Rasse, Klasse, Geschlecht: Angela Davis in Frankfurt

Als Kind spielte sie zusammen mit den Nachbarskindern ein Spiel: Ganz schnell über die Straße rennen, dann schnell wieder zurück, sonst drohte Verhaftung. Die Straße war die Grenze zwischen den Wohnvierteln für die Weißen und die Farbigen in Birmingham, Alabama.

Angela Davis, Jahrgang 1944, studierte ab 1965 in Frankfurt Philosophie und Soziologie, wurde Mitglied des SDS und in den 70er Jahren als politische Gefangene Amerikas weltberühmt. Inzwischen hat sie sich als Bürgerrechtlerin einen Namen gemacht, als Wegbereiterin der Race-Class-Gender-Debatte und als Kämpferin gegen den industrialisierten Strafvollzug („prison-industrial complex“) in Amerika.

„Feminist? I’m a black woman revolutionary!“ sagte sie fröhlich in ihrer Antrittsvorlesung am 3. Dezember auf dem Campus Westend. Was möglicherweise den Rahmen sprengt, den das Cornelia Goethe Centrum der Johann Wolfgang Goethe-Universität sich mit der Einrichtung der “Angela Davis-Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies” gegeben hat. Oder auch in eine neue Richtung weist: Dies ist die erste Frankfurter Professur zur Ehrung einer linken farbigen Frau.

Ihre Antrittsvorlesung, Auftakt eines Blockseminars zum Themenkomplex „Critical Theory and Feminist Dialogues”, machte klar, dass Angela Davis Gesellschaften als komplexe Gewebe begreift, in denen viele vernetzte Faktoren zur Subordination von Teil-Gruppen führen. Die Gender-Debatte sei beispielsweise ohne Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge nicht führbar. „The concept of gender is embedded in a field of constructed objects“. Und das Diversity-Konzept sei inzwischen nicht nur in Amerika zu einem Marketing-Instrument verkommen. Positionen in der Wirtschaft werden mit „Farbigen“ in der Erwartung von wirtschaftlichen Vorteilen besetzt.

Es reiche aber nicht, nur Platz zu machen und eine Kategorie zu erweitern, etwa die der Frau, um darin die „andere“ Frau aufzunehmen, beispielsweise die farbige oder die arme. Es sei notwendig, die Kategorie umzubauen, den veränderten Bedingungen entsprechend. Gleichzeitig aber die Augen offen zu halten, sich auf Überraschungen gefasst und diese produktiv zu machen. Ein Leitsatz von Angela Davis: Not to become too attached to ones objects. Und sich zu erinnern an einen Slogan aus der Zeit der deutschen Studentenbewegung: Das Private ist politisch!


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