrer Tochter (Jodi Picoult)

Jodi Picoult: Das Herz ihrer Tochter 
[Rezension] Das Herz ihrer Tochter (Jodi Picoult)
Tragende und vor allem fesselnde Familienschicksale zu beschreiben, gehört schlichtweg zu den bewundernswerten Steckenpferden der Jodi Picoult. Ebendies durfte ich auch in diesem Roman aus dem Jahr 2010 wieder einmal feststellen. Selbst die hypothetischen Ansätze der Geschichte genügten, um mich schwer schlucken zu lassen. Eine Wirkung, welche die Autorin mit ihren Werken stets beabsichtigt und die ihr Ziel auch an dieser Stelle keineswegs verfehlt hat. 
Dass unser Leben von Entscheidungen, die von Herzen kommen, unser Herz entzweien und zu Herzen gehen, geprägt ist, zeigt ein Buch wie dieses in exzellent ausbalancierter Weise.


~ Rezension ~


Wenn dein Herz auf eine Zerreißprobe gestellt wird ...

Ein unbeschwertes Familienleben scheint June Nealon vom Schicksal nicht vergönnt zu sein. Zwar findet sie nach dem Unfalltod ihres ersten Mannes neuen Halt bei Kurt und sie erwarten sogar ein gemeinsames Kind, doch noch vor der Geburt ihrer Tochter Claire, werden Kurt und Elizabeth, Junes Erstgeborene, Opfer eines heimtückischen Mordes.

Elf Jahre später - Claire wartet in größter Dringlichkeit auf ein Spenderherz - bietet ausgerechnet Shay Bourne, der zur Todesstrafe verurteilte Mörder ihrer Familie, June sein Herz für ihre Tochter an. Wieder einmal drohen die Mühlen des Schicksals June zu zermahlen, hat sie eine folgenschwere Entscheidung zu treffen, welche die Macht hat, im Leben aller Beteiligter gleichermaßen Wunden zu reißen als auch zu heilen.

Erneut widmet sich Jodi Picoult mit großer Detailschärfe, tiefen Emotionen und berechtigten Fragen einem Minenfeld, das übersät ist mit kontroversen Thematiken, welche die Gesellschaft bewegen.

Das Herz ihrer Tochter verkörpert einem Roman, in dem das Damoklesschwert spürbar kreist und stets haarscharf am Pulsschlag der Protagonisten vorbeischwingt. Zur Analyse und Diskussion stehen Themen, deren explosive Kombination eine packende Brisanz entwickeln: Organspende und Todesstrafe, Vergebung und Gerechtigkeit, religiöse Erlösung und Humanität.

Eine hohe Emotionalität erreicht die Autorin durch die Schilderung der einzelnen Handlungsstränge aus der Sicht der verschiedenen Charaktere. Dabei werden die Facetten einer verzweifelt um das Leben ihres Kindes kämpfenden Mutter ebenso minutiös herausgearbeitet wie die eines gebrochenen Insassen der Todeszelle oder die eines Priesters, dessen Weltbild schmerzhafte Risse erfährt.

Neben dem dramatisch aufgebauten Spannungsbogen sorgte bei mir vor allem die äußerst akribische Feinmechanik des Romans für einen Kloß im Hals. Dass Jodi Picoult zu den großen Autorinnen zählt, die ihr Handwerk beherrschen, steht für mich außer Frage. Ein weiteres Mal faszinierte es mich und wühlte es mich auf, wie markerschütternd und herzerweichend zugleich eine Geschichte sein kann.

Keinesfalls einseitig leuchtet Picoult ihre Handlung aus, vielmehr jongliert sie dramatisch realistisch mit Gefühlen und Argumenten, Impulsen und menschlichen Abgründen. Dabei legen psychologische, medizinische und religiöse Fakten die Grundlage für eine herzergreifende Geschichte, die Anlass gibt, wieder einmal über Genugtuung, Genesung und Gerechtigkeit nachzudenken.

FZIT: Einfühlsam. Zerreißend. Wundersam.  


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