Heute Morgen, seit 7h30, fährt ein Pick-Up mit Musikanlage durch das Viertel, in dem ich wohne (von den anderen Viertel weiß ich es nicht). Mit lautstarker Musik und Parolen werden die „travaux communautaires“ ausgerufen, die samstäglichen Gemeinschaftsarbeiten, und alle Bewohner von Rohero aufgeweckt. Die Leute sollen auf die Straße, fegen, Unkraut jäten und was weiß ich noch. Später, wahrscheinlich als sie ausgeschlafen hatte, war es die Administrateurin selbst, die zum Mitarbeiten aufrief. Wen die Anhänger (Imbonerakure?) kriegen konnten, musste mit ins (Fußball-)Stadion, um sauber zu machen.
Keine Rücksicht auf nichts und niemanden. Bereits vor einigen Wochen schon gab es einen Skandal um die Polizei, weil sie eine Hochschwangere nicht durch die Straßensperre bei den Gemeinschaftsarbeiten lassen wollte, obwohl sie im Begriff war, ihr Kind zur Welt zu bringen.
Vielleicht schlafen ja heute Babys? Vielleicht ist jemand krank und muss schlafen? Ich selbst arbeite für eine lokale Hilfsorganisation – tue ich damit etwa nicht schon genug für dieses Land, als dass ich mich samstags noch auf die Straße stellen sollte und fegen? Es gibt Leute, die haben einen zehn- bis zwölf Stunden-Tag. Haben die nicht ein Recht auf Wochenende? Einige Ministerien arbeiten an zwei Nachmittagen in der Woche nicht, sondern machen gemeinsam Sport. Vielleicht sollte man das erst einmal ändern, dann würde es auch schon etwas schneller voran gehen.
Man zwingt sich den Leuten auf. Dieses Verhalten ist vollkommen respektlos, außerdem sinnlos. Noch dazu: die Songs, die lautstark über das Viertel hinwegschallen, sind die der CNDD-FDD, der amtierenden Präsidentenpartei.
Übrigens: die „travaux communautaires“ sind in keinem Gesetz festgeschrieben. Sie sehen demnach eine freiwillige Beteiligung vor.
Geht es hier wirklich um Gemeinschaftsarbeit oder um schlechte, dumpfe Propaganda?