Reisebericht: mein Besuch im Kennedy Space Center

Abseits von Sport und Training und interessiert mich so viel. Darunter auch die Raumfahrt oder anders ausgedrückt, alles was es dort oben zu erkunden gibt. Schon als Kind habe ich mir eingeredet, dass es absolut Sinn macht, nach dem Mond zu leben. Ich hatte Jahr für Jahr einen Mondkalender. Bekam irgendwann das entsprechende Buch dazu. Wählte als zusätzliches Fach in der Schule Astronomie und heimste mir in jeder Klausur Zusatzpunkte ein, weil ich immer wusste, welche Mondphase wir gerade haben, wo man welches Sternbild sieht,...

Mit meinem Opa stand ich abends auf dem Land mit einer Sternkarte im Garten unter klarem Himmel und suchte nach der Venus, dem Orionnebel, einem Satelliten,... Heute gibt es Apps dafür und Erinnerungen per Email von der NASA, wann die ISS mal wieder über meinen Standort rüber fliegt. Mit Begeisterung und etwas ängstlich beobachtete ich in den 90ern den Kometen Hale Bob, der zuweilen zum Anfassen nah schien. In den vergangenen Monaten liebte ich die Tweets von Astro Alex, Alexander Gerst. Kein Wunder also, dass sofort nach dem Buchen meiner Reise nach Florida zum Ironman meine To-Do-Liste mit dem Kennedy Space Center begann.

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Der Weltraumbahnhof mit seiner Vielzahl an Attraktionen durfte keinesfalls auf meiner Agenda fehlen. Ich plante einen ganzen Tag für den Besuch ein. Eindeutig zu wenig, um wirklich in aller Ruhe alles zu sehen und zu bestaunen. Aber ausreichend Zeit, um sich ein Bild von dem Kennedy Space Center machen zu können.

Ich fiel also morgens ganz früh aus dem Bett. Meine Eintrittskarten hatte ich am Vortag bereits über die Kennedy Space Center App gekauft. Während der Hinfahrt fiel mir auf, dass ich die Bustour vergessen hatte. Zum Glück gab es noch wenige Plätze bei einer Mittagstour, die ich sofort wegschnappte. Man kann natürlich den Standardbus nehmen, um zu den verschiedenen offiziellen Plätzen des weitläufigen Besucherkomplexes zu kommen. Der ist nämlich inklusive im Eintrittspreis. Möchte man aber zu besonderen Orten wie dem Vehicle Assembly Building, die in die Sicherheitszone fallen, muss man extra investieren. ABER, auch wenn die Zeit dadurch für den Besucherkomplex wirklich knapp wird, würde ich so eine Tour jedem empfehlen.

Reisebericht: mein Besuch im Kennedy Space Center

Die Eintrittspreise mit $52 und die extra Bustour für $25 sind nicht gerade günstig. Jedoch bekommt man so viel geboten, dass sich wirklich jeder einzelne Cent lohnt. Wer online oder per App wie ich bucht, kann etwas sparen. Erwähnt sollte sein, dass sich der Besucherkomplex und die extra Touren selbst finanzieren und nicht staatlich unterstützt werden.

Als ich mit meinem Van vom Festland über den Nasa Parkway nach Merritt Island hinüberfuhr, sah ich schon von Weitem die Gebäude der NASA mit den Startrampen und natürlich dem eindrucksvollen Vehicle Assembly Building. Vielleicht kennst du das Gebäude auf vom Sehen aus Filmen oder von Fotos. Zu beiden wollte ich unbedingt hin und hoffte, dass mit der Bustour alles glatt laufen würde. Die Zufahrtsstraßen zum Besucherzentrum wirkten viel zu großzügig gebaut. Ich war fast allein mitten am Vormittag darauf unterwegs. Aber wie mir später versichert wurde, sind sie gerade ausreichend, wenn sich Massen auf das Gelände schieben, um Raketenstarts zu beobachten.

Ich zahlte meine 10$ Parkplatzgebühr, sammelte meine Tickets am Vorverkaufsschalter ein und schaute mich etwas auf dem Vorplatz um. Rund um die John F. Kennedy Gedenktafel schallte die Stimme Kennedys und sorgte direkt für eine Gänsehaut, wie er so über die ersten Meilensteine der amerikanischen Raumfahrt sprach.

MEIN BESUCH IM KENNEDY SPACE CENTER

Beim Betreten des Besucherkomplexes, der 2017 sein 50. Jubiläum feierte, wurden mein Rucksack und die Kameras genau unter die Lupe genommen. Ob ich denn vor hätte die ISS von der Erde aus zu fotografieren. In der Hitze des Tages nahm ich es natürlich total für voll und fragte, ob ich die denn so mitten am Tage von dem Besucherzentrum aus sehen könne?! Mein angeblicher Sternengucker-Expertenstatus wurde mir direkt aberkannt. Nein, das könne man natürlich nicht. Aber ich kann mich für die Email anmelden, die mich wissen lässt, wann ich sie über meinem Standardort hinwegfliegen sehen könne. Der Herr von der Sicherheit, der vermutlich die Mondlandung damals live im Fernsehen sah, scherzelte noch ein wenig mit mir herum, bevor er mich in den Raketengarten entließ.

HEROES AND LEGENDS

Direkt hinter dem Eingang warten die ersten spannenden Geschichten rund um Cape Canaveral, die Raumfahrt und den Spaceport. In gleich mehreren 3D-Kinosälen werden die Helden und Legenden wieder lebendig, die davon träumten, irgendwann die Sterne zu erreichen. Die Hall of Fame zeigt Astronauten samt ihrer Mission. Leider bin ich dort nur duschgesprintet, weil ich meinen Bus nicht verpassen und vorher noch ganz dringend den Rocket Garden genauer inspizieren wollte. Ach ja, und den Mars.

ROCKET GARDEN

Ich komme mir sehr oft klein vor, aber da fühlte ich mich das erste Mal im Kennedy Space Center Besucherkomplex richtig winzig. Eine Vielzahl an Raketen türmen sich hinter dem Eingang im sogenannten Rocket Garden auf. So wie die Juno, die den ersten amerikanischen Satelliten ins All beförderte. Oder die Mercury Redstone, die in den 60ern den Schimpansen Ham und kurze Zeit später Alan Shepard als ersten Amerikaner ins All brachte. Die Saturn 1B ist die letzte ihrer Art. Sie war bei meinem Besuch fast nicht zu sehen, weil sie restauriert wird. Aber durch Glasscheiben konnte man einen kleinen Eindruck von diesem Vorgänger der Saturn V, beide Teil des Apollo-Programms, gewinnen. Im Vergleich dazu wirkte die Delta II wie aus einem neuen Jahrhundert. Diese Art der Rakete hat mittlerweile über 150 Starts hingelegt und unter anderem die Mars Rover Spirit und Opportunity sowie den Phoenix Mars Lander erfolgreich von der Erde wegbewegt.

Wie ich dort so herum schlenderte, wurde mir schnell bewusst, dass die Fülle an Informationen nichts für nur einen Tag ist. Dass ich unmöglich alles bei diesem Ausflug bewusst aufnehmen, lesen, erkunden, mitmachen konnte. Aber egal wie die Zeit rannte, ich sprang mit meiner App von Punkt zu Punkt, versuchte so viel es nur ging zu bestaunen und ja, auszuprobieren. Ich wartete also geduldig, bis die Kinder endlich aus den Nachbauten der Gemini und Apollo Kapsel krabbelten, um selbst unter glühender Sonne hineinzuschlüpfen.

JOURNEY TO MARS - EXPLORERS WANTED

Kurzer Stopp beim Mars.

Meine Kennedy Space Center App führte mich weiter genau in seine Richtung. Da werden übrigens noch Helden gesucht!

Kannst du dich noch an das Biosphäre 2 Experiment Anfang der 90er erinnern? Alles, was mit dem roten Planeten zu tun hat, erinnert mich immer genau daran.

Reisebericht: mein Besuch im Kennedy Space Center

In dieser Halle geht es aber nicht nur ausschließlich um das Reisen zum Mars. Asteroiden und der Mond sind ebenso Teil des Abenteuers. Meine Augen mussten sich nach dem grellen Sonnenschein draußen erst einmal an das rote Licht gewöhnen. Unmengen von Plakaten, Infotafeln, Nachbauten der Rover, Designkonzepte und und und brauchten meine gesamte Aufmerksamkeit. Aber richtig gefesselt hat mich die Live Präsentation. Geschichten erzählen können die Amerikaner genauso wie die Aufbereitung von Informationen. In jedem Museum, das ich bis jetzt in den USA besuchte, ist es ein Wechsel aus Erleben und Wissen, das in verdaulichen Häppchen vermittelt wird.

KENNEDY SPACE CENTER EXPLORE TOUR

Kurz bevor ich in den Bus zu meiner Special Interest Tour stieg, blieb noch etwas Zeit für Weltraumfutter. Im Souvenir Shop gibt es nicht nur Fragmente von Meteoriten und alles Mögliche von der NASA sowie vom Kennedy Space Center und beispielsweise ein Foto eines Fußabdruckes auf dem Mond(?) zu kaufen. Es steht auch Space Food zur Wahl. Lecker gefriergetrocknete Eiscreme.

Kurz vor knapp kam ich bei dem Guide Curt aus Edwards und dem Busfahrer Doug aus Boston an, um direkt auf meine zweistündige Runde aufzubrechen. Curt arbeitet bereits in der dritten Generation für das Kennedy Space Center. Entsprechend viele Geschichten hat er von seiner Familie parat. Ohne Punkt und Komma erzählte er aus der Vergangenheit und zeigt uns entlang unserer Route kleine und große, ja sogar riesige Details, mit denen ich zum Teil so nicht gerechnet hätte. Angefangen vom Tierparadies mitten auf dem Weltraumbahnhof bis hin zum Vehicle Assembly Building, das offen stand(!), den Startrampen und den kommerzialisierten Arealen von Partnern wie Space X, United Launch Alliance und Amazon.

DIE NATUR DES KENNEDY SPACE CENTERS

In den 60er Jahren hat die NASA hektarweise Land an der Atlantikküste gekauft, um ausreichend Fläche für die Raketenstarts zur Verfügung zu haben. Letztlich werden aber gerade einmal rund 5% dieser Flächen tatsächlich genutzt. Alles andere sind Grünflächen, die sich mit dem Merritt Island National Wildlife Refuge, einemNaturschutzgebiet und Habitat für zahlreiche Tierarten, überschneiden. Alte Gebäude, die zu klein geworden sind oder nicht mehr oder nicht effektiv genutzt wurden, sind sogar abgetragen worden, um der Natur noch mehr Raum zurückzugeben.

Die Natur begeistert auch immer wieder unseren Busfahrer Doug und Guide Court. Sie erzählen uns von Weißkopfadlern, die wir tatsächlich auch zu sehen bekommen, und von Alligatoren, für die es eindeutig noch zu heiß war, um den Kopf aus den teilweise sumpfigen Feuchtgebieten zu strecken.

Mich überraschte es gerade bei der Bustour, welche Distanzen von einem Gebäude zum anderen und zwischen den Startrampen und Gebäuden zurückgelegt werden müssen. Dazwischen ist es grün. Es wirkt in der Tat wie ein Naturschutzgebiet, in dem alles bis zum nächsten Raketenstart friedlich vor sich hinschlummert. Eine ganze Gruppe von Biologen und Ökologen arbeiten auf dem Gelände neben den Angestellten des Raumfahrtprogramms. Inklusive eines Helikopterpiloten, damit man die zahlreichen Tierarten auch von der Luft aus zählen und beobachten kann. Falls du ein Vogelkundler bist, empfehle ich dir übrigens die zahlreichen Birding Apps. In Florida und auf Cape Canaveral kannst du unzählige Vögel entdecken!

DAS VEHICLE ASSEMBLY BUILDING & DIE STARTRAMPEN

Alles auf dem Gelände des Kennedy Space Centers ist irgendwie gewaltig und weitläufig. Doug chauffiert uns aber in Windeseile von A nach B. Der erste Stopp führt uns genau dort hin, von wo man auch heute noch Raketenstarts beobachten kann. Busfahrer Doug schwärmt von alten Zeiten, während gefühlt mein einziges Wort an diesem Punkt ist: „tatsächlich?!". Doug holte aus. Die erste Mondlandung. Die damit verbundene Angst, die Astronauten könnten nicht zurückkommen. Geichzeitig das überwältigende Gefühl zu wissen, dass Geschichte geschrieben wird.

Ich saß dort auf den Metallstufen der Tribüne und stelle mir vor, wie dort Raketen Richtung Unendlichkeit starten. Am Horizont strecken sich zahlreiche Startrampen gen Himmel. Einige wurden bereits zurückgebaut. Andere sind noch gut sichtbar. Zu tausenden kommen die Menschen dort hin, wann immer eine startet. Eine logistische Herausforderung für die Fahrer und Koordinatoren der Besucher. Ich hüpfe anschließend etwas auf der Wiese herum, Richtung Wasser. Doug pfiff mich an und meinte, ich solle mal schön vorsichtig sein. Auch wenn es noch sehr heiß ist, kann mal ein Alligator herausspringen und schauen, was ich dort so treibe. Also wieder ab in den Bus!

Wir hatten wahnsinniges Glück! Mit Hochspannung hatte ich das Vehicle Assembly Building erwartet. Als wir es mit dem Bus umfuhren, war tatsächlich eins der Tore offen! Dahinter klar erkennbar das Stahlskellet, an dem die Trägerraketen befestigt werden. Selbst Doug und Curt waren einen Moment sprachlos, bevor die Geschichten wieder aus ihnen heraussprudelten. Das Öffnen und Schließen dieser Tore dauert sagenhafte 45 Minuten! 45 Minuten, um eine Tür zu öffnen oder zu schließen.

Als ich aus dem Bus sprang, lief ich Doug wieder direkt in die Arme. Er schupste mich förmlich auf die Flagge, die am Boden aufgemalt war. Alle liefen herum. Ich eierte auch etwas verunsichert vorsichtig an der Kante entlang. Doug meinte aber, ich soll endlich drauftreten. Das gäbe so ein schönes Motiv. Nach kurzem Posen erzählte er mir, dass die Fahne an dem Vehicle Assembly Building, die größte, gemalte amerikanische Flagge an einem Gebäude in den USA ist. Vielleicht sogar weltweit. Wer weiß das schon so genau? In jedem Fall wird sie alle paar Jahre neu nachgemalt. Die Sonne Floridas ist unerbittlich. Außerdem hat der starke Regen seinen Anteil daran. Der sorgt zudem dafür, dass die Halle immer so schön weiß strahlt, wie Doug erwähnte. Von außen wirkt die Halle komplett abgeschirmt. Tatsächlich ist es aber so, dass an gewissen Stellen die Sonne durchscheint und die Halle erhellt.

Weiter ging es mit Doug am Steuer und Curt am Mikro Richtung Raketenstartplatz 39B, dem sogenannten Launch Complex 39. Wir kamen an einem steinigen Weg vorbei, der aussieht wie eine zweispurige Autobahn, deren beide Richtungen von einem Grünstreifen getrennt werden. Curt erklärt uns, dass es sich dabei um die „Straße" des Raupenfahrzeuges handelt, das die Raketen samt Stahlgerippe stehend zur Startrampe manövriert. Dieses Fahrzeug braucht all diese Spuren, weil es so groß wie ein ganzer Wohnblock ist. Unglaublich.

Vom Aussichtspunkt des Launch Complex 39 hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Startrampe, den Wasser-Tower und Wasserstofftank sowie einem wirklich großen Blitzableiter. Wann immer ich mich umdrehte, war der gleißende Atlantik hinter mir. Natürlich auch hier wieder Informationstafeln. Dazu gab es eine wunderbare Übersicht der Embleme der einzelnen Missionen des Apollo und Space Shuttle Programms. Es ist ein unglaubliches Gelände. Riesig und so anders als in meiner Vorstellung.


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