Im Zuge der Liberalisierung der osteuropäischen Finanzwelt nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems, haben sich vor allem die österreichischen Banken stark in dieser Region engagiert. Doch die eingegangenen Risiken sind gewaltig. Ganz zu schweigen von den Milliardenhaftungen der Bundesländer für die Landesbanken.
Nicht nur die notverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria ist im ehemaligen Ostblock finanziell aktiv – auch die anderen Institute der Alpenrepublik witterten im "wilden Osten" das dicke Geschäft. Und nun sitzen sie auf einem Milliardenberg an faulen Krediten.
Faule Ostkredite
Nach Angaben des Firmenberaters PricewaterhouseCoopers haben alleine die 6 größten österreichischen Banken fast 46 Milliarden Euro an notleidenden Krediten in den Büchern stehen. Bei einer Gesamtkreditvergabesumme von etwa 400 Milliarden Euro sind das satte 11,5%. Angesichts einer Eigenkapitalquote von unter 6% droht hier ein finanzielles Fiasko.
Die höchste Wachstumsrate an "nicht bedienten Krediten" (non performin loans) weisen hierbei Slowenien, Rumänien und Ungarn auf. Besonders betroffen von den steigenden Risiken ist hierbei die Raiffeisen Bank International, welche mit 55 Milliarden Euro ganze zwei Drittel ihres Gesamtkreditvolumens in Osteuropa involviert ist. Die Bank Austria ist mit 70 von 132 Milliarden Euro an Krediten immerhin noch mit 53%, und die Erste Group mit 48 von 132 Milliarden Euro auch noch mit 36% in dieser Region aktiv.
Haftungen der Bundesländer
Allerdings schlummern nicht nur im Osteuropageschäft gewaltige Risiken für die Banken – und somit auch für die Kunden und die Steuerzahler. Der Kärntner Hypo-Skandal hat dazu geführt, dass die Hypo-Landesbanken in ganz Österreich unter die Lupe genommen wurden. Insgesamt haften die Bundesländer mit unglaublichen knappen 50 Milliarden Euro für die Kredite der Landesbanken. Das sind im Schnitt 16.800 Euro pro Einwohner.
Salzburg und das Burgenland sind hierbei die einzigen Bundesländer, welche nicht mit Milliardensummen für die Landesbanken haften. Die Stadt Wien haftet übrigens für Kredite der Bank Austria, welche inzwischen zur italienischen UniCredit gehört. Selbst das angeblich so sparsame und risikobewusste Bundesland Vorarlberg haftet demnach mit dem Vierfachen des Landesbudgets für Kredite der Hypo Vorarlberg. Der einzige Lichtblick: Aufgrund von EU-Regelungen die solche Haftungen aus Wettbewerbsgründen verbieten, wird das Risiko für die Landesbudgets von Jahr zu Jahr geringer. Angesichts der immer noch sehr labilen Lage auf den Finanzmärkten ist dies jedoch nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, denn eine jederzeit mögliche neue Bankenkrise könnte das österreichische Haftungssystem fordern. Und dann, ja dann darf auch die Alpenrepublik unter den ESM-Rettungsschirm flüchten.
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