Liebe Leser,
gestern habe ich Panorama geschaut und ich bin über die gezeigten Bilder zutiefst schockiert. Gezeigt wird ein Video des amerikanischen Militärs im Einsatz im Irak. Gefilmt wird aus einem Kampfhubschrauber und zeigt Angriffe an irakische Zivilisten und sogar Kinder fallen den Schüssen zum Opfer. Ein vermeintlicher Terrorist mit Waffe entpuppt sich als Journalist von Reuters. Er überlebt zunächst den Angriff und liegt schwerverletzt auf dem Gehweg. Zufällig kommt ein Vater mit zwei Kindern im Auto vorbei. Er möchte nur helfen, aber er wird, wie auch die Kinder und der Journalist brutal erschossen. Es folgen noch zynische Kommentare der Schützen.
Diese Szenen sind laut den Genfer Konventionen nicht zulässig und müssen daher als Kriegsverbrechen angesehen werden. Es folgt eine interne Ermittlung des Militärs, aber das Ergebnis steht offensichtlich bereits fest. Das Ergebnis ist, dass alles normal verlaufen ist. Wer diese Bilder sieht, kann das unmöglich für normal halten.
Dass wir diese grausamen Bilder sehen können, verdanken wir der Plattform Wikileaks. Vor einem Jahr hat der Soldat Bradley Manning das Video dort eingestellt. Seitdem sitzt er in Einzelhaft in den USA. Laut Besuchern ist es Bradley Manning nur für eine Stunde am Tag gestattet die Zelle zu verlassen. Er darf dann in einem anderen Raum mit Fußfesseln für eine Stunde im Kreis gehen. Hier findet meiner Meinung nach das zweite Verbrechen statt, in dem der Gefangene bewusst seelisch gefoltert wird. Ihm wird Geheimnisverrat vorgeworfen, es droht sogar die Todesstrafe.
Ich bin sprachlos, fassungslos, angewidert. Seit dem Bericht habe ich stets diese Bilder vor Augen, die an eine Passage eines Ego-Shooters erinnern. Nur das es hier um reale Personen geht.
Es braucht mehr mutige Menschen wie Bradley Manning, die Fehlverhalten irgendeiner Art öffentlich machen.
Den Bericht von Panorama vom 10.02.2011 im Ersten gibt es hier.
Liebe Grüße,
Dirk