Review: ELYSIUM – Arm gegen Reich auf dystopisch

Review: ELYSIUM – Arm gegen Reich auf dystopisch
Fakten:
Elysium
USA. 2013. Regie und Buch: Neill Blomkamp.
Mit: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga, Wagner Moura, Diego Luna, William Fichtner, Jose Pablo Cantillo u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Im Kino.
Story:
Im Jahre 2154 wird die Erde von Überbevölkerung und Armut beherrscht. Die privilegierten haben dem Planeten längst verlassen und residieren auf der Raumstation Elysium, einem Ort des Wohlstandes und Fortschritts, in dem selbst schwerste Krankheiten und Verletzungen problemlos und in Sekundenschnelle geheilt werden können. Viele träumen von diesem Ort, so auch Max, der versucht sich auf legalem Wege als Fabrikarbeiter etwas Geld zu verdienen. Als Max bei einem Arbeitsunfall eine tödliche Dosis radioaktive Strahlung abbekommt und nur noch wenige Tage zu leben hat, versucht er alles um irgendwie Elysium zu erreichen, um sich zu retten. Dabei nimmt er die Dienste des Menschenschmugglers Spider an, der immer wieder versucht Flüchtlinge zur Raumstation zu bringen. Dieser macht ein Angebot und so wird der todkranke Max nicht nur zum Überlebenskämpfer, sondern auch zu einem Streiter für die unterdrückte Erdbevölkerung.


Meinung:
Mit „District 9“, seinem Langfilmdebüt, bewies der Südafrikaner Neill Blomkamp wie man Sci-Fi, Action und Gesellschaftskritik zu einem runden Ganzen verpackt. Seine Parabel auf Rassenhass, Klassenkampf und Unterdrückung war einer dieser Filme, der förmlich aus dem Nichts kam und einschlug wie eine Bombe. Die spannende Frage, was Blomkamp nach diesem verdienten Erfolg machen würde war spannend, die Antwort bietet nun „Elysium“, ebenfalls ein Sci-Fi-Film, ebenfalls eine Dystopie, ebenfalls eine Geschichte die angetrieben wird von einem politischen Pamphlet, diesmal gegen die immer größere Trennlinie von Arm und Reich.

Review: ELYSIUM – Arm gegen Reich auf dystopisch

Die Tür als Schutz - wie lange noch?

Wer „District 9“ kennt, der weiß dass Blomkamp kein Freund von erzählerischen Andeutungen und Spitzfindigkeiten ist und diese Art des narrativen Charakters behält er auch bei „Elysium“ bei. So klar wie die Wohlhabenden von den Bedürftigen sind bei seinem zweiten Film auch die Guten von den Bösen getrennt. Matt Damon darf als Held für das Gute kämpfen, zeigt dabei – nach anfänglichen Startschwierigkeiten - Mut, Wärme und Opferungsbereitschaft, während Jodie Foster als Verteidigungsministerin von Elysium so kalt wie Eis agiert und die Aura einer fanatischen, ja fast schon faschistoiden Taktikerin ausstrahlt. Darstellerisch anspruchsvoll ist das nicht. Damon und Foster mühen sich ab, aber gegen die Schablonen, in denen sie von Blomkamps Drehbuch gesteckt werden, können sie nicht viel ausrichten, außer Sympathie und Antipathie zu genieren. Das scheint Blomkamp zu reichen und tatsächlich braucht „Elysium“ auch nicht mehr, denn wie in „District 9“ steckt auch in dieser Simplizität eine gute funktionierendes Uhrwerk, um mit dem Helden mit zu fiebern (und auch zu leiden). Allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass beide blass bleiben, vor allem im direkten Vergleich zu Kruger, dem Agenten von Elysium, der auf der Erde für seinen Auftraggeber die unschöne Drecksarbeit mit Freude am Boshaften erledigt. Sharlto Copley, dem es in „District 9“ noch gegönnt war die Hauptrolle zu spielen, darf hier als bärtige Proll-Kampfmaschine Held Max ordentlich den Tag versauen. Wenn Kruger auf der Leinwand zu sehen ist, gehört sie ganz ihm. Die Widerlichkeit, der Spaß am Töten und Zerstören rinnt ihm durch jede einzelne Pore. Ein echter Drecksack, der mit so effektiven wie brutalen Waffen für einige wirklich gelungene High-Tech- und Action-Momente sorgen darf. Diese beinhalten auch eine nicht zu unterschätzende Gewalttätigkeit. „Elysium“ ist gewiss kein Splatterfest, doch im Gegensatz zu anderen Materialschlachten und Blockbustern der letzten Zeit bewahrt Neill Blomkamp seinem Film eine erwachsenere Stimmung. Wenn hier die Projektile durch die Luft schwirren, Granaten geworfen werden und Fäuste gegen Körper knallen, dann wirkt es auch immer so, als ob hier etwas auf dem Spiel stehen würde. Endlich wieder Action mit echter Kraft.

Die Action ist gewiss neben der politischen wie gesellschaftlichen Aussage ein weiterer wichtiger Kern von „Elysium“. Blomkamp schafft aber nicht immer die Gefechte akkurat einzufangen. Neben wirklich toll inszenierten Kämpfen zwischen Arm und Reich, gibt es auch immer wieder zu wirr eingefangene Szenen. Ein bisschen weniger shaky cam täte dem Sci-Fi-Abenteuer gut und auch dass einige Gefechte recht kurz gefasst sind, stört die ansonsten gute Action-Stimmung ein wenig. Allerdings sind wohl zu kurze Destruktionsorgien besser als öde Overkills wie etwa der lärmende, 40minütige Showdown eines „Man of Steel“.

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Wie hat sich Bane denn nach Elysium geschlichen?

Die größte Stärke von „Elysium“ ist aber, und das hat er mit „District 9“ gemeinsam, die Welt in der er verankert ist. Mal wieder entwirft Blomkamp eine glaubwürdige, pessimistische Zukunftsvision, in der moderne Techniken und Apparaturen mit klarer, eleganter Form auf verdreckte Favelas und kalte, klassische Waffen- und Roboterformen treffen. Ähnlich wie Rian Johnson Geheimtipp „Looper“ wirkt das Design und die damit verbundene Zukunft absolut authentisch. Mag sein, dass „Oblivion“ mit seinen klaren Formen die Gelüste nach edler Architektur befriedigt, doch irgendwie wirkte doch alles mehr wie berechnende Formen und nicht wie eine wirkliche Umwelt, in der gelebt und gearbeitet wird. Übrigens hat „Elysium“ noch einen weitere Vorteil gegenüber Joseph Kosinskis Tom-Cruise-Vehikel: die Exposition. „Elysium“ braucht zwei, drei kurze Texttafeln um seine Ausgangsituation er erklären und selbst diese wären eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn in den ersten fünf Minuten macht Neill Blomkamp unmissverständlich klar, in welcher Zeit und in welcher Lage sich die Menschheit des Jahres 2154 befindet. Kein Vergleich zur ermüdenden Exposition eines „Oblivion“. Bedauerlich, das „Elysium“ seine beginnende Statuserklärung meisterlich absolviert, dann aber immer wieder erzählerisch ins Straucheln gerät. Schuld daran ist seine Unsicherheit, ob er nun doch lieber mehr Krawall erzeugen will oder doch weiter versucht seine einfach gehaltende Gesellschaftskritik auszubauen.

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Los Angeles im Jahr 2154 in seiner vollen Pracht

„Elysium“ ist ein reizvoller Genre-Beitrag, der seine Schwächen leider nicht wirklich zu verbergen vermag, doch seine Grundstimmung und der sich darin befindliche Kosmos sind so dominant, dass auch Blomkamp zweiter Spielfilm ein empfehlenswerter Trip in die Zukunft darstellt. Ein Trip mit internationalen Flair, nicht nur wegen dem Cast, der neben Damon und Foster auch die brasilianischen Stars Alice Braga (wurde durch „City of God“ bekannt und ist seitdem immer wieder in Hollywood-Produktionen wie „I am Legend“ oder „Predators“ zu sehen) und Wagner Moura (zu sehen in den preisgekrönten und wirklich sehr empfehlenswerten „Tropa de Elite“-Filmen von José Padhila, der aktuell das „Robocop“-Reboot inszeniert) mit an Bord hat. Nein, es liegt auch daran, dass „Elysium“ nicht darauf versteift ist seine Handlung aus einer nationalen, amerikanisierten Sicht zu erzählen. So spielt er zwar in seinen Erd-Szenen in Los Angeles, doch die Stadt der Engel erinnert mit ihren Wellblechhütten mehr an ein Ghetto aus Schmutz, Beton und Hoffnungslosigkeit, als an Beverly Hills, Hollywood und Walk of Fame.

Der Schreiber dieses Textes, für den „District 9“ neben „Blade Runner“ zu den liebsten Beiträgen des filmischen Sci-Fi-Genre gehört, ist schon etwas enttäuscht von „Elysium“. Nicht alles passt wirklich zu- und ineinander, vor allem die doch sehr einfältige Schwarzweißmalerei ist ein wenig zu grob, genau wie die Rollen von Matt Damon und Jodie Foster, doch in einem Blockbuster-Sommer, in dem Highlights rar gesät zu sein scheinen und dazu ausgestattet mit einer beindruckenden wie authentischen Welt, weiß „Elysium“ trotz allem zu Gefallen und überhaupt sollte es lobend erwähnt werden, dass 100 Millionen Dollar auch mal wieder für einen originären Stoff bereitgestellt wird. Regisseur und Autor Neill Blomkamp gehört die Zukunft – ganz sicher.

7 von 10 Gesichtsrekonstruktionen

Von Stu
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