Papa ist (nicht) so wichtig wie Mama

Die Rabenmutti fragte auf Twitter:

Viele fühlten sich angesprochen und es gab viel Zuspruch, Verständnis und viele ähnliche Erfahrungen wurden kundgetan, dass ich zum Schluss gar nicht mehr richtig folgen konnte. Deshalb werde ich einfach aus meiner bzw. unserer Erfahrung schreiben und kann vorweg schon sagen, dass es auf keinen Fall persönlich gegenüber dem Papa gemeint ist und dass es nicht immer so sein wird, WIRKLICH.

Aber ich fange mal vorne an:

Ich ging direkt nach dem Mutterschutz nach der Geburt der Großen wieder einen Tag pro Woche arbeiten, sodass sie 10 - 11 Stunden von mir getrennt war, bereits mit 8 Wochen. Sie war bei der Tagesmutter und meist holte ich sie ab. Als wir dann unsere Wohnung betraten, durfte ich sie nicht mehr vom Arm lassen, nicht um die Jacke auszuziehen, auf Toilette zu gehen, die Katzen zu füttern, usw. Wenn sie mal vom Papa abgeholt wurde, weil ich noch unterwegs war, brüllte sie solange, bis dass ich die Wohnung betrat. Das war natürlich für beide total anstrengend und es zerbrach mir so manches Mal das Herz, wenn ich anrief und fragte, ob alles ok ist und im Hintergrund das weinende Kind hörte oder den Schlüssel drehte und in zwei erschöpfte Gesichter sah, weil einfach alles versucht wurde und sie nicht aufhörte zu weinen.

Nach dem ersten Lebensjahr stockte ich meine Arbeitszeit auf und arbeitete 3 Tage pro Woche. Ich hatte mein Kind natürlich vorbereitet und ihr das gesagt, dass sie nun öfter zur Tagesmutter geht. Was passierte? Sie wurde erstmal krank, ziemlich lange sogar und wir durften insgesamt 2 Monate nicht mit anderen Kindern zusammen kommen, weil mein Kind sich mit etwas Neuem anstecken könnte, was dann wieder alles verzögerte.

Nach gut zwei Monaten, in denen wir nur zusammen waren, war natürlich das Drama entsprechend groß, als sie wieder zur Tagesmutter ging. Sie weinte und musste sich neu daran gewöhnen, von mir getrennt zu sein. Der Papa war uninteressant, weil sie eben von mir das Stillen, die Nähe, die Sicherheit bekam. Obwohl der Papa sie manchmal von der Tagesmutter abholte, oder hinbrachte, sobald ich da war, war ich die Nummer eins.

Ich wollte wieder schwanger werden - weil für mich klar war, dass mein Kind kein Einzelkind sein soll. Mein Mann wäre auch mit einem Kind (und sogar ohne KInd) glücklich gewesen, obwohl er es nicht mehr missen wollte. Als wir darüber sprachen, ich versuchte ihn zu überzeugen und es ungeklärt war, hatte die Große eine besonders schwierige Phase und ließ uns ihre Unzufriedenheit so sehr spüren wie nie zuvor. Erst als wir uns einig waren, ging es wieder besser. Kinder sind so sensibel und spüren sofort, wenn irgendetwas zwischen den Eltern steht. Und sofort ist Mama wieder gefragt - weil sie die Sicherheit, die Nähe, die Geborgenheit vermittelt, die sie von Anfang an kennen.

Als ich dann wieder schwanger war (was schon ziemlich lange dauerte, bis es überhaupt dazu kam, weil sie immer in meinem Arm und an meiner Brust liegen wollte nachts), klammerte sie noch mehr. Sie ließ mich nicht mehr aus den Augen und wollte viel getragen werden. Wir fuhren dann wegen ihrer Krankheit in Kur und hatten drei schöne intensive Wochen zusammen. Da war sie 1 Jahr und 9 Monate alt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Papa, weil sie sich dadurch noch mehr aus den Augen verlieren. Er konnte uns wegen der Entfernung nur einmal besuchen kommen für ein paar Stunden. Obwohl wir jeden Tag telefonierten, war es natürlich eine sehr lange Zeit für beide. Wir kamen zurück und ihre Freude hielt sich trotzdem in Grenzen, denn ich war ja auch da. Sie ist in der Kur sehr über sich hinaus gewachsen und hat eines Tages plötzlich die Kuscheltiere in ihr Bett gelegt und dort geschlafen - ohne sich zwischendurch zu melden oder zu mir zu krabbeln. Das klappte zu Hause auch ein paar Tage - dann kam sie wieder zu mir nachts und wollte auch wieder bei mir im Arm in unserem Bett einschlafen. Zum Glück hat der Papa nie etwas gegen diese Bedürfnisse des Kindes gesagt und war einverstanden, ihr das, was sie braucht, zu erfüllen.

Kurz nach ihrem Geburtstag war es dann an der Zeit, dass sie nicht mehr stillen wollte. Trotzdem wollte sie nur mit mir einschlafen, obwohl ich ihr immer wieder sagte, dass es sein kann, dass sie wenn das Baby kommt, bei Papa einschlafen muss, mitten in der Nacht zur Tagesmutter muss oder sie dann mit Papa allein zu Hause ist. Sie sagte immer ganz verständig ja, aber ich war mir nicht sicher, ob sie es wirklich versteht und es klappt, wenn es muss. Wenn ich da war, war ich ihre Nummer 1. Sie wollte nicht von Papa getragen werden, sondern von mir. Sie wollte nicht mit Papa spielen, sondern mit mir, sie wollte nicht von Papa was trinken, sondern von mir. Wenn er sie mal tragen durfte, war das wie ein 6-er im Lotto. Sie zeigte ihren Willen, ihre Entscheidungskraft und auch ganz klar, was sie wollte und was nicht.

Plötzlich die Wendung, etwa 2 Tage vor der Geburt: Sie ging zu Papa in den Arm abends, spielte mit ihm, fragte ihn, ob er mitkommt, wenn wir irgendwohin gingen, weinte, wenn er zur Arbeit ging, freute sich, wenn er nach Hause kam und signalisierte, dass sie mit will, wenn er irgendwohin ging. Als wenn sie gespürt hätte, dass Mama nun bald für jemand anders gebraucht wird und auch die anstehende Geburt.

Als dann das Baby da war, war sie während ich im Krankenhaus war auch ganz tapfer und ließ sich auf den Papa ein. Klar - sie hatte keine Wahl, ich war ja nicht da. Beim Abschied im Krankenhaus weinte sie jedes Mal, aber dann ließ sie sich ganz unkompliziert ins Bett bringen und schlief gut in seinem Arm ein. Zu Hause war es mir dann wichtig, das Kuscheln mit ihr erstmal nachzuholen. Ich ging auf all das ein, was sie brauchte, sie durfte immer dabei sein beim Stillen und Wickeln und ich widmete ihr mehr Aufmerksamkeit als dem Baby, das viel mehr Papa-Zeit hatte als die Große zu Baby-Zeiten. Er trug sie herum, schob den Kinderwagen, hatte sie im Tragetuch, wickelte und kümmerte sich ganz toll um sie. Manchmal wollten auch beide gleichzeitig meine Aufmerksamkeit - aber wofür hab ich denn 2 Arme? Diese Zeit hielt sich wirklich in Grenzen und beschränkte sich größtenteils auf den Abend, wenn ich beide gleichzeitig zum Einschlafen brachte. Das ist bis heute so geblieben, wobei es auch einzelne Tage gibt, an denen die Große verlangt, dass der Papa sie ins Bett bringt, nicht ich. Er hat dann eben beide Arme frei für sie, liest ihr voll konzentriert vor, während ich immer mit einer Brust zum Baby gewidmet bin, usw. Ich finde es so schlau, dass sie sich jetzt langsam mehr dem Papa zuwendet. Und das Baby freut sich jedes Mal, wenn der Papa nach Hause kommt, wie ein Schneekönig. Da merkt man echt, dass da von Anfang an ein Band entstanden ist. Auch von der Kleinen ist es ziemlich schlau, schon als Baby mit dem Papa vorlieb zu nehmen, damit die Mama für das große Kind die Arme frei hat. Er ist derjenige, der frei ist und ihr die volle Aufmerksamkeit schenken kann, während sie bei Mama eben nur geteilte Aufmerksamkeit bekam, weil die Große so viel davon brauchte.

Papa ist (nicht) so wichtig wie Mama

Inzwischen spielt die Große manchmal Baby und möchte vom Papa in Wiege-Position getragen werden, möchte auf dem Hochstuhl vom Baby sitzen oder sogar in den Kinderwagen. Wenn es nicht gerade unmöglich ist, erfüllen wir ihr dieses Bedürfnis, weil ich sicher bin, dass sie nicht ihr Leben lang danach verlangen wird. Die beiden Geschwister wachsen zusammen und auch die Kleine wird irgendwann groß, sodass die Große keinen Grund hat, ein Baby sein zu wollen. Wenn sie dieses "Ich will ein Baby sein" äußert, signalisiert mir das, dass ich ihr vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit gebe. Die Entthronung hat sie zwar gut verkraftet, aber ab und zu äußert sich so eben die Eifersucht. Und ich finde, es könnte viel schlimmer sein. Mein Kind zieht daher die Energie, wenn ihr geholfen wird, sie wahrgenommen wird und auch wenn sie es schon alleine kann, wir ihr zur Verfügung stehen. Das habe ich erst durch den Artikel über die fünf Arten von Liebe gelernt.

Papa ist (nicht) so wichtig wie Mama Fazit:

Irgendwann wird es besser. Wenn das Kleinkind genügend Mama 'getankt' hat, widmet es sich von ganz allein dem Papa. Denn Mama ist eben die, die es von Anfang an kennt, die Geborgenheit und Sicherheit spendet, weil sie es ist, die das Kind von Anfang an kennt. Es ist natürlich eine harte Zeit, die der Papa bis dahin durchmacht. Denn es tut weh, abgelehnt zu werden und sich nicht geliebt zu fühlen. Das Schlimmste ist, es persönlich zu nehmen, denn dadurch steigt die Unzufriedenheit, was das Kind auch wieder spürt und sich noch mehr an Mama klammert. Ich bewundere den Papa meiner Kinder, wie er es vorbehaltlos akzeptiert hat, wenn er abgelehnt wird, ohne auch nur in geringster Weise seine Enttäuschung darüber zu zeigen. Ich weiß nicht, ob ich als Mama das so geschafft hätte, wenn sie sich an den Papa geklammert hätten.

Auf dem Blog "Gewünschtestes Wunschkind" gibt es wie in vielen anderen Artikeln auch zum Thema "Ablehnung des Papas im Beisein der Mama" bzw. etwas allgemeiner gehalten mit "Nummer2" gute Erklärungen, Tipps und hilfreiche Strategien, um auch als Nummer 2 nicht zu verzweifeln. Da es eine Blogparade war, haben sich auch einige Blogger verlinkt und ihre Artikel dort verlinkt. Deshalb ist es eine gute und lesenswerte Übersicht.

Liebe Yasmin, ich wünsche Euch als Eltern Klarheit und eine Entscheidung, die auch das Kind gelassener stimmen wird. Ich wünsche Dir, dass sich Dein Wunsch nach einem zweiten Kind erfüllt und Dein Mann einverstanden ist bzw. nicht nur einverstanden, sondern sich darauf freut. Ich wünsche Euch als Paar, dass Ihr zusammenhaltet und trotzdem noch Zeit für Euch habt. Ich wünsche Deinem Mann, dass das große Kind sich wie bei uns von allein an ihn 'klammert', wenn Du Dich gerade um das Baby kümmern musst und dass sich das Baby unkompliziert an ihn klammert, wenn Du dem großen Kind die Aufmerksamkeit gibst, damit sie die Entthronung besser verarbeiten kann. Das gleiche wünsche ich Dir als Mama natürlich auch, damit Du nicht dauerhaft zwei Kinder an Dir kleben hast, sondern immer mindestens eins freiwillig zum Papa geht. Ich wünsche Euch die nötige Gelassenheit, dem Kinderwunsch nachzugeben ohne Zwang und Druck. Die Natur wird das sicherlich so machen, dass es gut für Euch alle passt. Und ich wünsche mir, dass ich Euch mit meinem Artikel helfen konnte und Dein Mann sich nicht abgelehnt fühlt, sondern verinnerlicht, dass es der Verlauf der Dinge in ganz vielen Familien ist, dass die Mama zuerst die Hauptperson für das Kind ist. Das innere Band, das in den 9 Monaten der Schwangerschaft, angelegt wird, ist durch nichts zu ersetzen - sodass der Papa meist einen kleinen Nachteil hat. Ich bin sicher, dass sich das später relativiert und der Papa dann viel wichtiger ist als die Mama (weil es doch viel cooler ist, mit Papa durch die Gegend zu laufen oder fahren als mit Mama, oder?).

Alles Gute für Euch und auch alle anderen Leserinnen und Leser!

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