Review: GALLOWWALKERS - Viel Elend in der Wüste

Review: GALLOWWALKERS - Viel Elend in der Wüste
Fakten:
Gallowwalkers
USA. 2012. Regie: Andrew Goth. Buch: Andrew Goth, Joanna Reay. Mit: Wesley Snipes, Riley Smith, Tanit Phoenix, Kevin Howarth, Patrick Bergin, Diamon Dallas Page, Jenny Gago, Simon Brhilkova, Alyssa Pridham, Hector Hank u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Im Nirgendwo des Wilden Westens zieht der mysteriöse Aman durch das karge Nichts und macht Jagd auf eine Gruppe übernatürlicher Gesetzesbrecher. Als er dem Sträfling Fabulos das Leben rettet, erhält er mit ihm sogar einen Partner im Kampf gegen das Böse, welches sich eine kleine Armee zusammenstellt, um blutige Rache an Aman zu nehmen.


Meinung:
Natürlich ist es schon zur Gewohnheit geworden und es folgt damit gleichzeitig einer wenig gravitätischen Tradition, dass sich jährlich, ach was, monatlich der Direct-to-DVD Schrott in den Videotheken stapelt und auf bemitleidenswerte Opfer wartet, um diese dann mit der mehr als grauenhaften Beschaffenheit – und das in wohl allen künstlerischen Bereichen – zu kontaminieren. Aber Ausnahmen bestätigen schließlich die Regel und auch ein blindes Huhn darf mal ein Korn finden, doch wenn eine solche Billigproduktion überhaupt Aufmerksamkeit erregt, dann liegt das zumeist nur daran, dass sich ein (gescheiterter) Star in die Besetzungsliste eines dieser Machwerke verirrt hat oder gar nur noch auf derartige Angebote zurückgreifen kann, die ihm den eh schon porösen Ruf nach und nach komplett dezimieren. Im Fall von „Gallowwalkers“ hatte man nicht nur den Vorteil, einen durchaus prominente Hauptdarsteller zu gewinnen, nämlich Wesley „Blade“ Snipes, sondern auch, dass dieser durch seinen Steuerbetrug nochmal in eigener Sache schön viel Publizität scheffelte.

Review: GALLOWWALKERS - Viel Elend in der Wüste

Vorne: Wesley Snipes. Hinten: die Steuerbehörde

Eigentlich sollte „Gallowwalkers“ schon im Jahre 2006 auf die Menschheit losgelassen werden, doch interne Schlaglöcher jeder Coleur verhinderten den DVD-Start zunehmend. Im Nachhinein muss man allerdings sagen, es wäre eine glückliche Wohltat gewesen, diesen Film niemals zu veröffentlichen, denn was sich die Verantwortlichen mit diesem Schund-Hybriden der Unterschicht geleistet haben, macht zuweilen schon etwas sprachlos, gerade auch angesichts der sporadisch aufflackernden Qualitätsfunken in Sachen Kameraarbeit und konträrer Farbdramaturgie in Bezug auf die Charaktere. Es ist daher auch einzig Henner Hofmann, neben dem beliebigen Score von Stephen Warbeck, der mit seinen Fotografien nicht durchgehend die Nerven des Zuschauers malträtiert. Ganz im Gegenteil, denn eine Einstellung gegen Ende besitzt eine überwältigende Imposanz, die so mancher Blockbuster mit gigantischem Budget vermissen lässt: Ein regungsloser Körper stürzt eine enorme Wüstenwand hinunter, während sich die Kamera dabei langsam vom Geschehen distanziert. Ein erdrückender Augenschmaus sondergleichen.

Review: GALLOWWALKERS - Viel Elend in der Wüste

Er hätte sich besser mal die Augen zugenäht

Aber das ist nur ein positiver Einzelfall und geht in dem Gesamteindruck von „Gallowwalkers“ schlussendlich gnadenlos unter. Eine solch kunterbunte Genre-Mixtur, wie sie Andrew Goth dem armen Zuschauer hier nämlich präsentiert, kann ohne Bezugspunkte und Anlehnungen anderer Vorreiter nicht existieren, vollkommen klar. Und „Gallowwalkers“ sucht die unausgegorenen Referenzen nach jeder zweiten Aufblende, bis hin zum Dreiecksfinale von Sergio Leones Prunkstück „Zwei glorreiche Halunken“. Dass der Film aber zu keiner Zeit nicht einmal ansatzweise als reservierte Hommage durchgehen kann, liegt nicht nur daran, dass ihm jedwede Kompetenzen auf allen Ebenen verlorengegangen sind, sondern auch daran, dass Goth seine Vorbilder offensichtlich nicht verstanden zu haben scheint und noch weniger sein eigenes Handwerk beherrscht. Ein Mindestmaß an Spannung scheint unerreichbar, denn dem Film fehlt jede kohärente Begrifflichkeit. Charaktere handeln unbegründet, Szenen sind nicht analog aufeinander abgestimmt und alles passiert irgendwie – Hauptsache das Blut darf spritzen, die Genicke brechen und die Köpfe rollen.

Wesley Snipes gibt dabei wiederholt einen ikonischen Lone Wolf, dieses Mal als Aman bekannt, der sich auf einen Rachefeldzug begibt und gewappnet mit einem verfluchten Colt seine Gegner nicht ins Reich der Toten schickt, sondern sie als Untote zurück in die staubige Ödnis befördert – Um ihnen dort dann die Schädel vom Körper zu reißen und so endgültig abzumurksen. Goth zelebriert diese übermäßig blutigen Momente mit genreorientiertem Genuss, schafft es aber nicht, seiner auf Vergeltung dürstenden Hauptfigur ein charismatische Profil – den anderen Knallchargen selbstredend auch nicht – zu verleihen. Vielmehr legt er ihnen seltendämliche Satzfetzen auf die Zungen, die schon auf dem Papier für Migräne sorgen hätten müssen und den sich viel zu ernst nehmenden „Gallowwalkers“ aufgrund der permanenten Lächerlichkeit kaum nach Luft ringen lässt. Wer also ein strunz doofes und daher unterhaltsames Trash-Festival erwartet, der wird enttäuscht, „Gallowwalkers“ ist einfach nur ein furchtbar missratenes Häufchen Elend. Bloß keine Beachtung schenken.

1,5 von 10 Reitenden Blechbüchsen

von souli

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