Review: KICK-ASS 2 – Der Arschtritt wird zum Schulterzucken

Review: KICK-ASS 2 – Der Arschtritt wird zum Schulterzucken
Fakten:
Kick-Ass 2
USA. 2013. Regie und Buch: Jeff Wadlow. Mit: Aaron Wood-Johnson, Chloe Grace Moretz, Christopher Mintz-Plasse, Clark Duke, Donald Faison, John Leguizamo, Lindy Booth, Morris Chestnut, Jim Carrey, Michael Imperioli, Garrett M. Brown, Tom Wu, Yancy Butler, Lyndsey Fonseca, Chuck Liddel u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Im Kino.


Story:
Nachdem Dave alias Kick-Ass und Mindy alias Hit-Girl mit dem Gangsterboss D’Amico abgerechnet haben versuchen beide auf unterschiedliche Art und Weise ihr Leben fortzuführen. Während Dave gerne weiter für Recht und Ordnung auf den Straßen sorgen will, kämpft Mindy gegen ihre alten Heldengewohnheiten an und macht auf normale Teenagerin. Doch D’Amicos Sohn, der ehemalige Red Mist, sinnt auf Rache und formiert eine brutale Schurken-Armee um sich herum. Auf Dave, der mittlerweile bei der Heldengrupperung Justice Forever Gleichgesinnte gefunden hat, kommt einiges zu.



Meinung:
Seit dem Erfolg von Sam Raimis „Spider-Man“-Filmen gab es wohl kein Jahr, in dem nicht mindestens ein Superheld, bzw. Comicfigur einen Abstecher vom Printheft rüber auf die Kinoleinwand macht. Eine Übersättigung war da nur eine Frage der Zeit. 2009 kam aber etwas frischer Wind, in Form von „Kick-Ass“, der Film-Adaption des gleichnamigen Comics von Mark Millar und John Romita. Im Film wie im Comic wurde die Frage behandelt, wie es sein würde, wenn normale Menschen kostümiert auf Verbrecherjagd gehen. Das Ergebnis war ein amüsanter, vor allem im Kontrast zu den sauberen Filmabenteuern andere Superhelden geradezu anarchistischer und überaus brutaler Spaß, in dem u.a. ein kleines Mädchen namens Hit-Girl, sich mit Knarre und Messer durch ganze Horden von Schlägern, Dealern und Mafia-Killern schnetzelte und somit einen nicht zu unterschätzenden Kultstatus generierte. „Kick-Ass“ war ein echter und verdienter Überraschungserfolg vom britischen Regisseur Matthew Vaughn, der danach auch den A-List-Comichelden der X-Men mit „Erste Entscheidungen“ eine wohltuende wie nostalgische Frischzellenkur verpasste. Für „Kick-Ass 2“ stand Vaughn nun aber nicht mehr zur Verfügung, stattdessen nahm Jef Wadlow das Zepter in die Hand. Dieser hatte zuvor mit der Slasher-Destruktion „Cry Wolf“ und dem ärgerlichen Prügelfilm „The Fighters“ nicht gerade Werke von großer Sehenswürdigkeit abgeliefert.


Review: KICK-ASS 2 – Der Arschtritt wird zum Schulterzucken

"Justice Forever" - ein Haufen "echter" Superhelden

Das Besondere an „Kick-Ass“ war neben seiner überspitzen Gewaltdarstellung und rotzigen Inszenierung seine Thematik der echten Helden. Das Konzept des Normalos, der zum Helden wird, ist nicht neu. Im selben Jahr als „Kick-Ass“ veröffentlicht wurde, kam auch der weit aus ruhigere und letztlich auch ehrlichere „Super“ von James Gunn heraus und das Meisterwerk „Watchmen – Die Wächter“ (den Wadlow mit einer kleinem Reminiszenz huldigt) geht dieser Frage ebenso nach wie Josh Tranks „Chronicle – Wozu bist du fähig?“ oder Michael Barnetts Dokumentation „Superheroes“,die zeigte dass auch in der realen Welt ganz normale Menschen versuchen Helden zu sein. Das Hinterfragen des comichaften Heldentums ist aber nicht neu. Bereits 1999 entstand mit dem sträflich unterschätzten „Mystery Men“ eine Komödie die liebevoll wie chaotisch eine Gruppe von Versagern (u.a. Ben Stiller und William H. Macy) zu Helden machte. Mit „Kick-Ass 2“ ist nun das erste Sequel rund um die reale Helden Thematik erschienen und Regisseur Wadlow behandelt diese durchaus stringent weiter und erhöht dazu noch die Aufmerksamkeit verursachende Brutalität und Obszönität des Erstlings. Das Ergebnis sind abgeschlagene Gliedmaßen, Schwalle aus Erbrochenem und unfreiwillige Darmentleerungen. Wer jetzt aber glaubt, „Kick-Ass 2“ würde seinen Vorgänger in diesen Bereichen wirklich enorm überbieten der irrt sich. Der Vorgänger wirkt immer noch tougher, denn er besaß etwas, mit dem das Sequel nun nicht mehr aufwarten kann: den erfrischenden Überraschungseffekt. Wadlow versucht viel, aber letztlich verbeißt er sich geradezu darauf die Erwartungen zu erfüllen. Wenn Hit-Girl ein halbes Dutzend bewaffneter Bad Boyskaltstellt ist das immer noch ein ansprechendes Konzentrat aus bösem Witz sowie übertriebener Gewaltphantasie, aber die Exzentrik von 2009 fehlt. Was früher noch so wunderbar unberechenbar erschien ist jetzt nicht mehr als reinste Masche, die sich dazu auch recht schnell ermüdet, auch wenn sie bei „Kick-Ass 2“ immer noch für die nötige Abwechslung sorgt, denn story- und charaktertechnisch zeigt sich, dass Jeff Wadlow vielleicht Action- und Over-the-Top-Momente zu inszenieren vermag, alles andere wirkt aber erstaunlich detailarm.

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Von einem Mädchen verprügelt - wie peinlich!

Pflichterfüllend spinnt das Sequel die Geschichte (die wie beim ersten Teil auch auf einem Comic beruht) weiter, aber die Fragen die er stellt beantwortet er lieb- und leblos. Es gleicht einem hangeln von einer abstrusen Situation zur nächsten. Dass die Anzahl der Helden und Schurken dazu enorm erhöht wurde verhilft immerhin zu etwas Kurzweil, auch wenn der größte und scheinbar wichtigste Neuzugang, Jim Carrey als Captain Stars and Stripes, dann doch nicht mehr ist als eine Nebenfigur, deren Wichtigkeit eher im Bereich einer Randnotiz liegt. Welche neue Figur wirklich in Erinnerung bleibt ist Mother Russia, die weibliche Zusammenführung von Prügelspiel-Charakter Zangief (aus den„Street Fighter“-Spielen von Capcom) und dem „The Punisher“-Antagonisten der Russe. Wenn Mother Russia im Alleingang eine ganze Horde von Polizisten ausschaltet und am Ende gegen Hit-Girl antritt, dann blüht es wieder auf, das Freche, das Unerbittliche und das vergnüglich Finstere des ersten „Kick-Ass“. Schade, dass diese Attribute sich nicht länger als ein paar Minuten halten können. Es liegt auch einfach daran, dass Titelheld Kick-Ass alias Dave im großen Pool der absonderlichen Figuren das schwächste und monotonste Mitglied ist. Im Vorgänger wurde er noch ehrlich und gewitzt präsentiert, davon ist nun nicht mehr viel übrig, sogar seine Freundin Katie (Lyndsey Fonseca, bekannt als eines der Kinder auf der Couch aus der Sitcom „How I met your Mother“) wird von einem wichtigen Sub-Charakter zu einem Mini-Auftritt degradiert. Dafür muss Dave dann aber schlimme Schicksalsschläge erleiden. Einer davon sollte gewiss berühren, doch was beim ersten „Kick-Ass“ noch funktionierte (der Tod von Big Daddy) erweist sich hier als wenig überraschende und arg konstruierte Luftnummer. Dave ist eben nicht mehr der wirkliche Star des Films, genauso wenig wie Hit-Girl. Der wirkliche Star von „Kick-Ass 2“ ist The Motherfucker alias Chris D’Amico, der nach dem Tod seiner Eltern ein Gangster-Imperium befehligen kann. Christopher Mintz-Plasse, vor alle bekannt als MacLovin aus „Superbad“, überzeugt als Anführer der Superschurken von allen Darstellern am meisten. Mit viel Spielwitz, Mut zur absoluten Lächerlichkeit gepaart mit böswilligem Wahnsinn und Überheblichkeit sind seine Auftritte ohne Zweifel der Höhepunkt des gesamten Films.

„Kick-Ass 2“ ist weit davon entfernt dieselbe Durchschlagkrafts seines Vorgängers zu erreichen. Allerdings besitzt auch das Sequel eine Menge von amüsanten und überzeugenden Szenen, als Gesamtpaket verschnürt bleibt „Kick-Ass 2“ aber ein berechenbarer Versuch seinen Vorgänger einfach nur zu kopieren. Wirklich neue Ideen bleiben aus und die Weiterentwicklung von Handlung und Figuren ist nicht mehr wert als ein beiläufiges Schulterzucken.
5 von 10 toten Haien


Von Stu
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