Reis auf der Stirn

Heute haben wir einen balinesischen Taxichauffeur gebucht. Mister Tong heisst er, mit einer meerblauen Kiste made in China ist er unterwegs, die er sparsam klimatisiert. Auf der Fahrt zu unserem ersten Ziel, dem Muttertempel Pura Besakih, lassen wir den Morgen in uns erwachen. Es lohnt sich, eine Kultstätte in Asien mit wachem Geist zu besuchen. Das merken wir schon vor dem Eingang. Mister Tong rutscht nervös auf seinem Sitz herum. Er sei nur der Fahrer, und habe mit Führungen nichts am Hut. Sonst gäbe es Ärger mit den Guides. Wir versprechen ihm hoch und heilig, ihn da rauszuhalten, kaufen uns einen überteuerten Sarong und steuern auf den Eingang zu. Um den Guide kommen wir tatsächlich nicht herum, aber schliesslich unterstützen wir das lokale Gewerbe. Vespas schwärmen wie Wespen um uns herum, do you need transport, fragen sie, wir winken ab, und bereuen es im nächsten Moment, denn steinig ist der Tempelweg, und fucking hot ist es auch. Ein Schwarm Frauen bietet uns Opfergaben an, zwei Säckchen, vakumiert, werden uns überreicht, twenty thousand Rupien kostet der Spass, wir geben zehn, und bleiben auf einem Säckchen sitzen. Das Business macht offenbar auch hinter den Tempelmauern nicht halt. Schön ist die Anlage, mit ihren strohbedeckten Türmen, die wie magic mushrooms aus dem Boden spriessen. Ceremony, you are lucky, sagt unser Guide, und rollt mit den Augen. Wir packen unsere Opfergaben aus. Klar, dass man sich hier nochmals grosszügig zeigt – wir klemmen je einen Dollarschein in das Blütensandwich und lächeln. Reis auf die Stirn und Wasser auf unser Haupt, blessed, es hätte schlimmer kommen können. Unser Guide ist musikalisch und trommelt wie von Sinnen auf den Tempelinstrumenten. Das wird uns noch teuer zu stehen kommen. Extra Rupien verlangt er, aber wir bleiben für einmal hart. Ganz schön schwierig, den richtigen Ton zu treffen, findet Ave Angus. Mister Tong erwartet uns am Ausgang. Lunchtime, mit Blick auf den Kintamani, vorbei an den bekannten Reisterrassen von Jatiluih, weiter ins Gewusel von Ubud, alles mit durchschnittlichen 30 Stundenkilometern. Da bleibt Zeit, mit Mister Tong ins Gespräch zu kommen. Als Taxifahrer verdiene man genug, aber nicht gut. Eine Krankenversicherung könne er sich nicht leisten. Bloss nicht krank werden und viel Gemüse essen, sagt Ave Angus. Ich staune, was Bali so alles mit Ave macht. Die Politik sei für ihn gegessen, sagt Mister Tong. Klar, wir Taxifahrer sind apolitisch, aber ich kaufe es ihm trotzdem nicht ab. Am 9. April sind Wahlen, sagt er. Was das Bambus-Geflecht an seiner Kühlerhaube mache, frage ich. Das bringe happiness, für die Fahrgäste, und halte Probleme fern. In seinem Taxi sind Glücksbringer tabu. I like it clean.

Image: Taxi Hofer

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