[Rezension] Belmonte | Antonia Riepp

[Rezension] Belmonte | Antonia Riepp

Titel: Belmonte – Eine deutsch-italienische Familiensaga

Autorin: Antonia Riepp

Format: Klappbroschur

Preis: 15,00 €

Seitenzahl: 491 Seiten

Verlag: Piper

ISBN: 978-3-492-06201-5

Bewertung: 4 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Als ihre Großmutter Franca überraschend stirbt, erbt Simona deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bis dahin nichts wusste. Die junge Landschaftsgärtnerin aus dem Allgäu, ein Gastarbeiterkind der dritten Generation, macht sich auf in das ferne Belmonte, ein verträumtes, mittelalterliches Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Dort findet sie Aufzeichnungen mit Francas Lebensbeichte und folgt, gegen alle Widerstände, den Spuren ihrer Vorfahren, bis sie am Ende eine erschreckende Wahrheit enthüllt…


Völlig überraschend kam im Februar „Belmonte“ aus dem Piper Verlag bei mir an. Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich zwar interessiert aber zunächst eher mäßig. Ich habe länger keine Familiengeschichte mehr gelesen und wusste nicht, ob ich damit weiterhin etwas anfangen könnte. Mitte März jedoch habe ich das Gefühl bekommen, dass ich sehr wohl bereit für die Geschichte bin und habe dieses Buch tatsächlich in zwei Tagen durchgelesen.

Bereits der Anfang des Buches bedeckt die Geschichte mit einem unheilvollen Geschehen. Es wird nicht richtig thematisiert und steht auch nicht wörtlich auf den Seiten, doch alle werden wissen, was geschah und alle werden wissen, wie schrecklich diese Tatsache sich Bahn brechen werden. Genau dieses erste Kapitel hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Nicht nur, dass ich unbedingt Belmonte, das wunderschöne Dorf in den italienischen Marken, kennenlernen wollte. Nein, ich wollte auch die italienische Familie kennen lernen, mit all ihren Verwandten, mit der Herzlichkeit, dem guten Essen und dem wunderbaren Wetter. Aber vor allem wollte ich die Protagonistinnen kennen lernen. Sie alle haben in den ersten Kapiteln mein großes Interesse geweckt und genau das habe ich an diesem Buch so sehr geliebt.

Nicht nur Franca und Simona erzählen ihre Geschichte in diesem Buch, sondern auch Teresa, Francas Mutter, kommt zu Wort. Sie wird 1924 in eher ärmliche Verhältnisse geboren. Als junge Frau verliebt sie sich in den 40er Jahren in Cesare Prisco, der während des zweiten Weltkriegs für die Partisanen kämpfte. Teresa und ihre beste Freundin Marta schließen sich dieser Bewegung an und versorgen die versteckten Partisanen mit Lebensmittel. Bei einem dieser Gänge geschieht etwas, das Teresas Leben komplett aus den Fugen reißt und all ihre Träume zerplatzen lässt: sie wird schwanger. Unehelich ein Kind zu bekommen ist im Belmonte der 1944er Jahre undenkbar. Teresas Vater verprügelt seine zwanzigjährige Tochter, die untröstlich ist. Ihre Mutter versucht eine annehmbare Lösung zu finden, doch davon will Teresas Vater gar nichts hören. Er verschachert seine Tochter an einen Kriegsinvaliden und zwingt sie in eine Hochzeit, die weder Teresa, noch ihr zukünftiger Ehemann richtig gewollt haben.
Für Teresa, die eine unverbesserliche Träumerin war, ist das Leben nun ein wahr gewordener Albtraum. Doch die junge Frau versucht sich nicht unterkriegen zu lassen. Es ist beeindruckend, was sie, trotz der Aussichtslosigkeit doch noch schafft. Sie ist eine so starke Frau und auch wenn sie Entscheidungen trifft, die ich vermutlich niemals so getroffen hätte, versucht sie doch sich nicht brechen zu lassen. Sie ist willensstark, mutig und in gewisser Weise auch bewundernswert. Auch wenn ich so meine Schwierigkeiten mit ihr hatte, kann ich auf gewisse Weise verstehen wie sie sich verhalten hat. Die Zeit, in der sie lebte, gab es einfach nicht anders her und Teresa hat versucht, das Beste daraus zu machen. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und mir auch die Tränen in die Augen getrieben. Sie hatte es nicht leicht und versuchte irgendwie das Beste aus ihrer Situation zu machen, auch wenn sie dabei irgendwie vergaß, dass sie nicht allein ist.

Franca wächst aus diesem Grund unter erschwerten Bedingungen auf. Sie wird von den meisten Menschen im Dorf nur „der Bastard“ genannt, denn jeder scheint zu wissen, dass Ettore nicht ihr Vater ist. Dieser lässt es sie auch spüren, egal was sie tut. Auch er beschimpft sie als Bastard, ebenso wie ihr Großvater. Von ihrer Mutter Teresa hat sie nicht viel, denn sie muss ständig arbeiten und sich um den Hof kümmern. Daher verbringt Franca sehr viel Zeit bei der Familie ihrer besten Freundin Irma. Dort fühlt sie sich wohl und gut aufgehoben, denn niemand beschimpft sie, alle nehmen sie so an, wie sie ist. Als Teresa plötzlich verschwindet steht Franca alleine da. Ihre Großmutter versucht sich weiter um sie zu kümmern, doch die Familienbande halten nicht lange. Marta, Irmas Mutter, übernimmt die Erziehung von Franca und sie lebt fortan bei den Ferris. Es ist ein schönes Leben, doch auch Franca ist eine Träumerin. Sie möchte nicht in Belmonte bleiben, sie will ihr eigenes Geld verdienen, niemandem zur Last fallen und selbst für sich verantwortlich sein. Und auch wenn sie als Kind noch öfter an ihre Mutter denken muss, die Erinnerungen an Teresa verblassen und bald ist sie eben nur noch Franca, die sowohl von Vater, als auch von der Mutter verlassen wurde. Als Gastarbeiterin in Deutschland lernt Franca dann ihren zukünftigen Ehemann Tobias kennen und bleibt im Allgäu. Dort bekommt sie ihre Tochter Marina, die sich als ein sehr schwieriges und anstrengendes Kind entwickelt. Franca versucht alles, um ihre Tochter irgendwie in den Griff zu bekommen und doch scheint es nicht funktionieren zu wollen. Auch diese wird, wie Francas Mutter, sehr jung schwanger und auch sie schweigt sich über den Vater aus. Simona wird geboren und mit ihr sieht Franca die Chance alles besser zu machen, denn in ihren Augen ist Marina ganz gewiss keine geborene Mutter. Für mich war Franca der Charakter, den ich am wenigsten greifen konnte. Ich mochte die Vorstellung von ihr als liebende italienische Großmutter, die sich um ihre Enkelin kümmert. Doch nach und nach erkennt man, dass sehr viel mehr dahinter steckt und sie einige Dinge getan und durchlebt hat, die die Fassade der liebenden nonna bröckeln lässt. In meinen Augen hat sie sich nicht nur einmal falsch entschieden und es wirkt fast so, als wäre die Familie von Simona verflucht. Die Frauen scheinen einfach keine Ruhe zu finden, denn ihre Träume zerplatzen vor ihren Augen und sie entschieden sich meist bewusst gegen die Liebe, die auf sie wartete. Auch Franca traf Entscheidungen, die ich als falsch empfand. Die Parallelen zu ihrer Mutter sind nicht sehr stark und doch habe ich die Ähnlichkeit ihrer Schicksale erspüren können. Sie hatten es beide nicht leicht, doch Franca hat, für mich, nicht so viele Fehler gemacht. Ihre Geschichte durch Simonas Augen zu erfahren und zu sehen hat mir aber großen Spaß bereitet. Es war spannend nach und nach herauszufinden, wie es Franca ergangen ist und ob auch sie ein großes Geheimnis wahrte.

Simona, mit ihren dreißig Jahren, ist im Vergleich zu den anderen beiden Frauen der Geschichte, weder früh schwanger geworden, noch verheiratet. Sie wirkt aber dennoch getrieben von der Frage ihrer Herkunft und was ihre wahre Bestimmung ist. Ihre Beziehungen hielten meist nicht sehr lange und deshalb wunderte es sie selbst, dass sie mit Sebastian sogar zusammengezogen war. Als ihre nonna Franca stirbt wird ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt, vor allem weil sie auch noch ihre Anstellung als Landschaftsgärtnerin verloren hat. Das Haus, welches ihre Großmutter ihr vererbt hat, kommt da wie gerufen und sie macht sich auf nach Belmonte. Was Simona dort erwartet, konnte sie nicht mal ansatzweise erahnen. Nicht nur ein großes Familiengeheimnis soll gelüftet werden, sondern gleich mehrere. Simona sieht sich mit den Aufzeichnungen ihrer Großmutter konfrontiert, die ihr einen ganz neuen Blick auf ihre nonna ermöglichen. Außerdem erfährt sie etwas über Teresa, ihre Urgroßmutter und muss sich gleichzeitig mit sich selbst beschäftigen. Sie fühlt sich in Belmonte so frei und glücklich wie lange nicht. Sie fühlt sich angekommen und wie in einer magischen Welt. Sie stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie überhaupt wieder zurück nach Kempten gehen sollte? Möchte Simona eigentlich noch mit Sebastian zusammen sein? Könnte ihr Leben hier, in Belmonte, nicht sehr viel einfacher und glücklicher sein? Zwischen all diesen Fragen muss sie sich dann auch noch mit der Vergangenheit ihrer Oma auseinandersetzen. Es war eine Achterbahn der Gefühle Simona zu begleiten und ich habe es geliebt. Sie ist mein liebster Charakter in der Geschichte gewesen, denn ich konnte mich gut mit ihr identifizieren. Sie steht an einem Scheideweg und weiß nicht wirklich wohin sie sich wenden soll. Ihr werden zwei Wege aufgezeigt und sie bleibt sozusagen an der Kreuzung stehen. Belmonte soll ihr helfen den Weg ihres Glücks einzuschlagen und es hat mir als Leserin unwahrscheinlich viel Spaß gemacht Simona dabei zu begleiten. Den Familiengeheimnissen, welche sich um Franca und Teresa ranken, gemeinsam mit ihr auf der Spur zu sein, haben mich wirklich perfekt unterhalten. Ich wollte wissen, was hinter den Geheimnissen steckte, wer davon wusste und wie die beteiligten Personen schließlich auf die Wahrheit reagieren würden. Gleichzeitig hat es Antonia Riepp mit ihren Beschreibungen von Belmonte und den Menschen dort geschafft, dass ich unglaubliches Fernweh bekommen habe. Und das, in der jetztigen Situation. Italien zu bereisen und kleine Dörfer zu besuchen war eigentlich nichts, das ich gerne einmal machen würde. Nun hat sich das Blatt gewendet und es ist klar: ich will nach Italien.

Fazit

Eine Familiensaga die es in sich hat. In Belmonte dreht sich alles um drei Frauen, die alle ein unterschiedlich schweres Schicksal haben. Sie kämpfen mit dem Leben, der Liebe und teilweise auch dem Druck der Gesellschaft. Es geht auch um Zugehörigkeit, Familie und natürlich um Italien und das Dorfleben dort. Ich habe mich direkt hineingewünscht in die herzliche Familie von Franca und gleichzeitig wollte ich wissen, wohin Teresa plötzlich verschwunden ist. Gleichzeitig stellte sich für mich die Frage, welche Entscheidung Simona wohl treffen wird. Bleibt sie in Italien oder kehrt sie in ihre Heimat zurück? Wird sie die Geheimnisse der Frauen ihrer Familie lüften können und wenn ja, wird sich die Wahrheit auf ihr Leben auswirken? Ich kann euch allen nur empfehlen, dieses Buch zu lesen! Es ist ein pures Wohlfühlbuch mit Drama, Liebe, Freundschaft, Familie und ganz viel wunderschönes Italien.


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