“Planet der Affen – Revolution” von Matt Reeves

Caesar und seine Affen leben friedlich in den Wäldern um San Francisco in Matt Reeves Sequel

Caesar und seine Affen leben friedlich in den Wäldern um San Francisco in Matt Reeves Sequel “Planet der Affen – Revolution”

Man muss sich schon fragen, ob die „Großen“ Hollywoods noch etwas zum Thema Film beizutragen haben. Actionfilme mit Sly Stallone und Arnie werden heiß erwartet, Michael Bay zieht immer noch sein Publikum mit Materialschlachten und „der neue Woody Allen“ verspricht mal wieder bestes Erzählkino. Wirft man allerdings einen Blick auf die Filme, die ein Rundum-Paket an guter Unterhaltung und interessantem Storytelling bieten, fällt schnell auf, dass sich manche Produzenten und Studios in Hollywood scheinbar Gedanken darüber machen, nicht nur gutes Geld verdienen zu wollen, sondern mit ebenso guten Filmen auch ihr Ansehen bei den Kinogängern und Kritikern aufrecht zu erhalten. Dazu gehört sicherlich das Marvel-Studio, wo unentwegt Jungtalente an große Superhelden-Verfilmungen gelassen werden, aber auch 20th Century Fox, die mit Matt Reeves (Cloverfield) einen perfekten Mann gefunden haben, um ihr Sequel Planet der Affen – Revolution in Szene zu setzen.

Viele Jahre sind seit den Ereignissen in Planet der Affen – Prevolution vergangen. Die sogenannte Affengrippe, deren Ausbruch wir am Ende des ersten Teils sehen konnten, hat den größten Teil der Menschheit dahin gerafft. Die Affen haben schon seit zwei Wintern keine Menschen mehr zu Gesicht bekommen. Dann aber kommt es in ihren Wäldern zu einer Begegnung, bei der ein verheerender Schuss aus einer menschlichen Feuerwaffe fällt. Hier beginnt das Spiel der zwei Völker. Caesar, erneut im Motion Capturing Verfahren von Andy Serkis grandios zum Leben erweckt, misstraut den Menschen, findet aber in Malcolm (Jason Clarke) einen Freund und Verbündeten im Kampf um Frieden zwischen Affen und Menschen. Allerdings gibt es auf beiden Seiten Gegner dieses Zusammenschlusses.

Jason Clarke (als Malcolm, mitte) - Kodi Smit-McPhee (als sein Sohn, rechts daneben) - Enrique Murciano (als Kemp, ganz rechts) - Keri Russell (als Ellie, zweite von links) - Kirk Acevedo (als Carver, ganz links)

Kirk Acevedo (als Carver), Keri Russell (als Ellie), Jason Clarke (als Malcolm), Kodi Smit-McPhee (als Alexander), Enrique Murciano (als Kemp), v.l.n.r.

Bei dem von Menschen geschundene Koba (Toby Kebbell) stauen sich die Aggressionen immer mehr auf. Er zieht gar Caesars Sohn auf seine Seite, plant die Revolution innerhalb der Affen um den Menschenfreund zu stürzen. Auf der anderen Seite agiert Gary Oldmans Dreyfus mit manischer Panik. Er will die Menschen zu alten Zeiten zurückführen, sieht in den Affen lediglich Tiere, die sich der zivilisierten Welt entgegen stellen. Nur Caesar und Malcolm sowie einige Vertraute und Familien beider glauben an das Zusammenwirken von Menschen und Affen.

Matt Reeves handhabt diesen Konflikt mit immer wieder aufkommenden Stolpersteinen. Er schmeißt uns von Beginn an in eine dystopisch-städtische Urwaldlandschaft, die von Produktionsdesigner James Chinlund in bester Tradition an den alten Charlton Heston-Klassiker von 1968 kreiert wurde. Die Probleme zwischen Menschen und Affen können nicht auf alle Vertreter der jeweiligen Spezies verallgemeinert werden, da sind sich Menschen wie Affen sehr ähnlich. So sehr sich die Affen von den Menschen distanzieren möchten, so sehr nutzen sie doch auch die Erkenntnisse, die sie durch sie gewonnen haben. Die Zeichensprache, die Caesar in Planet der Affen – Prevolution durch James Francos Will Rodman erlernt hat, wird inzwischen von allen Affen genutzt. Ebenso sind sie der menschlichen Sprache mächtig und reiten Pferde, nutzen Schusswaffen. Und gerade Dreyfus, so sehr er durch einen kleinen Moment an Menschlichkeit gewinnt, ist das Tier der Menschen, der unkontrollierbar und unüberlegt handelt. Hier wird ein Krieg ausgetragen, der auf Befindlichkeiten von Individuen beruht.

Die Affen reiten auf Pferden

Die Affen reiten auf Pferden und nutzen Schusswaffen

Das sind harte Bilder. Hier werden tatsächlich Erinnerungen an Kriegsschauplätze aus den Nachrichten hervorgerufen. Wenn die Affen die letzte Bastion der Menschen stürmen, sehen wir wie Menschen und Affen auf den Straßen sterben. Koba sitzt mit zwei Maschinengewehren in den Krallen haltend auf einem Pferd, sein Gesicht zu einer Fratze verzogen, sein Schrei geht in Mark und Knochen. Dreyfus verschanzt sich hinter einer Barrikade, blickt zur Seite und sieht einen toten Jungen neben sich liegen. Er registriert es, es kümmert ihn nur nicht. Er will die Tiere tot sehen, koste es was es wolle.

Während Malcoms Freundin Ellie (Keri Russell) Caesars Frau von einer Krankheit heilt, und sich Menschensohn Alexander (Kodi Smit-McPhee) mit dem Lehrer-Orang-Utan Maurice anfreundet, sind es nun also vor allem diese Individuen Koba und Dreyfus, die den Krieg unumgänglich machen. In beiden manifestiert sich, was Caesar schon lange erkannt hat. Mensch und Affe sind sich gleich. Koba beherbergt die menschliche Grausamkeit ebenso in sich, wie Dreyfus das erbarmungslos-jagende Tier in sich trägt. Am Ende sind gar beide dazu bereit, ihre eigenen Völker zu opfern, um das jeweils andere auszulöschen.

Was Matt Reeves hier geschaffen hat, ist eine Metapher auf die Vernarrtheit in Waffengewalt, auf den Unsinn des Krieges, der nicht durch Völker, sondern zumeist durch deren Anführer in Gang gebracht wird. Reeves hat daraus einen wunderbar-verstörenden Science Fiction-Film werden lassen, bei dem die Handlung immer neue Richtungen einschlägt, die Bilder von Kameramann Michael Seresin (Harry Potter und der Gefangene von Askaban) eine düstere Dystopie zeigen und das Ende auf einen noch viel größeren Konflikt hindeutet.

Planet der Affen – Revolution
130 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 7. August 2014
im Netz: Offizielle Homepage zum Film
alle Bilder © Twentieth Century Fox of Germany GmbH


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