Paris, du & ich
Adriana Popecsu
cbt, 2016
978-3570172322
14,99 €
Romantik pur hatte sie geplant – eine Woche Paris bei ihrem chéri Alain. Doch angekommen in der Stadt der Liebe, muss die sechzehnjährige Emma feststellen, dass Alains »Emma« inzwischen »Chloé« heißt und sie selbst nun dumm dasteht: ohne Bleibe, ohne Kohle, aber mit gnadenlos gebrochenem Herzen. Ähnlich down ist Vincent, dem kurz vor der romantischen Parisreise die Freundin abhandengekommen ist, und den Emma zufällig in einem Bistro trifft. Zwei Cafés au lait später schließen die beiden Verlassenen einen Pakt: Sich NIE wieder so heftig zu verlieben. Und nehmen sich vor, trotz allem diese alberne Stadt der Verliebten unsicher zu machen, allerdings auf ihre Art. Paris für Entliebte – mit Chillen auf Parkbänken, Karussellfahren auf alten Jahrmärkten, stöbern in schrägen Kostümläden. Doch ob das klappt: sich in der Stadt der Liebe NICHT zu verlieben?
„Das Leben ist wie ein großes Puzzle. Wir alle sind kleine Teile eines großen Ganzen, man muss nur die Stelle finden, an die man gehört, und das Bild ergibt einen Sinn.“
Ist es nicht eine wunderbare Vorstellung, wenn alles im Leben einmal Sinn ergibt? Wenn wir am richtigen Ort sind, die richtigen Leidenschaften haben und den richtigen Menschen, der uns liebt?
Wenn wir ehrlich sind, jagen wir ein Leben lang genau dem hinterher: dem richtigen Moment. Emma hatte alles gefunden: ihre Liebe zu Hemingway, ihr schwarzen Notizbuch und die Liebe. Aber das Glück und die Hoffnung bleiben nicht bei ihr. In der Stadt der Liebe wird ihr das Herz gebrochen, sie ist am Boden zerstört und der Leser mit ihr.
Was sich liest wie eine simple Liebesgeschichte, in der es Hin und her geht, ist viel mehr. Voll gepackt mit wunderbaren Worten, Sätze und Gefühlen ist die Geschichte von Adriana Popescu einmalig. Sie hatte schon gewonnen, die Autorin, die ich noch nicht kannte. Alle sprachen von ihr, ich machte erst einmal (wie immer) einen großen Bogen um sie herum. Was verspricht der Hype? Werde ich enttäuscht? Ich gehe keine 0815-Liebschaften zu Büchern und Autoren ein. Kurze One-Book Lieben sind nicht mein Ding, ich brauche immer etwas handfestes, auch wenn es lange braucht bis ich wieder ein Buch der Autorin lese.
Enttäuscht hat sie mich auf den ersten Blick nicht. Die Liebe zur großen, turbulenten und doch ruhigen Stadt Paris hat sie nur gestärkt. Emma wirkt verloren in der Stadt, aber in solch einer Stadt passieren Wunder und überraschende Begegnung. Nur dort können sich einsame Herzen finden und sich nicht „verlieben“. Hört sich sehr widersprüchlich an, ist aber ein toll angelegtes Setting mit viel Romantik, die es eigentlich nicht geben soll. Die zweite Seele, die sich finden lässt, ist Vincent. Schwer enttäuscht von seiner Wahl der Freundin, gebeutelt, aber ein bisschen stärker als Emma. Sie bilden ein robustes Paar, gehen mit wachen Augen durch Paris und machen eine tolle Entwicklung durch.
Diese Entwicklung ist weder einfach und plump gestaltet worden, noch funktioniert sie gelöst voneinander. Beide wachsen mit ihren gemeinsamen Eindrücken, Gefühlen und halten sich gegenseitig. Es ist dennoch nicht einfach beide zu mögen, manchmal sind sie sehr hart gegenüber dem Leben eingestellt und sehr traurig. In anderen Momente verspürte ich so viel Lebenslust, dass ich auch wieder nach Paris möchte, um einfach nur zu sein.
Beginnend mit einem Brief und den zarten Herzen und Gefühlen zweier Personen, habe ich wehmütig das Buch zugeschlagen. Es war irgendwann vorbei – unausweichlich. Leider muss ich zugeben, dass es keine One-Book-Liebe ist. Da muss mehr her und ich hoffe, die Kurzgeschichte, „Paris, Clara& ich“, die ich noch lesen darf, befördert mich dort wieder hin: in das Gefühlschaos, das die Autorin perfekt gemacht hat ohne schmalzig zu sein.
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