Bianca Iosivoni | Lyx | Klappbroschur | 12,90€ | 432 Seiten | 29.07.2019 | ISBN: 978-3-7363-0989-0
- Katie DeLuca wurde am 20. Februar ganze zwei Minuten und siebenundfünfzig Sekunden vor mir geboren, aber sie hat es immer auf drei Minuten aufgerundet, weil das cooler klang. Sie war meine große Schwester, meine zweite Hälfte, meine Mutmacherin, Trösterin und der Mittelpunkt in meinem Leben. - S. 16
Hailee hatte ein Geheimnis. Ein dunkles Geheimnis, das niemand kannte und niemand erfahren sollte. Am allerwenigsten Chase, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat. Hailee war klar, dass sie Chase verlieren würde. Sie wusste es von der ersten Sekunde an, als sie ihm gegenüberstand. Und doch hat er ihr Herz mit jedem Lächeln und jeder Berührung ein bisschen mehr erobert. Aber gibt es für sie beide überhaupt eine Chance? Oder müssen sie einsehen, dass manchmal nicht einmal die Liebe ausreicht, um zwei Menschen zusammenzuhalten? (Lyx)
„Flying High“, ein Titel, auf den ich sehnsüchtig gewartet habe. Im Fazit zum ersten Band „Falling Fast“ habe ich geschrieben: „Ein Buch, das dich voll und ganz in den Bann ziehen wird, dich wachrüttelt, dich aufseufzen lässt, traurig stimmt und zum Lachen bringt.“ Somit hatte ich persönlich recht hohe Erwartungen an das Buch. Im Nachhinein - wenn man ehrlich ist - erkennt man am Ende des ersten Bandes, welche Richtung die Handlung von „Flying High“ einschlagen wird: ruhig, angespannt, niederschmetternd, grüblerisch und depressiv. Im zweiten Band werden zentriert und äußerst sensibel die Themen Scham, Selbstvorwürfe, Gewissenskonflikte, Trauerbewältigung und Heilung angesprochen. Sehr interessant!
Die Leserschaft von „Flying High“ ist gespaltener Meinung. Die beiden größten Kritikpunkte, den sie der Fortsetzung geben, ist zum einen die in die Länge gezogene Handlung und zum anderen die fehlende Spannung. Ich habe versucht, das Buch ohne Vorurteile zu lesen und bin positiv überrascht, wie gut mir „Flying High“ letztendlich gefallen hat. Nach dem schrecklichen Vorfall des ersten Bandes herrscht eine betrübte und schwermütige Spannung in Fairwood, die durch die Fassungslosigkeit aller Bürger geprägt ist. Die ersten Kapitel habe ich sehr intensiv wahrgenommen, als würde man im Ohr von einem Tinnitus überrascht werden und die vollständige fast schmerzhafte Konzentration liegt auf den Handlungsverlauf! Gänsehaut überzieht den Körper, ein Engegefühl in der Brust, man kneift ungläubig die Augenbrauen zusammen, denn man ist einfach unaussprechlich erschrocken, wie sehr man das Leiden von Hailee, der weiblichen Protagonistin, mitempfindet. Ein großes Kompliment an Bianca Iosivoni. Ich konnte mich wieder durchgehend in Hailee und in andere Charaktere hineinversetzen, als auch deren authentischen Gefühle und Gedanken nachvollziehen.
Im Verlauf des Buches habe ich Hailee nur noch als leere Hülle wahrgenommen, die am Boden zerstört ist, sich vor ihren eigenen Gefühlen ängstigt und eher von Verwirrung geplagt wird. Äußerst realistisch und glaubwürdig! Jetzt liegt es an den Freunden und Familienmitgliedern, rechtzeitig zu handeln, sich zu kümmern und die „richtigen“ Strippen zu ziehen. Dabei steht Hailee zwar immer noch im Mittelpunkt der Geschichte, aber ihre Freunde, die Eltern und vor allem Chase nehmen die aktiveren Rollen im Roman ein. Da Chase selber mit schwierigen Familienverhältnissen kämpft und sich im zweiten Band sehr stark darauf konzentriert, kann es so aufgenommen werden, als würde die Handlung nicht ins Rollen kommen bzw. es diese gefürchteten Längen im Roman gibt. Ich hatte in vielen Situationen eher das Gefühl, als würden insbesondere Hailee und Chase sich gedanklich im Kreis drehen. Chase denkt wiederholt über seine Zukunft und über die Beziehung zu seinem Bruder/Vater nach. Hailee erwähnt zum x-ten Mal, wie sehr sie ihre Schwester vermisst, von Einsamkeit zerfressen ist, erschrocken darüber, dass es so weit kommen konnte. Hier muss ich aber anbringen, dass die wiederholten Gedankengänge von Hailee aber realistisch sind. Man stolpert vermehrt über das Gedankenkarussell, es zerrt auch an einigen Stellen an den Nerven, aber es ist überaus interessant, zu erfahren, was in den Köpfen der betroffenen Personen vorgeht.
„Du bist nicht allein, Hailee“, flüstert Charlotte und drückt meinen Arm.„Du bist niemals allein.“ – S. 140
Der zweite Band braucht keine Action, überraschende Plot Twists oder überdramatisierte Szenen, sondern eher Ruhe, Konzentration sowie sentimentale und gefühlvolle Charaktere, die versuchen, mit der Ausnahmesituation umzugehen. Abschließend kann ich für mich behaupten, dass die Autorin meinen Wunsch erfüllt hat. Ich konnte zwar den gesamten Handlungsverlauf vorhersehen, aber das Zwischenmenschliche der Charaktere ist für mich der springende Punkt, der mich positiv stimmt.„Flying High“ von Bianca Iosivoni erhält von mir 4 von 5 Herzen. Der zweite und finale Band ist viel ruhiger, konzentrierter und hat wundervolle sentimentale Charaktere, die versuchen, mit einer Ausnahmesituation umzugehen. Die Gefühle haben mich wieder übermannt! Es werden äußerst sensibel Themen wie Scham, Selbstvorwürfe, Gewissenskonflikte, Trauerbewältigung und Heilung angesprochen. Der Einblick in die Köpfe der authentischen Charaktere ist interessant! Ein schwindelerregendes Gedankenkarussell! Viel Liebe zum Detail! Einzig allein die wiederholten Gedankenstränge der Charaktere, die das Buch ein wenig in die Länge ziehen, hatten eine störende Wirkung.
Story ♥♥♥♥/5Charaktere ♥♥♥♥/5 Gefühle ♥♥♥♥,♥/5Spannung ♥♥♥,♥/5Schreibstil ♥♥♥♥,♥/5 Ende ♥♥♥,♥/5
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar Lyx.
Rezensionsexemplare beeinflussen nicht meine subjektive Meinung.
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