Papiernes Nichts und binärer Code

Papiernes Nichts und binärer Code

Quelle: Westend Verlag

In Gefechtsstellung mit einer generalstabsmäßig nicht-exakten Wissenschaft.
Wolfgang Hetzer definiert in seinem Buch Finanzkrieg, das eigentlich als eine Sammlung mehrerer Essays angesehen werden sollte, die Ökonomie als eine nicht exakte Wissenschaft und stellt sich dem ökonomisierten Zeitgeist entgegen. Er analysiert apriorisches Wissen über so Selbstverständlichkeiten wie Geld und regt damit ungemein zum Nachdenken an. Nicht, dass er sich für ein Ende allen Geldes ausspricht - als Äquivalent wurde bis dato nichts besseres erfunden. Aber ob das Finanzielle wirklich einen solchen Verehrungs- und Ausschließlichkeitsstatus erhalten sollte, wie es in dieser Gesellschaft der Fall ist, darüber sinniert Hetzer durchaus.

Die exakte Vermessung wirtschaftlicher Betätigung von Menschen und der Wirkungsweisen des Geldverkehrs, hat sich einen wissenschaftlichen Überbau entworfen, der aber regelmäßig an der Wirklichkeit scheitert, glaubt Hetzer. Das Primat dieser Form der Vermesserung der Welt, nennt er den Finanzkrieg, der nebenher natürlich auch in die Sprache Einzug findet mit allerlei Militaria.
Doch was ist diese Weltsicht schon wert? Hetzer stellt die Vertrauensfrage und erklärt so, dass die einzige Grundlage des Geldes eben das Vertrauen aller ist. Das sei gewissermaßen die Natur des Geldes, der wir mehr oder minder unterworfen seien. Zwar sei das heutige Geld, das nicht mehr "vom Metallwert des Goldes akkreditiert" ist, nicht mehr als "papiernes Nichts und binärer Code" (Dieter Schnaas), aber alle vertrauen wir auf dieses "hexerische Versprechen der Selbstvermehrung". Das sei der "esoterische Kern unserer Wachstumsdoktrin" und "die Triebkraft unserer Finanzmarktgläubigkeit". Zwischen Psychiatrie und gängiger Ökonomie, wie man sie heute lehrt, scheint es nur wenig Unterschiede zu geben - der Finanzmarkt ist eine Tummelwiese esoterisch gläubiger Jünger, die an die ewigliche Potenzierungskraft des Geldes aus sich selbst zu glauben.
Hetzers Finanzkrieg bringt nicht die Klarheit des verwissenschaftlichen Überbaus zur Sprache. Wie sollte er das auch können? Die Prozesse der Wirtschaft lassen sich nur sehr vage in langen Zahlen ausdrücken - die der Vergangenheit leichter als die in der Zukunft. Aber genau das ist das Problem der Ökonomie, sie will gleich noch Kaffeesatzleserei sein, nennt das aber Wirtschaftspsychologie und fischt damit meist nur im Trüben. Rückgriffe auf andere sehr unpräzise Lehren wie die Demographie verschlimmern die Misere noch. Es ist letztlich wie im Krieg, meint Hetzer. Wahrheiten gibt es dort auch nicht - daher nennt er die Finanzmarktlastigkeit unserer Gesellschaft und Öffentlichkeit, in der nichts mehr Vorrang hat - außer vielleicht irgendwelche Indizes - folgerichtig einen Finanzkrieg.
So bietet Hetzer keinen Überblick, aber einige essayistische Denkanstöße. Ein weiteres "wissenschaftliches" Buch zur Krisenanalyse hätte die Welt auch nicht benötigt. Deswegen ist es auch verzeihlich, dass Hetzer manchmal die Krise des Kapitalismus eine Staatsschuldenkrise nennt. Damit irrt er, weil nicht die Staatsschulden die Krise verursachten. Aber wer die Welt ausdeutet, kann auch manchmal verkehrt liegen.
"Finanzkrieg. Angriff auf den sozialen Frieden in Europa" von Wolfgang Hetzer erschien im Westend Verlag.

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